Bleibelastungen im Boden
Als eine erste Maßnahme nach Bekanntwerden möglicher Bleibelastungen des Bodens rund um Höchstspannungsstrommasten werden nun landesweit alle betroffenen landwirtschaftlichen Flächen vorsorglich gekalkt. Darauf hat sich gestern eine Arbeitsgruppe geeinigt, deren Gründung Umweltminister Eckhard Uhlenberg veranlasst hatte. Der Energieversorger RWE hatte das Umweltministerium im Juni darüber informiert, dass es rund um ältere Strommasten des Unternehmens zu Bleibelastungen
im Boden kommen kann, da diese in der Vergangenheit zum Teil mit bleihaltigen Rostschutzmitteln gestrichen wurden. Dies hatten Stichprobenuntersuchungen im Auftrag von RWE ergeben. Der Minister hat daraufhin Experten des Ministeriums, des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), der Landwirtschaftskammer, der kommunalen Spitzenverbände sowie der Energieversorger zusammengerufen, um ein landesweit einheitliches Vorgehen abzustimmen.

3.000 Masten sind betroffen
Gekalkt werden nun zunächst vorsorglich alle Flächen, auf denen RWE Masten im fraglichen Alter stehen. Der bleihaltige Anstrich wurde vor allem vor 1960 eingesetzt. Die prophylaktische Kalkung erfolgt in einem Radius von 40 Metern rund um die Masten und kann nach der jeweils anstehenden nächsten Ernte erfolgen. Nach Angaben von RWE sind landesweit etwa 3.000 Masten auf landwirtschaftlichen Flächen betroffen. Blei, das im Boden ohnehin relativ immobil ist, kann durch Kalk zusätzlich gebunden werden. So wird verhindert, dass es über Pflanzen in die Nahrungskette gelangt. Die Wirksamkeit der Maßnahme wird durch Pflanzenuntersuchungen überprüft, die der von RWE beauftragte Gutachter durchführen wird.

Weitere Untersuchungen wurden veranlasst
Da der fragliche Rostschutzanstrich in der Vergangenheit deutschlandweit eingesetzt wurde, haben auch E.ON Netz und E.ON Westfalen Weser zugesagt, entsprechende Untersuchungen ihres Stromnetzes zu veranlassen und die Behörden zeitnah zu informieren. E.ON Netz und die E.ON Regionalversorger wie E.ON Westfalen Weser haben bereits in der Vergangenheit stichprobenartig Bodenproben aus dem Umfeld von Stahlmasten entnommen. Dabei wurden bisher keine erhöhten Bleiwerte festgestellt. Auch RWE wird weitere Untersuchungen in Auftrag geben, in einem nächsten Schritt soll geprüft werden, ob es auch
bei ehemaligen Standorten von Masten zu einer Bleibelastung gekommen ist.

PAK oder PCB Belastungen möglich
Darüber hinaus wird entsprechend den gutachterlichen Empfehlungen nun untersucht, ob Anstriche aus den 60er und 70er Jahren auch PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) oder PCB (Polychlorierte Biphenyle) enthalten. Sollte dies der Fall sein, wird in einem nächsten Schritt geprüft, ob diese Stoffe ebenfalls in den Boden gelangt sind. Das Umweltministerium begrüßt ausdrücklich die Kooperationsbereitschaft der Energieversorger. Eng läuft auch die Zusammenarbeit zwischen RWE und den Behörden in den Fällen, in denen in Frage kommende Masten in sensiblen Bereichen stehen, also etwa auf Privatgrundstücken. NRW-weit sind dies nach bisherigen Erkenntnissen zwölf Masten, über deren genaue Standorte RWE die Behörden vor Ort bereits kurz nach Bekanntwerden der möglichen Belastung informiert hat. Zurzeit werden vor Ort von den Behörden gemeinsam mit RWE und den Betroffenen Ortsbegehungen durchgeführt, in denen individuelle Maßnahmen abgestimmt werden. Damit die Kommunen als zuständige Untere Bodenschutzbehörde eine Grundlage für ein einheitliches Vorgehen bei der Maßnahmenumsetzung
sowohl für die sensiblen als auch die landwirtschaftlichen Flächen haben, wird das LANUV im Auftrag der Arbeitsgruppe auf Basis der bisher vorliegenden Daten sowie auf Grundlage von Erfahrungen mit anderen Bodenbelastungsfällen Handlungsempfehlungen erarbeiten. Diese sollen kontinuierlich um die neuen Untersuchungsergebnisse ergänzt werden. Die Arbeitsgruppe wird sich im September zu ihrer nächsten Sitzung treffen.

— — —

Nachwuchswissenschaftler kommen nach NRW
Die vier weiteren Nachwuchswissenschaftler, die über das Rückkehrerprogramm nach Nordrhein-Westfalen kommen, stehen fest. Die zweite Gruppe mit vier jungen Spitzenforschern, die über das Rückkehrerprogramm nach Nordrhein-Westfalen kommen, steht fest. Eine Nanowissenschaftlerin und drei Nanowissenschaftler, die bislang an der Universität Genf in der Schweiz, an der Stanford University, dem Naval Research Laboratory in Washington und an dem Jackson Laboratory in Maine tätig waren, werden ab dem Wintersemester an einer nordrheinwestfälischen Universität ihrer Wahl ihre eigene Forschergruppe aufbauen. Für jeden Nachwuchswissenschaftler stellt das Innovationsministerium in den kommenden fünf Jahren 1,25 Millionen Euro zur Verfügung. Von den insgesamt 16 Bewerbern haben neun ihre Forschungsarbeiten bei dem zweitägigen Auswahlsymposium in Düsseldorf vorgestellt.

