Reduktion auf das Wesentliche
„Ich in Deutschland (West)“ lautet der Titel des großformatigen Gemäldes von A.R. Penck. Das Museum Ludwig zeigt das Bild aus der eigenen Sammlung ab dem 17. August 2010 im Treppenhaus in der ersten Etage. Dort nimmt das sechs mal zwölf Meter große Werk eine gesamte Wand für sich ein. „Es war ein riesiger Aufwand das Gemälde aufzuhängen“, erklärte heute Anne Buchholtz, Sprecherin des Museums Ludwig. Drei Flaschenzüge, gehalten von jeweils mehreren Männern waren nötig. Penck entwickelte seine Arbeit 1984 in 35 ununterbrochenen Arbeitsstunden für die Großausstellung „von hier aus“, die 1984 in den Messehallen in Düsseldorf stattfand.

Vier Jahre zuvor war Penck aus Ostdeutschland in den Westen übergesiedelt. In seinem Werk verarbeitet er nicht nur die deutsche Gesellschaft, sondern auch das Existieren in dieser Kultur, Sexualität und Macht, Politik und Kirche, Leben und Tod. Die einzelnen Darstellungen und Motive sind dabei nicht als durchgehende Erzählung gemeint. Dennoch lässt das Gemälde in eine rechte und eine linke Hälfte trennen. Die linke Bildhälfte weist dabei biographische Züge auf. So kann die kniende Figur unten rechts als Selbstportrait von Penck verstehen. Über und neben ihm werden Symbole des Lebens und des Todes betont. Die linke Hälfte ist abstrakter gehalten und lässt sich als Kritik an den Systemen betrachten. Den Übergang beider Hälften bildet die zeigende Frau im oberen Teil des Bildes.


Foto: "Science Fiction aus Filz" –
Penck-Ausstellung im Museum Ludwig


Science-Fiction aus Filz
Neben dem großformatigen Gemälde präsentiert das Museum Ludwig verschiedene Leihgaben. Darunter befinden sich vier Bilder mit dem Titel „Standart – Prä – Standart“ aus dem Jahr 1995 sowie zehn Filz-Skulpturen aus den achtziger Jahren. Die bunten Filzobjekte tragen Namen wie „Transformer“, „Replikator“ und „Eliminator“ und sind als Science-Fiction-Maschinen gedacht. Ihre Titel stehen konträr zur rundlichen fast organischen Form und Weichheit des Materials. Gemein ist allen Werken Pencks die Reduktion auf das Wesentliche und das Spiel mit Polaritäten.

A.R. Penck wurde 1939 als Ralf Winkler in Dresden geboren. In der Bundesrepublik war er bereits ein Jahrzehnt als Künstler bekannt, während er in der DDR noch als Heizer, Nachtwächter, Briefträger und Kleindarsteller sein Geld verdiente. 1980 siedelte er nach Westdeutschland um. Heute lebt er in Dublin. Sein Pseudonym ist dem Namen eine Geologen und Eiszeitforschers entlehnt.

Infobox:
Penck – Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
Ab 17. August 2010
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag (inkl. Feiertage): 10 – 18 Uhr
jeden ersten Donnerstag im Monat: 10 – 22 Uhr
montags geschlossen

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung