report-k.de:
Herr Paul, es ist Ihre erste Sommertour nach der Wahl in den Bundestag. Als Kölner Bundestagsabgeordneten waren Sie ja auch aktiv in den letzten Tagen in ihrer Heimatstadt unterwegs, Was bedeuten diese Besuche für Sie und ihre Arbeit in Berlin?

Dr. Michael Paul: Ich will die sitzungsfreie Zeit nutzen um mich einmal vor Ort bei den Kölner Unternehmen über die praktische Seite zu informieren. Teilweise kamen die Unternehmen auf mich zu und ich habe auch aktiv den Kontakt gesucht. Als Kölner Bundestagsabgeordneter vertrete ich auch die Interessen der Kölner Unternehmen und Bevölkerung. Und das kann ich nur, wenn ich weiß, was hier in der Region passiert. Da verstand es sich von selbst, Ford als Kölns größtem privaten Arbeitgeber einen Besuch abzustatten und sich hier über die hochindustriellen Produktionsabläufe, die auch immer Schnittpunkte zur Umweltpolitik haben, zu informieren. Wenn wir den Industriestandort Deutschland erhalten wollen – ein Ziel, das für mich Priorität hat – müssen wir die politischen Rahmenbedingungen etwa in der Energiepolitik richtig setzen. Dabei müssen wir Klimaziele und Standortpolitik in eine optimale Balance bringen. Nehmen Sie etwa den Industriestrom für energieintensive Industrien, den wir derzeit nicht mit Steuern belasten. Wenn wir jetzt in Berlin entscheiden diesen Strom zu besteuern, dann könnte sich eine solche Entscheidung auch negativ auf den Standort Köln auswirken und das wäre falsch. Um mich breit zu informieren, dafür sind meine Besuche bei den Kölner Unternehmen genau richtig.

Bei Ford haben Sie sich zum Thema E-Mobilität informiert. Wie breit wird dieses Thema in Berlin diskutiert und von der jetzigen Regierung vorangetrieben? Wie steht der Umweltausschuss dazu?
Elektromobilität ist ein heißes Thema. Hier hat sich die CDU/FDP Koalition das ehrgeizige Ziel gesetzt in zehn Jahren eine Million Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen. Dazu geben wir viel Geld für Forschung und den Automobilstandort Deutschland aus. Hier profitiert Köln durch seine Teilnahme an der Modellregion Rhein/Ruhr bereits. Wer die Klimaziele erreichen will, der kommt nicht darum herum sich mit dem Individualverkehr auseinanderzusetzen. Immerhin werden 14 Prozent der CO2 Emissionen von den PKW und Nutzfahrzeugen erzeugt. Ich teile hier nicht den Ansatz der Grünen, die den Autofahrern das Leben schwer machen wollen, wie etwa Barbara Moritz dies bei der Podiumsdiskussion der Wirtschaftsjunioren zum Ausdruck gebracht hat. Wir brauchen umweltfreundliche PKW, die uns Individualmobilität auch weiterhin ermöglicht. Natürlich muss der Strom für Elektrofahrzeuge dann auch umweltfreundlich gewonnen werden.

Wie weit sind Unternehmen wie etwa Ford nach Ihrer Ansicht im Thema E-Mobilität?
Mein Besuch bei Ford war schon alleine deshalb spannend, weil ich für mich die Erkenntnis mitnehme, dass Elektromobilität gerade im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge hochinteressant ist. Nach einer Fahrt in einem E-Mini in Berlin hatte ich den Eindruck das ist ein reines spritziges Spaßauto für die Upper Class. Aber bei dem hier vorgestellten Ford Transit geht Null Nutzfläche verloren. Die Batterien sind so intelligent in das Chassis eingebaut, das sie nicht stören. Das ist beeindruckend und ein guter Ansatz. Denn die E-Fahrzeuge müssen in die Breite wirken und nicht nur für eine kleine reiche Klientel interessant sein. Wir brauchen ein alltagstaugliches Fahrzeug für einen breiten Markt und Ford hat hier richtige Ansätze.

