Köln | Vom 12. Juni bis 1. November zeigt das Römisch-Germanische Museum Köln eine Sonderschau dem Thema Medizin im römischen Köln. „Medicus – Der Arzt im römischen Köln“ zeigt dabei chirurgische Instrumente, präparierte Schädel und allerlei medizinisches und kosmetisches Besteck aus 16 sogenannten römischen Arztgräber aus Köln. Ergänzt wird die Ausstellung durch Leihgaben anderer Museen.

16 römische Arztgräber in Köln – in keiner anderen Stadt des Römischen Reichs nördlich der Alpen haben Archäologen so viele Nachweise von Medizinern in der Antike gefunden wie hier. Neben Allgemeinmedizinern lassen sich Chirurgen, Augenärzte, Pharmazeuten und sogar ein Tierarzt nachweisen. Zahlreiche medizinische Bestecke und Geräte in den Sammlungen des Römisch-Germanischen Museums (RGM) belegen die Arbeit weiterer Ärzte in der Colonia.

Bild: Grabbeigaben eines Chirurgen, Internisten und Pharmazeuten aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., gefunden in der Richard-Wagner-Straße in Köln.

Zum ersten Mal präsentiert eine Ausstellung im RGM jetzt alle Kölner Arztgräber gemeinsam. Die Grabstätten von Ärzten und auch Ärztinnen aus römischer Zeit sind ein besonderes Phänomen. Keine andere Berufsgruppe ist so gut an ihren Grabbeigaben erkennbar wie Mediziner. Warum Ärzte ihre Instrumente mit ins Grab erhielten, ist indes nicht überliefert.

Highlight: Operationsbesteck für Schädelöffnung

Ergänzt wird die Ausstellung durch Leihgaben anderer Museen. So auch ein Trepanations-Besteck aus dem 2. Jahrhundert nach Christus – ein Operationsbesteck zur Schädelöffnung aus einem Chirurgengrab aus Bingen am Rhein, dem umfangreichsten aller römischen Arztgräber – ein Highlight der Sonderschau.  Ebenfalls zu sehen: Bestattungsbeigaben eines Zahnarztes und einer Zahnärztin aus Wederath-Belginum in Rheinland-Pfalz.

Bild: Operationsbesteck zur Schädelöffnung aus einem Chirurgengrab aus Bingen am Rhein

Wissenschaftlich ausgebildete Ärzte erreichten das römische Köln zusammen mit den Legionären des Imperium Romanum. Später folgten zivile Mediziner und Medizinerinnen in die neue aufstrebende Stadt am Rhein. Der damalige medizinische Versorgungsgrad lasse sich aufgrund der Häufung der in Köln gefundenen Arztgräber mit der heutigen Zeit vergleichen, so Marcus Trier, Leiter des Römisch-Germanischen Museums. Trier schätzt die Anzahl der Ärzte, die im Laufe der 400 Jahre dauernden römischen Kaiserzeit in Köln gelebt und gearbeitet haben, auf mehrere hundert.  

Die Ausstellung, kuratiert von Marion Euskirchen, widmet sich auch den Nachfolgern römischer Berufsmediziner in Mittelalter und Neuzeit. So ist auch ein Chirurgenbesteck aus dem 19. Jahrhundert zu sehen.

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Medicus – Der Arzt im römischen Köln
Sonderschau
Römisch-Germanisches Museum

Die Ausstellung ist vom 12. Juni bis 1. November 2015 täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, jeden ersten Donnerstag im Monat von 10 bis 22 Uhr. Öffentliche Führungen gibt es jeden Dienstag um 15.30 Uhr.

Eintritt: 9 Euro, ermäßigt 5 Euro.

Begleitprogramm:

Samstag, 25. Juli 2015, 14.30 Uhr
Führung „Von Aesculap zu Apollonia“ mit der Kuratorin Dr. Marion Euskirchen und Dr. Beate Schneider.

Donnerstag, 6. August 2015 (KölnTag), 16-20 Uhr
Führungen nicht nur für Erwachsene: 50 Jahre Museumsdienst Köln – Jubiläumsveranstaltung in der Sonderausstellung „MEDICUS – Der Arzt im römischen Köln“

22. Oktober 2015, 18.30 Uhr
Vortrag „Neue Forschungen und Entdeckungen. Römische Arztgräber in Köln“ von Dr. Marion Euskirchen

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Vom 12. Juni bis 1. November zeigt das Römisch-Germanische Museum Köln eine Sonderschau dem Thema Medizin im römischen Köln unter dem Titel „Medicus – Der Arzt im römischen Köln“