Europa wächst zunehmend zusammen, die Schranken zwischen den Nationen sind gefallen. Doch welche Beschränkungen gibt es noch bei der Umsetzung von Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Behinderung? Und wie können bestehende Barrieren überwunden werden? Diese Fragen stellte sich heute eine Fachtagung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) unter Beachtung der UN-Konvention „über die Rechte von Menschen mit Behinderung“. Damit versucht der LVR erstmals einen Austausch über die Umsetzung der Konvention innerhalb Europas anzustoßen. „Wir wissen viel zu wenig voneinander. Dabei könnten sicherlich alle europäischen Länder voneinander profitieren“, erklärt LVR-Direktor Harry K. Voigtsberger.

Skandinavien: Vorreiter in integrativer Bildungspolitik
In Skandinavien beispielsweise würden die meisten Kinder  mit Behinderung (fast 90 Prozent)  Regelschulen besuchen. Um dem Unterricht problemlos folgen zu können, erhalten sie von Assistenten Hilfe. „Dies wäre auch ein Modell für Deutschland“, betonte Voigtsberger. Während er für Deutschland und den LVR-Kreis bezüglich des integrativen Schulsystems noch Handlungsbedarf sieht, bewertet Voigtsberger die Wohnungssituation im LVR-Kreis als positiv. Dank  Projekten wie „ambulant vor stationär“ könnten inzwischen rund 45 Prozent der Menschen mit Behinderung im Rheinland mit ambulanter Betreuung selbstständig in einer von ihnen bestimmten Wohnform leben – allein, als Paar oder in einer Wohngemeinschaft. Bevor das Projekt 2003 gestartete wurde, war dies nur für weniger als ein Viertel der Wohnhilfeempfänger möglich.

Tagung fordert Nachteilsausgleich
Weiteren Handlungsbedarf sehen die rund 250 Teilnehmer der Tagung im Nachteilsausgleich. So sollte Menschen mit Behinderung ein Geldbudget zur freien Verfügung gestellt werden, um bestehende Barrieren leichter überwinden zu können, forderte etwa LVR-Sozialdezernentin Martina Hoffmann-Badache. Finanziert werden solle dieser Ausgleich aus Bundesmitteln, um Städte und Kreise zu entlasten. Insgesamt müssten Menschen mit Behinderung in ihrer Selbstständigkeit und Wahlfreiheit unterstützt werden, so das Fazit der Tagung. Die soll künftig alljährlich in Nähe des Tags der Begegnung stattfinden. „Und vielleicht wird es irgendwann einmal ein Kongress“, hofft Harry K. Voigtsberger.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
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