Wie rechnet sich E-Mobilität in der ökologischen Gesamtbilanz, etwa wenn man an die Batterien denkt. Gibt Regierung und Bundestag dort Anreize für die Forschung?
Die Gesamtbilanz muss stimmen. Von Anfang an müssen wir auch an die Entsorgung denken. Denken Sie nur an die Diskussion um Stromsparlampen, die jetzt Sondermüll sind. So ist es wichtig von Anfang an auch die Entsorgung mitzudenken, etwa was passiert mit den Batterien der Stromautos.
Ein Problem sehe ich gerade bei den Batterien die aktuell auf dem Markt sind. Und hier insbesondere in einer sicheren Versorgung. Der Rohstoff für die derzeit technisch am weitesten ausgereiften Litium-Ionen Batterien kommt nur in bestimmten Ländern vor. Nehmen Sie etwa China. Wir dürfen aber nicht langfristig alleine von den chinesischen Rohstoffen abhängig werden. Hier müssen wir in Forschung investieren und neue Ansätze finden. Der zweite Aspekt ist, dass wir, wenn wir die E-Mobilität vorantreiben umweltfreundliche Kraftwerke am anderen Ende der Steckdose haben müssen.

Ist Köln hier gut gerüstet, auch was Forschungsvorhaben oder Pilotprojekte angeht, oder kann die Stadt hier noch mehr tun, etwa mit Unterstützung der Kölner Bundestagsabgeordneten?
Es muss ein Umdenken in den Köpfen stattfinden. Die Stadtwerke, zu denen auch die RheinEnergie AG gehört, müssen die Umweltgedanken voranbringen. Da kann noch einiges passieren. Hier müssen auch die Autokonzerne offener werden, die E-Mobilität oder die Hybridtechnologien voranbringen und verstehen, dass dies Investitionen in die Zukunft sind. Ich finde es gut, dass Köln hier Teil einer Modellregion ist. Die Kommunalpolitik kann hier auch viel bewirken. Auch wenn es im Moment immer noch kleine Schritte sind, denkt man an den aktuellen Antrag der Kölner CDU im Stadtrat E-Mobilität beim Parken zu unterstützen. Auch in Köln muss das Thema E-Mobilität aktiv vorangetrieben werden.

Sie haben Ihren Wahlkreis im Kölner Süden und fahren derzeit einen konventionellen Ford. Was meinen Sie wie lange wird es dauern bis Sie in Sürth an der Elektro-Solartankstelle ihre Batterie tauschen und elektrifiziert über die Rheinuferstraße zum Kölner Dom rollen werden?
Ich glaube nicht dass dies in den nächsten zehn Jahren funktionieren wird.

Herr Dr. Paul wir danken Ihnen für das Gespräch.

Infobox
Die schwarz-gelbe Bundesregierung will, dass Deutschland zum Leitmarkt in der Elektromobilität wird. In der Bundesregierung gibt es bereits eine Konzeption zur Förderung einer Modellregion für Elektromobilität. Diese Entwicklung soll mit 115 Millionen Euro unterstützt werden. Dazu kommen die Konjunkturprogramme mit weiteren 500 Millionen Euro bis 2011. Damit will man zum einen unabhängig werden vom Erdöl, zum anderen erhofft man sich einen Innovationsschub für die deutsche Wirtschaft. Elektrofahrzeuge haben einen wesentlich höheren Wirkungsgrad als klassische Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Zudem könnte man gerade in urbanen Räumen die Belastung mit Feinstäuben, Stick- und Schwefeloxiden erheblich reduzieren. Besonderen Fokus legt man auf reine Elektrofahrzeuge, aber auch Plug-In Hybrid-Fahrzeuge und Elektrofahrzeuge mit Reichweitenverlängerung. Experten die die Regierung beraten gehen davon aus, dass ab 2020 Elektrofahrzeuge eine ökonomische Alternative zu den bisher bekannten Fahrzeugen darstellen. Auch wenn heute die Reichweite aktueller Elektrofahrzeuge für die meisten Fahrten, gerade der von Berufspendlern schon ausreichend sind.

Die Modellregion Rhein/Ruhr zu der auch Köln gehört wird vom Bundesverkehrsministerium mit 7,5 Millionen Euro gefördert. In der Stadt Köln wird es zunächst 10 batteriebetriebene Ford Transit geben. Betankt werden diese an Stromtankstellen von der RheinEnergie. Ab 2011 sollen dann weitere 15 Fahrzeuge folgen. Das „colognE-mobil“-Konsortium wird von der Stadt Köln, Ford, der RheinEnergie und der Universität Duisburg-Essen begleitet. Der Strom soll aus regenerativen Energiequellen kommen. Die Universität Duisburg-Essen wird das Projekt wissenschaftlich begleiten. Die Stadt soll Sicherheitsaspekte testen, wie etwa der Integration der fast geräuschlosen Fahrzeuge in den innerstädtischen Verkehr.

[ag]