Das Foto aus der Wikimedia zeigt ein Grafitti aus der Serie „Kölner Totentanz – Memento Mori“ von Harald Naegli aus dem Jahr 1980 (vom Künstler erneuert 1989) an der Westfassade von St. Cäcilien Köln. Das Foto entstand am 3. November 2010 durch den Kölner Fotografen Raimond Spekking vor der Reinigungsaktion der AWB. Foto: By © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12130368; Kunstwerk: Harald Naegli

Köln | Köln war im ausklingenden vergangenen Jahrhundert die Kunstmetropole Deutschlands. 1980 war der „Sprayer von Zürich“ in Köln zu Gast und sprayte seinen Kölner Totentanz. Der „Sprayer von Zürich“ Harald Oskar Naegli war damals so etwa wie der heutige „Banksy“ nur, dass man ihn kannte. Jetzt haben die Kunst-Banausen von der Stadt Köln sowie der Abfallwirtschaftsbetriebe in ihrer Säuberungswut ein Kunstwerk aus der Serie „Totentanz“ beschädigt. Die Frage lautet: Warum leistet sich Köln eigentlich ein Kulturamt mit einem Beigeordneten Stefan Charles, der am 16. Juni 1967 im Kanton Freiburg in der Schweiz geboren wurde, und ein Denkmalschutzamt? Oder handeln die Kölner Kulturfunktionäre nach dem Prinzip: Ist das Kunst oder kann das weg?

Auf der Flucht in Köln untergekommen

Die Zeichnung des „Sprayers von Zürich“, die 1980 entstand, ist nicht nur ein Kunstwerk von herausragendem Rang, sondern steht auch noch unter Denkmalschutz. Naegli arbeitete vor allem in Zürich. Anfang der 1980er Jahre war er allerdings aufgrund seiner illegalen Aktionen auf der Flucht. Er kam in Köln unter. Er konnte aber die Finger nicht von der Spraydose lassen. So entstand in Köln der „Kölner Totentanz“ mit mehreren hundert gesprayten Bildern auf Beton, in Tiefgaragen, Industrieruinen oder an öffentlichen Bauwerken. Eine Arbeit blieb erhalten. Das Skelett an der Westfassade der Kirche St. Cäcilien. 1989 erneuerte Naegli die gesprayte Zeichnung höchstpersönlich, allerdings nicht bei Nacht und Nebel, sondern auf Einladung. Dies erfolgte zum 150. Jubiläum des Kölnischen Kunstvereins.

Die Stadt spricht von einem „tragischen Versehen“

Das Grafitti steht heute unter Denkmalschutz. Die Stadt spricht von einer Attraktion bei Stadtführungen. Dann beschädigte es die AWB. Und das liest sich so bei der Stadt Köln: „Vor wenigen Tagen sollte – in Abstimmung mit dem Museum und der Denkmalpflege – durch die Abfallwirtschaftsbetriebe Köln ein neueres, nicht erwünschtes Graffiti entfernt werden. In diesem Zusammenhang wurden versehentlich leider auch große Teile des Naegeli-Skeletts entfernt. Glücklicherweise sind der Kopf und die Hände der Figur noch erhalten sowie zumindest auch Spuren der als Strichzeichnung angelegten Sprayzeichnung.“

Warum war das Denkmal nicht besser geschützt?

Die Frage ist nun, warum das denkmalgeschützte Grafitti nicht besser geschützt war oder jemand aus dem Kulturamt, dem Museum oder dem Denkmalschutzamt die Reinigungsaktion an dieser delikaten Stelle begleitete? Jetzt will die Stadtverwaltung dies prüfen. Naegli hat die Anfrage der Stadt negativ beschieden, die Zeichnung selbst ein weiteres Mal zu erneuern – aus gesundheitlichen Gründen. Aber der Künstler habe sein Einverständnis dazu gegeben, dass irgendein ein Restaurator nun die Säuberungsaktion der AWB rückgängig machen darf. Das sollen jetzt Museum und Denkmalschutzamt der Stadt Köln bewerkstelligen. Es soll Kölner:innen geben, die das so kommentieren: „Wenn die AWB schonmal putzt, dann falsch.“