Jury entschied über Gewinner
Die Entscheidung für die vier Gewinner traf eine internationale Expertenjury. „Nordrhein-Westfalen heißt die besten Köpfe willkommen“, sagte Innovationsminister Pinkwart. „Ohne Nachwuchs fehlt der Zukunft das Fundament“. Das Rückkehrerprogramm ist im vergangenen Jahr gestartet und konzentriert sich auf die Zukunftsfelder des Landes: Lebenswissenschaften, Nano/Mikro/Neue Werkstoffe, Energie und Medizinforschung/ Medizintechnik. Die erste Ausschreibung richtete sich an junge Lebenswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die ersten vier Forscher sind seit diesem Sommersemester an den Universitäten in Bochum, Bonn und Münster aktiv. Im kommenden Jahr wird das Programm mit einer weiteren Ausschreibung in einem anderen Zukunftsfeld fortgesetzt. Voraussetzung für die Bewerbung im Rückkehrerprogramm ist eine mindestens zweijährige Forschungstätigkeit im Ausland und ein herausragendes wissenschaftliches Profil.

Die vier ausgewählten promovierten Spitzenforscher sind:
– Jörg Bewersdorf (37)
Forschungsschwerpunkt: Optimierung der 3D-Lichtmikroskopie
Physiker am The Jackson Laboratory, Maine, USA
(zuvor: Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen)

– Michael Scheibner (33)
Forschungsschwerpunkt: Untersuchung künstlicher Moleküle
Physiker am Naval Research Laboratory, Washington DC, USA
(zuvor: Universität Würzburg)

– Janine Splettstößer (30)
Forschungsschwerpunkt: Elektronische Eigenschaften von Nanosystemen
Physikerin an der Université de Geneve, Genf, Schweiz
(zuvor: Universität Bochum)

– Thomas Taubner (33)
Forschungsschwerpunkt: Neue Mikroskopieverfahren in der
Nanooptik Physiker an der Stanford University, Stanford, USA
(zuvor: Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried)

Das Rückkehrerprogramm ist Teil der gezielten Nachwuchsförderung des Landes, zu der auch das „Junge Kolleg“ an der Akademie der Wissenschaft und die Doktorandenausbildung an den Forschungsschulen gehören.

Sprachcamps werden immer beliebter
Ferienzeit ist freie Zeit. Oder? Dass im Urlaub auch Lernen Spaß machen kann, können Kinder in Sprachcamps erleben, die in den Sommer und Herbstferien an vielen Orten Nordrhein-Westfalens angeboten werden. Sprachcamps vermitteln Sprache nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern eher auf spielerische Art. Kulturpädagogische Methoden stehen im Vordergrund. Sie helfen den Kindern, Sprache ganz ungezwungen zu erlernen, mithilfe von Alltagsgegenständen oder Alltagserfahrungen etwa. In der Praxis sieht das so aus: Kinder üben Theaterstücke oder proben Musikaufführungen, gestalten kunstpädagogische Projekte oder besuchen einen Zoo. Die Vielfalt der Möglichkeiten, der Phantasie auf die Sprünge zu helfen und miteinander ins Gespräch zu kommen, ist schier grenzenlos. Zurzeit finden solche Camps in Köln und Bielefeld statt. Die nächsten Angebote gibt es während der Herbstferien in Duisburg, Herten, Herne, Köln, Gelsenkirchen und Ostwestfalen-Lippe.

Ein weitere Integrationsbeitrag
Es sind vor allem Kinder mit Zuwanderungsgeschichte, die die Camps in Stadtnähe nutzen, Freizeit und Lernen miteinander zu verbinden. Kinder- und Jugendminister Laschet würdigte die Arbeit der Sprachcamps als wichtigen Beitrag zur Integration in Nordrhein-Westfalen. „Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Wer unsere gemeinsame Sprache Deutsch schon im Kindesalter lernt und gut beherrscht, hat es im späteren Leben leichter – in der Schule, bei der Ausbildungsplatzsuche, am Arbeitsplatz ebenso wie im sozialen Leben." Insgesamt nehmen an den Camps in diesem Jahr 992 Kinder teil enorme Steigerung seit 2004, als sie zum ersten Mal angeboten wurden. Damals waren es 120 Kinder bei einem Fördervolumen von 80.000 Euro. 2008 finanziert das Land 21 Sprachcamps mit insgesamt 625.000 Euro. Fünf finden in den Sommerferien statt und 16 in den Herbstferien. Laschet: „In der Gemeinschaft freiwillig zu lernen bedeutet auch, soziale und kulturelle Fähigkeiten frühzeitig zu erwerben. Das ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung und fördert die Teamfähigkeit." Die Arbeit in den Sprachcamps könne aber das Sprechen und Üben der deutschen Sprache im Elternhaus nicht ersetzen. „Im Elternhaus werden die Grundlagen für ein gelingendes Leben in unserer gemeinsamen Heimat Nordrhein-Westfalen gelegt", so Laschet.
                          
[jb; Quelle: Landesregierung NRW]