Plüsch-Parasiten für die Gemütlichkeit
Miriam Becker findet viele Plätze in Köln nicht besonders einladend. Eine Ausnahme würden hier allein der Rathenauplatz und der Brüsselerplatz bilden. Dabei, meint die Studentin, sollten städtische Räume Orte der Begegnung und vor allem der Bürger sein. Kurzentschlossen entwickelte Becker plüschige Parasiten. Ihr „Schlingsitz“, „Poller-Parasit“ oder das „Zecken-Kissen“ sollen zum Verweilen einladen und dem Bürger die Möglichkeit geben, sich auch brachliegende öffentliche Flächen anzueignen. Die roten Sitzschalen und Stoff-„Würste“ lassen sich an Laternen, Pollern und sonstigen Flächen als Anlehn- oder gar Sitzgelegenheiten anbringen. Mit ihren organischen Formen umschlingen und umklammern die Objekte Parasiten ähnlich die Stadt.

Miriam Beckers „Urban Plugins“ sind nur eine von knapp 50 Arbeiten, die Studenten und Absolventen der Köln International School of Design (KISD) derzeit im Museum für Angewandte Kunst präsentieren. Die Exponate geben Eindruck in die Bandbreite des Studiums und illustrieren dabei die Vielfalt von Design  – von Produkt-Entwürfen über grafische Arbeiten, Filme, interaktive Anwendungen, Informations-, Service- und Branding-Konzepte bis hin zu empirischen Forschungen. Zu sehen ist die Schau noch bis zum 25. Juli 2010. An den beiden Sonntagen führt Prof. Dr. Michael Erlhoff, Gründungsdekan und Professor für Designgeschichte und -theorie an der KISD, jeweils um 12 Uhr durch die Ausstellung. Außerdem sind einige Absolventen der KISD vor Ort, um ihre Arbeiten vorzustellen und Fragen zu beantworten.


Foto: Der "Vakuum-Wäschetrocker" – designt von Nils Käbel

Arbeiten für Kölner Design-Preis 2010 nominiert
Einige der Werke sind in diesem Jahr für den Kölner Design Preis 2010 nominiert. Dazu gehört unter anderem auch die eher theoretische Arbeit von Till Beutling. Er untersuchte die Rolle der Frau im öffentlichen Raum in Kairo und stellte fest, dass der öffentliche Raum dort vor allem von Männern dominiert wurde. Er entwickelte Strategien, um der Frau in der Öffentlichkeit mehr Raum geben zu können – etwa, indem auf öffentliche Bänke das Schriftzeichen für die Aufforderung an Frauen „Setz dich“ gesprüht wird. Derzeit würden nämlich nur Männer auf öffentlichen Sitzgelegenheiten Platz nehmen. Eine andre Strategie: über Lautsprecher soll die Verfassung laut vorgelesen werden. Sie sieht nämlich eine Gleichstellung von Mann und Frau vor. Rein praktisch orientiert ist dagegen der „Vakuum-Wäschetrockner“ von Nils Kläber. Der soll nicht nur laut seinem Erfinder deutlich weniger Energie verbrauchen, sondern auch die Wäsche schonender trocknen als gewöhnliche Geräte. Das neue Design soll Hausfrauen und-männern zudem das Befüllen der Maschine bequem im Stehen ermöglichen.


Foto: Die Ausstellung "Junge Perspektiven im Design"


Infobox
Junge Perspektiven im Design: 17 bis 25. Juli 2010
Museum für Angewandte Kunst Köln
An der Rechtschule
50667 Köln

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr
Der Eintritt ist frei

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung