Das Pressefoto der Letzten Generation zeigt den Beginn der Aktion am Flughafen Frankfurt am 25.7.2024. | Foto: Letzte Generation

Frankfurt am Main | Artikel ergänzt | Nach dem Flughafen Köln/Bonn am Mittwoch haben Mitglieder der „Letzten Generation“ am Donnerstagmorgen den Frankfurter Flughafen blockiert. Mehrere Personen klebten sich am frühen Morgen auf dem Rollfeld fest, wie die Gruppierung selbst mitteilte.

Der Flughafenbetreiber teilte derweil mit, dass derzeit aufgrund eines laufenden polizeilichen Einsatzes am Flughafen keine Starts und Landungen stattfänden. Fluggäste würden gebeten, den Flughafen vorerst nicht aufzusuchen. Stattdessen werde empfohlen, den Flugstatus vorab auf den Internetseiten der Fluggesellschaften zu prüfen.

Anfang des Jahres hatte die „Letzte Generation“ eigentlich angekündigt, keine Klebeaktionen mehr durchzuführen – mit den Protesten an mehreren Flughäfen kehrt sie davon jetzt wieder ab.

Die sechs Demonstrant:innen verschafften sich mit kleinen Kneifzangen Öffnungen im Maschendrahtzaun und gelangten zu Fuß, mit Fahrrädern und Skateboards an verschiedene Punkte um die Start- und Landebahnen. Sie zeigen Plakate mit der Aufschrift “Öl tötet”.

Judith Beadle, Mutter zweier Töchter, erklärt: “Statt weiter Geld in fossile Infrastruktur zu verfeuern, ist Zeit für Ehrlichkeit: Die Klimakatastrophe bedroht unsere Existenz. Wir brauchen ein rechtsverbindliches, internationales Abkommen, das den globalen Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle bis 2030 regelt, um das Massensterben zu beenden, das durch das Befeuern der Klimakatastrophe verursacht wird.”

Im Rahmen der Kampagne “Oil Kills” begannen gestern die internationalen Proteste für einen internationalen Vertrag zur Nichtverbreitung und dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen in Deutschland, den USA, Großbritannien, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Kanada, Schweden, Finnland, Spanien und Norwegen.

Lina Johnson, Sprecher:in der Letzten Generation, betont: “Statt härtere Strafen zu fordern, sollte die Politik endlich das Ausmaß der Katastrophe ernst nehmen, die sie selbst mit befeuert. Haftstrafen werden uns nicht vor Hitze, Dürre, Fluten und dem dramatisch ansteigenden Meeresspiegel schützen. Genauso wenig werden derartige Androhungen Menschen davon abhalten, für ihr Überleben, ihre Rechte und Freiheiten und die ihrer Mitmenschen einzustehen.”

Aktionen wie in Frankfurt könnten aber demnächst schärfer bestraft werden. Das Bundeskabinett hatte zuletzt einen Entwurf zur Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes auf den Weg gebracht. Sobald das Gesetz beschlossen ist, drohen bei solchen Vergehen längere Freiheitsstrafen.

Flugbetrieb in Frankfurt läuft wieder an  

Nach einer erneuten Blockadeaktion der „Letzten Generation“ läuft der Flugbetrieb am Frankfurter Flughafen wieder an. Das teilte der Flughafenbetreiber am Donnerstagmorgen mit.

Demnach werden Fluggäste aber weiterhin gebeten, ihren Flugstatus auf den Internetseiten der Fluggesellschaften zu prüfen, bevor sie den Flughafen aufsuchen. Mehrere Personen hatten sich am frühen Morgen auf dem Rollfeld festgeklebt. Starts und Landungen in Frankfurt waren danach zeitweise eingestellt.

Weitere Proteste angekündigt

Die nächsten öffentlich angekündigten Proteste der Letzten Generation sind Ungehorsame Versammlungen am 03.08.2024 in Mannheim, Halle (Saale) und Augsburg. Ab dem 25. September 2024 protestieren Unterstützer:innen der Letzten Generation aus ganz Deutschland gemeinsam in Kassel für einen Stopp der Subventionierung des Flughafens Kassel-Calden.

Wissing kritisiert „kriminelle Machenschaften“ der Letzten Generation

Nach den erneuten Aktionen mit Störungen des Flugbetriebs an den deutschen Flughäfen Köln und Frankfurt fordert Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) harte Maßnahmen.

„Offenbar geht es den Klimaaktivisten darum, maximalen Schaden anzurichten“, sagte Wissing der „Bild“. Darauf müsse der Gesetzgeber mit „maximaler Härte“ reagieren. „Wir haben die Verschärfung der Strafen für solche kriminellen Machenschaften bereits auf den Weg gebracht.“

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch machte unterdessen deutlich, dass er nichts davon hält, wenn Klimaaktivisten auf Flughäfen eindringen und sich dort festkleben. „Ich halte überhaupt nichts von dieser Form des Protests. Das ist eine Straftat“, sagte er am Donnerstag den Sendern RTL und ntv.

„Und die Aktivisten tun sich selbst keinen Gefallen und der Sache überhaupt nicht. Denn hier werden Bevölkerungsgruppen aufgebracht. Zu Recht, wie ich finde. Und dem Klima ist damit überhaupt nicht geholfen. Jede Form des Protests im Rahmen der Regeln, die wir uns gegeben haben, ist richtig und notwendig. Aber das geht eindeutig zu weit.“

Man müsse zwar an vielen Stellen noch mehr in der Klimapolitik tun, räumte Miersch ein, Klimaschutz gehe in einer Demokratie aber nur, wenn man die Leute mitnimmt. „Die Form des Protests ist ganz entscheidend, weil ansonsten habe ich den Eindruck, dass das Pendel in eine ganz andere Richtung wieder schwingt und man sagt: Lasst uns damit bitte zufrieden.“

Wirtschaftsweise: Flughafen-Blockaden verursachen Millionenschäden 

Die Blockade großer deutscher Flughäfen durch Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ dürfte nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm Schäden in Millionenhöhe verursachen.

„Die Verluste für die Airlines und die Flughafenbetreiber dürften immens sein“, sagte die Nürnberger Ökonomin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Entgangene Flüge, stornierte Tickets, Kosten für die Unterbringung von Passagieren, Umbuchungen und andere logistische Herausforderungen könnten täglich zu Kosten im unteren zweistelligen Millionenbereich führen.“

Hinzu kämen Kosten für Polizeieinsätze, so die Ökonomin. „Darüber hinaus ergeben sich natürlich Produktivitätsverluste und Verluste durch die Unterbrechung von Lieferketten.“ Die generelle Unsicherheit über die Zuverlässigkeit von Lieferketten könne auch strukturell die Produktionskosten erhöhen, da die Unternehmen mehr Puffer einplanen. „Welche Auswirkungen hier kurz- und mittelfristig zu erwarten sind, ist schwer abzuschätzen. Sicher ist, dass solche Aktionen viele Akteure des Wirtschaftslebens empfindlich treffen“, sagte Grimm.

Mit Material von dts nachrichtenagentur