“Wir sind friedlich, was seid ihr“
Erst flogen Plastikflaschen, kleine Holzstücke und Tannenzapfen. Laut gröhlend stürmten dann die „Störer“ auf die Beamten ein, beschimpften und schubsten sie. Was hier ernst aussah, war eine praktische Ausbildungsmaßnahme für die neue mobile Kontroll- und Überwachungseinheit – kurz MKÜ. Die „Störer“ waren Auszubildende der Bundespolizei  im ersten Jahr, verhüllt in schwarze Kapuzenpullover, robuste Stiefel und tief in die Gesichter gezogenen Kappen. Mit den Parolen von Demonstranten kannten sie sich dennoch bereits bestens aus. Und so sangen sie heute mitten auf dem Polizeigelände in Köln-Dellbrück Parolen wie „Wir sind friedlich, was seid ihr“ oder „Haut ab, ihr Scheißbullen“. Dass sie selbst vor einem Jahr den Weg einer Polizeibeamten-Laufbahn eingeschlagen haben, glaubte man ihnen in diesem Moment kaum.

Zimperlich durfte keiner sein
Angetrieben von den Einsatzleitern stürmten die Auszubildenden, die alle zwischen 17 und 25 Jahre alt sind, immer wieder auf die Kollegen ein. Die mussten heute beweisen, was sie in den vergangenen Monaten gelernt hatten: Ruhe bewahren und bloß nicht provozieren lassen. Schnell hatten sie die Störer eingekesselt. An ein Entkommen war für die nun nicht mehr zu denken. Während ein Trupp die Gruppe umschloss, stürmten immer wieder vier bis fünf Beamte in den „Mobb“ und nahmen einzelne Demonstranten fest. Zimperlich durfte dabei keiner sein. Denn die Beamten griffen richtig zu, schubsten und kniffen auch mal, bis der Störer festgenommen am Boden lag. Schließlich sollte der Ernstfall geprobt werden. Und der bedeutet für die MKÜ, für Sicherheit auf Demonstrationen oder bei Fußballspielen zu sorgen. Verletzt wurde bei der Übung heute niemand, aber den ein oder anderen blauen Fleck wird wohl so mancher davon getragen haben. Trotz allen ernstes hatten die Auszubildenden richtig Spaß daran.

Infobox: Die neue MKÜ
Seit etwa einem Jahr werden rund 100 Polizeibeamte zu der neuen MKÜ ausgebildet. Die wurde im Zuge der Neuorganisation der Bundespolizei in Nordrhein-Westfalen für spezielle Lagen eingerichtet. Eingesetzt werden sollen sie künftig etwa bei Versammlungen, Fußballspielen, aber auch bei der Luftsicherheit und Grenzkontrollen in ganz Nordrhein-Westfalen. Die MKÜ ist unmittelbar der Bundespolizeibehörde Sankt Augustin unterstellt. Vier ihrer Einsatzzüge sind in Köln-Dellbrück untergebracht, weitere Einsatzzüge sind in Kleve stationiert. Heute traf die gesamte Einheit erstmals zusammen. Geprobt werden sollten daher insbesondere die Abstimmung der Züge untereinander und die Arbeit als ein Team.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung