Kunst ohne weiße Handschuhe
„Ich hatte früher in Ausstellungen immer das Bedürfnis, die Kunst zu berühren“, erzählte Franz West. Entwickelt haben sich aus diesem Verlangen Wests „Passstücke“, Skulpturen die den Besucher zum Anfassen und Gestikulieren einladen. Sie dürfen nicht nur mit weißen Handschuhen angefasst werden, sondern können nach Lust und Laune herumgeschwenkt werden. Dabei sind die an organische Formen erinnernden Skulpturen keine zweckgebundenen Werkzeuge. Vielmehr ist es dem Besucher selbst überlassen, mit den Objekten zu experimentieren – allein die Unversehrtheit muss gewährleistet werden.


Foto: Franz West zwischen seinen autonomen Plastiken in Köln


An der Grenze zwischen Kunst und Design
Ähnlich den Passstücken entwarf Franz West ab Mitte der 80er Jahre Möbelskulpturen. Sie lockern die Grenze zwischen bildender und angewandter Kunst auf werden zum Markenzeichen Wests. Das zeigt sich auch in der Ausstellung im Museum Ludwig. Das dort präsentierte Werk „Plural“ besteht aus zwei Stühlen vor vier Bildern. Durch den Kontext des Museumsraumes verursacht die an sich unproblematische Benutzung der Stühle beim Betrachter Unbehagen. Zudem wird er, nimmt er auf den Stühlen Platz, selbst zum Teil des Kunstwerkes. Parallel zu den benutzbaren Objekten erschaffte West auch die so genannten autonomen Skulpturen. Die oftmals unförmigen, schroffen und gellbunten Objekte sind vor allem durch ihre Materialität bestimmt. Dabei gehören Gips, Polyester und Papmaché ebenso dazu wie Zeitungen oder Papierrollen.

In mehr als 40 Arbeiten beleuchtet die Ausstellung im Museum Ludwig das Werk des Künstlers aus der Zeit von 1972 bis heute. Deutlich wird dabei die Vielschichtigkeit von Franz West. Bekannt wurde er aber vor allem durch die interaktive Dimension seiner Kunst, die auch der Titel „Autotheater“ der Schau betonen will. Heute gehört Franz West zu den einflussreichsten Künstlern der Gegenwart. Doch bereits 1981 zeigte das Museum Ludwig eine erste Ausstellung des österreichischen Bildhauers. Damals präsentierte Kasper König, Direktor des Museums, erstmals Wests Passstücke. 1998 wurde West schließlich im Museum Ludwig mit dem Wolfgang-Hahn-Preis ausgezeichnet.

Infobox
Autotheater: 12. Dezember 2009 bis 14. März 2010
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln

Öffnungszeiten
Di bis So: 10 bis 18 Uhr
Jeden 1. Donnerstag im Monat: 10 bis 22 Uhr
Montags geschlossen

Eintritt: 9 Euro, ermäßigt 6 Euro

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung