Die Lust am Verreisen ist den Deutschen trotz steigender Energie- und Transportkosten bisher nicht vergangen. Jedoch werden sie künftig seltener Fernreisen machen, sondern eher Kurztrips in Naherholungsgebiete. Dies zeigt eine Studie der COMPASS-Unternehmensberatung in Kooperation mit der DB Regio und der mobilité GmbH. Die Studie liefert erstmals neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Preisentwicklungen im Energiesektor auf die Mobilität der Bundesbürger. Zentrale Fragestellungen der Studie waren dabei: Werden steigende Transportkosten wahrgenommen? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus hinsichtlich der Verkehrsmittelwahl, der Häufigkeit von Reisen und Ausflügen und auch hinsichtlich der Entfernung der besuchten Regionen? Basis der Ergebnisse ist eine face-to-face Befragung von 1.202 Probanden im Ruhrgebiet sowie im Raum Frankfurt am Main und Köln im Oktober 2008. Unterstützt wurde COMPASS von Studierenden der International School of Management (ISM) Frankfurt und Dortmund sowie der Cologne Business School (CBS).

Auto bleibt Nummer eins für Urlaubsreisen
Die Verkehrsträger Pkw, Fernbahn, Regionalbahn und die Stadtverkehre sind im letzten Jahr in der Wahrnehmung der meisten Bundesbürger teurer, für viele auch sehr viel teurer geworden. Die einzige Ausnahme bildet der Flugverkehr: hier nehmen etwa gleich viele die Preise als teurer, gleich bleibend und sogar günstiger wahr. Für die meisten Befragten ist jedoch der Fahrtkostenaspekt nicht entscheidend, ob überhaupt ein Ausflug oder eine Reise unternommen wird, so dass sie insgesamt aus der Verteuerung der Transportpreise bisher wenige Konsequenzen für ihr Freizeit- und Urlaubsverhalten ziehen: Obwohl beim Auto die deutlichste Verteuerung wahrgenommen wird, ist es immer noch die unangefochtene Nummer eins als Transportmittel für Ausflüge und Urlaubsreisen. Von denen, die bereits jetzt schon Konsequenzen ziehen, sagen knapp 30 Prozent allerdings, dass sie in Freizeit und Urlaub weniger mit dem Auto fahren wollen. 18 Prozent weichen im Freizeitbereich vom Auto auf andere Verkehrsmittel aus.

Allein der Preis zählt
Urlaubsreisen mit dem Flugzeug sind fast genauso beliebt wie mit dem Auto. Beim Fliegen geht es allein um den Preis. Ist Fliegen teuer oder wird als teuer empfunden, wird weniger, oder gar nicht geflogen bzw. beschränkt man sich auf kürzere Strecken. Gibt es günstige Angebote, wird sogar mehr geflogen als bisher – unabhängig von der Diskussion um Klimawandel und Nachhaltigkeit. Die Option, auf andere Verkehrsträger auszuweichen, nehmen nur wenige Leute wahr: Über die Hälfte der befragten Fernbahnkunden im Freizeitbereich ist vor allem wegen der gestiegenen Preise unzufrieden. Ein Viertel derjenigen, die ihre Konsequenzen daraus ziehen, fährt im Freizeitbereich daher weniger mit der Bahn und/oder steigt auf das Auto bzw. das Flugzeug um – also eigentlich eine Umkehr des Trends, den man sich im nachhaltigen Tourismus wünschen würde.

Gewinner Naherholungsgebiete
Der eine „große Urlaub“ im Jahr ist den Deutschen auch bei weiter steigenden Transportkosten unangefochten wichtig und es besteht wenig Neigung zu sparen. Mehrere Urlaube im Jahr aber werden seltener möglich sein, genauso wie Urlaube ins Ausland oder weit entfernte Binnendestinationen – mit zwei gegensätzlichen Konsequenzen: Machen die einen stattdessen mehr Ausflüge und Kurzreisen, so gibt es auch einen signifikanten Anteil von Leuten, die auf Ausflüge ganz verzichten. Steigen die Transportkosten an, könnte es also einen deutlichen Rückgang im Naherholungs- und Wochenend-Reiseverkehr geben – der aber unter Umständen von denen kompensiert wird, die statt mehreren längeren Reisen zukünftig mehr Kurzurlaube planen. Immerhin unternehmen fast zwei Drittel der Befragten 10 bis 15 Tages- und Mehrtagesausflüge pro Jahr, d.h. im Schnitt einen Ausflug pro Monat. Ein Viertel unternimmt sogar bis zu 25 Tages- und Mehrtagesausflüge im Jahr!

[cs; Foto: aperuss/ www.pixelio.de]