In einem weiteren Betrieb sei nach Probeschlachtungen ein Wert im Bereich des Grenzwertes festgestellt worden. Laut dem Landwirtschaftsministerium sind derzeit noch 330 von den ursprünglich rund 4.400 Betrieben im Land gesperrt. Am Montag hatte die Verbraucherorganisation Foodwatch erklärt, dass Rückstände von Pflanzenschutzmitteln für die hohe Dioxinbelastung von Futtermitteln verantwortlich seien. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) wies die Angaben zurück.

Wie das Landwirtschaftsministerium in Hannover am Dienstag mitteilte, sei bei einem Schweinemastbetrieb im Landkreis Verden bei einer Probeschlachtung eine Überschreitung des Grenzwertes für die Dioxinbelastung festgestellt worden. Genaue Angaben über den Dioxin-Wert wurden nicht gemacht. Der betroffene Mastbetrieb hatte belastetes Futtermittel von dem in den aktuellen Dioxin-Skandal verwickelten Hersteller aus Schleswig-Holstein erhalten. Bislang war Dioxin in Eiern und in Legehennen nachgewiesen worden.


Künast hält Verbraucherministerin Aigner falsches Verhalten in der Dioxin-Krise vor
Die frühere Bundesverbraucherministerin und heutige Fraktionschefin der Bundestags-Grünen, Renate Künast, hat der derzeitigen Amtsinhaberin von der CSU, Ilse Aigner, angesichts des momentanen Dioxin-Skandals vorgeworfen, kein akutes Krisenmanagement zu betreiben und die Krise nicht als Chance für eine neue Verbraucherpolitik zu nutzen. In einem Video-Interview mit der Mediengruppe Madsack sagte Künast, die Verbraucherministerin hätte längst eine Positivliste für Futtermittel einführen müssen. Wie es das Reinheitsgebot für das Bier in Deutschland gebe, müsse es auch eine Positivliste für Futtermittel geben. "Dafür müsste sich Frau Aigner einsetzen." Eine solche Positivliste würde nachher die ganze Kontrolle der Abläufe und der Beimischung vereinfachen. Aber: "Seit bestimmt zehn Jahren zieren die sich wie eine Zicke am Strick und wollen aufgrund des Drucks der Futtermittelindustrie, die möglichst billige Inhaltsstoffe haben will, sich nicht bewegen." So wie man die Lebensmittelindustrie auf den richtigen Weg bringen müsse, so notwendig sei auch die gesetzliche Trennung von Unternehmen, die im Bereich Lebensmittel und mit der Herstellung technischer Fette tätig seien. Künast erinnerte Aigner an "das schöne deutsche Sprichwort: "never miss a good crisis", also, man soll das Gute, das in einer Krise steckt, nicht verplempern".

Im Lebensmittelbereich habe es "noch nie so viele strukturelle Probleme" gegeben, also müsse man die Gelegenheit beim Schopfe fassen, um notwendige gesetzliche Regelungen wie eben die Positivliste durchzusetzen. Zum anderen "erwarte ich von einer Ministerin, dass sie dann auch akutes Krisenmanagement macht", mahnte Künast. Es wäre richtig gewesen, sofort nach dem Auftauchen alle zusammenzurufen und den Ländern behilflich zu sein, um aufzuklären.

[Aktualisierung um 17:35 Uhr]
Agrar-Staatssekretär: Kein dioxinbelastetes Schweinefleisch aus Niedersachsen im Handel
Niedersachsens Agrar-Staatssekretär Friedrich-Otto Ripke hat ausgeschlossen, dass dioxinbelastetes Schweinefleisch aus Niedersachsen in den Handel gelangt ist. "Wir haben alle Betriebe gesperrt, die belastetes Futtermittel empfangen haben. Ich kann sicher sagen, dass belastetes Schweinefleisch nicht in den Handel gelangen wird und wir können ausschließen, dass dioxinbelastetes Schweinefleisch bereits in den Handel gelangt ist", sagte Ripke am Dienstag in der Nachrichtensendung "NDR aktuell". Zuvor ist bei einer Probeschlachtung im niedersächsischen Landkreis Verden ein stark erhöhter Dioxinwert in Schweinefleisch festgestellt worden. Um den Verbraucherschutz zu stärken, forderte Ripke erneut, technische Fette im Vertrieb durch Einfärbung von den Futterfetten zu trennen.

[dts]