Verschreckt beobachtete der kleine Rote Vari mit dem schönen Namen „Solo“ heute das Treiben vor seinem Gehege im Madagaskar Haus. Lange Zeitversteckte er sich hinter einem Büschel Bambus vor den Kameras der Fotografen. Doch nachdem sich seine Mutter Tahina hervor traute und über das Essen hermachte, wollte Solo natürlich mit. Dabei kann das kleine Vari-Männchen die klein geschnittenen Früchte noch gar nicht essen. Derzeit wird er nämlich noch von seiner Mutter gesäugt. Neugierig begutachten und probieren will er sie trotzdem schon.

Solo erkundet die Welt
Am 28. März kam Solo im Kölner Zoo auf die Welt. Nach nur 3,5 Monaten Tragezeit wurde er geboren. Eine kurze Zeit für einen Primaten. Aus diesem Grund verbringt er die ersten Lebenswochen in einer von seiner Mutter ausgepolsterten „Bruthöhle“. Denn ähnlich wie einige Vogel- und Nagetiere werden Rote Varis mit geschlossenen Augen geboren. Inzwischen tollt er jedoch schon munter mit seiner 12-jährigen Mutter im Gehege herum und erkundet jeden Winkel seines Geheges. Die hat schon fast Routine darin, ihren Nachwuchs im Kölner Zoo aufzuziehen. Die selbst in Köln geborene Tahina hat bereits fünf Jungtiere zur Welt gebracht. Seinen Vater Octave kennt Solo noch nicht. Octave wird erst in einem Monat zusammen mit seinen weiteren Kindern Bekanntschaft mit dem jüngsten Spross machen. Denn Mutter Tahina ist in der ersten Zeit äußert wachsam jedem Tier gegenüber, um ihren Sohn zu schützen.

Infobox: Rote Varis vom Aussterben bedroht
Rote Varis gehören zu den Lemuren und haben ihr Verbreitungsgebiet im Nordosten Madagaskars. Erkennbar sind sie durch ihre rostroten und schwarzen Färbungen und dem fein plüschig wirkenden Fell. Sie bewohnen Tieflandregenwälder und ernähern sich vor allem von Früchten, die sie manchmal kopfunter hängend „ernten“. Varis leben in flexiblen Gruppen, deren Größe und Zusammensetzung sich in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot verändern können. Soweit von Zoostudien bekannt, sind die Weibchen das dominante Geschlecht. Für die Kommunikation spielen neben dem Geruchssinn auch Lautäußerungen eine wichtige Rolle. Gruppenmitglieder rufen oft „im Chor“ – in einer beeindruckenden Lautstärke.

Die Roten Varis sind vom Aussterben bedroht, so dass die etwa 400 in europäischen Zoos gehaltenen Primaten eine wichtige Reserve darstellen. Die größte Bedrohung besteht durch die Zerstörung ihres Lebensraumes. Darüber hinaus werden die Lemuren wegen ihres Fleisches gejagt. Der Kölner Zoo war der erste Zoo in Europa, der die seltenen Roten Varis züchtete. Dem ersten Jungtier folgten inzwischen über 60 weitere.

Cornelia Schlößer für reoprt-k.de/ Kölns Internetzeitung