An dieser Stelle wurde in der Schlitzwand Heumarkt der Stahlverbau untersucht: Links die glatte Fläche. Hier wurde zunächst mit Metalldetektoren versucht Rücksschlüsse auf den verbauten Stahl und dessen Lage zu finden. Da dies nicht gelang wurde die Schlitzwand dann händisch geöffnet und dabei festgestellt, das nur 17 Prozent der vorgesehenen einzsteckenden Stahlstäbe verbaut wurden.


Wie gestern schon berichtet wurden die Schlitzwände mit weniger Stahl gebaut, als vorgeschrieben. Die Schlitzwände werden vor dem Aushub der Baugrube erstellt. Innerhalb der Schlitzwände wird dann das eigentliche Bauwerk errichtet. Ist der Bau abgeschlossen umhüllen die Schlitzwände sozusagen den Bau, siehe grobe Skizze. Die Schlitzwände werden gebraucht um die Baugrube gegen Grundwasser und nachrutschendes Erdreich zu sichern. In der Baugrube am Heumarkt ist die Schlitzwand 80 cm und am Waidmarkt 1 m breit und rund 40 Meter tief. Beim Erstellen der Schlitzwände werden industriell vorgefertigte Stahlgestelle in den vorher hergestellten Schlitz eingelassen, der anschließend mit Beton verfüllt wird. Da man aber Tiefen von 40 Metern nicht mit einem Drahtgestell erreichen kann müssen zwei dieser Gestelle ineinander gesteckt werden. Daher wird auf der Baustelle weiterer Stahl eingeflochten. Nach Aussage von Jochen Keysberg macht dies ungefähr 1 Prozent des Stahls aus, der in den Schlitzwänden insgesamt verbaut worden ist. Von diesen nachträglich einzubringenden Stahlstreben, wurden aber nur 17 Prozent zumindest am Heumarkt eingebaut. Die ARGE Los Süd geht davon aus, dass insgesamt rund 5 Tonnen Stahl insgesamt fehlen. Keysberg räumte auch ein, dass dies nicht hätte passieren dürfen und auf fehlendes Qualitätsmanagement zurückzuführen sei.

Alle mit der Prüfung beauftragten Sachverständigen hätten für das kommende Wochenende und die stattfindenden Karnevalszüge Entwarnung gegeben, so Stadtdirektor Kahlen. So lange der Grundwasserspiegel bei 38,5 Metern (Rheinpegel bis maximal 4 Meter) liege und sinkendes Rheinwasser anstünde sei so die Sicherheit nicht gefährdet. Daher Schull- und Veedelszoch und RosenMontagszug wie immer. Kahlen: “Es bestand keine Gefahr und es besteht keine Gefahr.” Welche Konsequenzen ein steigendes Hochwasser habe, sei aber nicht absehbar, so der Stadtdirektor, der solche Szenarien gerade durchrechnen lässt. Auch von Seiten der KVB der beteiligten Baufirmen wird beteuert, dass die Gebäude derzeit standsicher sind. Sollte der Rhein noch in diesem Jahr Hochwasser führen werde man entsprechende Sicherungsmaßnahmen ergreifen.

Deutlich wurde an diesem Tag auch, dass die KVB und die Stadt nach dem Unglück am dritten März vergangenen Jahres zwar Gutachter en Masse eingesetzt haben, aber diese anscheinend nur auf den bislang angenommenen hydraulischen Grundbruch ihre Expertisen ausgestellt haben und die damals versprochene umfangreiche Untersuchung so nie stattgefunden hat. Es war reiner Zufall und die staatsanwaltliche Ermittlung, die fast genau ein Jahr nach dem Unglück am Waidmarkt weitere Mängel an den Tag brachte. Allerdings seien bei dem Gutachten, dass im Rahmen des gerichtlichen Beweissicherungsverfahrens erstellt worden war, Unregelmäßigkeiten in der Schlitzwand am Waidmarkt festgestellt worden. Mittlerweile haben die Untersuchungen ergeben, dass an der Lamelle 5 und 11 identische Messdaten vorliegen, ein Fakt der so nicht sein kann, so Walter Reinarz. Dies sei aber niemand bislang aufgefallen. Der Fehler könne so zustande kommen, dass die ausgemessenen Daten, die händisch mit USB Stick auf einen PC übertragen werden müssen, eventuell doppelt eingestellt wurden. Verbessert worden seien die Überwachungsinstrumentarien in den Baugruben, ja sogar ein Mitarbeiter sei abgestellt worden, der in der Baugrube diese auf Auffälligkeiten hin überwacht. KVB Vorstand Fenske versprach, dass auch die Baustelle Heumarkt, die bisher von der KVB überwacht wurde, jetzt von interner Bauüberwachung auf extern umgestellt.


Die Haltestelle am Heumarkt ist ein monumentales Bauwerk

Die Mitarbeiter, die gepfuscht haben, wurden freigestellt, so die ARGE Los Süd. Allerdings waren sie nicht nur beim Bau der Schlitzwände eingesetzt sondern auch bei der Fertigstellung der endgültigen Bauwerke. Ob dort nun auch Bewehrung fehle, das könne niemand sagen und auch niemand mehr feststellen.


[ag]