Vier der zehn teuersten Kunstobjekte kamen bei Lempertz (www.lempertz.com), dem alteingessenen Kunsthaus am Neumarkt, unter den Hammer. Das bereits 1845 begründete Unternehmen nennt sich stolz das "älteste Kunstauktionshaus der Welt in Familienbesitz". Spitzenlos bei Lempertz war in diesem Jahr der rheinische Expressionist Heinrich Campendonk (1889-1957). Mitglied des Künstlergruppe "Der Blauer Reiter" und von den Nazis in’s Exil getrieben, aus dem er nach der NS-Herrschaft nie nach Deutschland zurückkehrte, starb der in Krefeld geborene Künstler 1957 in Amsterdam. Sein "Blumenbild" aus dem Jahr 1918 erreichte bei der Lempertz-Auktion im Mai 650.000 Euro. Ein anderes "Blumenstillleben", diesmal von dem russischen Expressionisten Alexej von Jawlensky, fand am 5. Dezember für 640.000 Euro einen Käufer, dreimal mehr als der Schätzpreis.
 
Dass auch mit Möbeln viel Geld zu verdienden ist, zeigte sich bei Lempertz am 20. November. Ein fast drei Meter hoher Prunkschrank des Pariser Meisters Edouard Lièvre (1828-1886) mit fernöstlich inspirierten Formen, der bereits 2004 von Sotheby’s in New York zur Versteigerung gekommen war, erhielt nun in Köln bei 440.000 Euro den Zuschlag, und war damit auch das teuerste in diesem Jahr in Deutschland gehandelte Objekt der Kategorie "Kunstgewerbe".
 
Am 21. November sprengte bei Lempertz noch einmal ein Kunstwerk der Kategorie "Alte Meister" die Erwartungen. Eine "Einsetzung des Rosenkranzes" des venezianischen Barockmalers Giambatttista Tiepolo (1696-1770), der in Deutschland vor allem durch seine Meisterwerke in der Würzburger Residenz bekannt ist, bekam bei 380000 Euro den Zuschlag, mehr als dreimal so viel wie der Schätzpreis. Die nächste Lempertz-Auktion ist für den 30. Januar 2010 angekündigt; Zur Versteigerung kommt "präkolumbianische Kunst eines bedeutenden belgischen Privatmuseums"
 
Auch das zweite Kölner Auktionshaus Van Ham (
http://www.van-ham.com) kann auf ein gutes Jahr zurückblicken. Auch bei Van Ham war es ein Expressionist, der den höchsten Hammererlös einspielte: Im Mai bekam ein Aktbild ("Drei Akte im Wald"; 1912) des deutschen Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner den Zuschlag bei 900.000 Euro und war damit das drittteuerste Bild, das in diesem Jahr in Deutschland unter den Hammer kam.
 
Ganz erstaunlich auch der Preis, den eine mollige Frauen-Statue in Bronze ("La Pudeur", 1981) des kolumbianischen Bildhauers Fernando Botero erzielte. Die erst gut 25 Jahre alte Arbeit, von einem Beobachter spöttisch "großes dickes Schokomädchen" genannt, war einem Liebhaber 500.000 Euro wert. Das ist zugleich auch der höchste Preis, der in diesem Jahr in Deutschland bei einer Auktion für einen zeitgenössischen Künstler bezahlt wurde.
 
Noch erstaunlicher aber der Erfolg eines monumentalen Pferde-Bildes des weitgehend unbekannten russischen Malers Nicolai Jegorowitsch Swertschkow (1817-1898). Der 1,20 x 2 Meter große "Ausritt des Leibhusarenregiments zur Hohen Truppenbesichtigung Alexander II", ein Reiterschauspiel aus der Zaren-Zeit, das auf ca. 100.000 Euro geschätzt war, fand bei Van Ham bei 400.000 Euro einen Käufer. Bei Van Ham beginnt die Frühjahrssaison 2010 am 3. Februar mit "Dekorativer Kunst", gefolgt von der Auktion "Alte Kunst" am 14. Mai und "Moderne und Zeitgenössische Kunst" am 4. Juni.

Christoph Mohr