Nach Einschätzung der Agentur bestehe die Gefahr, dass sich das Weiße Haus und der Kongress nicht rechtzeitig auf eine Erhöhung der Schuldenobergrenze einigen. In diesem Fall werde es zu einer Überprüfung des Ratings kommen und gegebenenfalls müsse das Land mit dem Entzug der Bonitäts-Bestnote "AAA" rechnen. US-Präsident Barack Obama führt indessen bereits seit Sonntag tägliche Spitzengespräche mit Vertretern von Demokraten und Republikanern, ohne dass sich ein greifbares Ergebnis abzeichnet. Dabei rief er die Opposition zu einem schnellen Kompromiss auf. Die Republikaner fordern massive Ausgabenkürzungen, lehnen die von Obamas Demokraten geforderten Steuererhöhungen für Besserverdienende aber ab. Die Gespräche sollen am Donnerstag fortgesetzt werden.

Standard and Poor`s hält Zahlungsausfall in den USA für möglich
"Wir gehen davon aus, dass sich der US-Kongress im Sinne des Landes einigt und die Schuldenobergrenze rechtzeitig anhebt. Wir sagen allerdings auch: Wenn das nicht passiert, ist ein Zahlungsausfall nicht ausgeschlossen", sagte der Deutschland-Chef von Standard & Poor`s, Torsten Hinrichs, der "Bild-Zeitung. Zugleich wehrte sich Hinrichs gegen Vorwürfe aus der Politik und warf den Politikern ein mangelndes Verständnis vor. "Da herrscht derzeit in der Politik ein großes Missverständnis darüber, was Ratings überhaupt sind: Wir geben unabhängige Meinungen zur Zahlungsfähigkeit von Unternehmen und Ländern ab und sind nicht politisch motiviert."

Ein schlechtes Gewissen, weil immer mehr Staaten durch schlechte Ratings in die Krise geraten, hat der Standard & Poor‘s-Chef nach eigener Aussage nicht. Hinrichs: "Bitte nicht Ursache und Wirkung verwechseln! Ratings kommentieren und bewerten die wirtschaftliche Lage. Wirtschafts- und Finanzpolitik machen wir nicht." Auch der Vorwurf, Ratingagenturen seien nicht unabhängig, weil sie von ihren Geldgebern finanziert werden, wies Hinrichs zurück. Hinrichs sagte der Zeitung weiter: "Wir haben eine sehr strikte Trennung zwischen den Kundenbetreuern auf der einen Seite und der Analyse. Die Analysten wissen nicht, was mit ihren Ratings im Einzelnen verdient wird."

[dts]