Steinenbrücker Schiffermädchen, die Kleinen – die Pänz haben Spaß
Heidi und Anton schlagen Räder auf der Bühne – die "Minis" wie sie bei den Steinenbrückern heißen sind prima aufeinander abgestimmt und haben unglaublich viel Spaß am Tanzen. Die Pänz sind heute schon perfekt vorbereitet für die Session. Prima.

Die Vajabunde – Stimmungsgaranten von der ersten Minute an
Die Vajabunde sind weitegereist – erst vor kurzem war man in China und auf der chinesischen Mauer – und sind echte Vollprofis. Natürlich haben die drei Herren immer noch viel Lust die Kölsche Art zu leben und lassen sich auch nicht von Baustellen daran hindern, ganz im Gegenteil. Das Thema ihres ersten Songs beim Vorstellabend waren die Baustellen von Köln und wie man als Kölscher das Leben richtig genießt. Im zweiten Titel gab es eine kleine Anlehnung an das diesjährige Motto des Rosenmontagszuges und die Vajabunde beschäftigen sich mit dem Versöhnungsbützchen. Eine gelungene Nummer zum sich tief in die Augen schauen. Beim dritten Song "Kumm loss mer zusamme jet fiere" schunkelte die Mülheimer Stadthalle schon eifrig. Die Vajabunde sind eine echt Kölsche Band und eine feste Bank für Stimmung im Saal.

Der närrische Kommissar – ist hochintellent und immer auf Streife
Tauscht Gehirn gegen Stroh, führt dann Polizeikontrollen durch und beobachtet Briefträger in Mülheim, die nicht wissen wo sie hinmüssen. Der närrische Kommissar erzählt Witze über den Alltag eines Polizisten in, um und um Köln herum. Reiner Ross ist auch im echten Leben bei der Polizei und seit 12 Jahren auf den karnevalistischen Bühnen des Rheinlandes unterwegs. Beim KRK ist der "närrische Kommissar" mit seinen Beamtenwitzen seit 2008 auf Streife.

„Tanzcorps Blaue Jungs“ – große Truppe mit vielseitigem kölschem Programm
Das „Tanzcorps Blaue Jungs“ bringt erst einmal 18 hübsche Mädels auf die Bühne. Bei dem Tanzcorps der Karnevalsgesellschaft Lövenicher Neustädter aus dem Kölner Westen setzt man auf kölsche Töne und einem bunten Mix aus akrobatischen und Tanzelementen. In die akrobatischen Elemente werden auch die Jungs miteingebunden und durch die Luft gewirbelt. Das Tanzcorps füllt durch seine vielen Tänzerinnen und Tänzer eine große Bühne, wie die in der Mülheimer Stadthalle locker aus und sorgt so für tolle Stimmung. Die Choreografie ist stimmig und abwechslungsreich, auch optische Elemente wie Ruder oder blau-weiße Stangen werden gekonnt eingebaut. Die Mülheimer Stadthalle zeigte sich ebenso überzeugt. Das „Tanzcorps Blaue Jungs“  gibt es seit 59 Jahren, war aber bis vor 14 Jahren nur jungen Männern vorbehalten.

„Kärnseife“ – die kölsche Partyband
Rumms und goldenes Konfetti regnet zum Finale von „Kärnseife“ über die Musiker und in den Saal. Aufwecken mussten die vier Musiker damit aber keinen im Saal. Die güldenen Konfetti kehrt der Tontechniker sehr zum Vergnügen der anwesenden Gäste des KRK in minutenschnelle von der Bühne. Das fordert KRK-Moderator Henry Jahn natürlich zu dem Kommentar heraus, dass der junge Mann wohl bald viele Heiratsanträge bekommen wird. „Kärnseife“ kommt aus Leichlingen bietet aber ein kölsches Programm mit viel Gefühl und guter Rhythmik. Dabei gelingt es „Kärnseife“ mit ihren Titeln Partystimmung zu verbreiten, die sie auch mit ihrem bunten und poppigen Auftreten unterstützen. Denn keine andere Band hat das Schlagzeug  in einer Waschmaschine versteckt und die Keyboards auf einem Waschbecken dabei.

Die „Steinenbrücker Schiffermädchen“ – setzen konsequent auf nationale und internationale Hits
Los geht es mit dem Fluch der Karibik, ein Schiff wird szenisch aufgebaut, dann das Fliegerlied oder "Time of my life" bringen den Saal musikalisch auf die Stühle. Temporeich, atemberaubende Akrobatik und eine Tanzaufführung voller Showelemente zeigt die gutgelaunte und durchtrainierte Truppe der „Steinenbrücker Schiffermädchen“. Auch die zweite Nummer wird mit internationalen Titeln aufgebaut. Das Tanzensemble ist hervorragend eingespielt und zeigt deutlich, dass die „Steinenbrücker Schiffermädchen“ das ganze Jahr überaus aktiv sind und nicht wie viele der kölschen Tanzgruppen nur in der Session auftreten. Dies ist aber auch ein Manko, denn so perfekt und toll der Auftritt gelingt, es fehlt leider das karnevalistische Element. Die Tanzgruppe gibt es seit 45 Jahren und in diesem Jahr wurde man schon NRW Meister, Deutscher Meister und Europameister im Gardetanz.

Die „Butterflys“ – die Saalverführer
Ex-Boore-Sänger Tommy Watzke wechselte immer wieder zwischen Bühne und Publikum hin- und her, den Gästen des KRK-Vorstellabends gefiel es. Viel wichtiger aber ist, Tommy Watzke hat eine bombastische Stimme und weiß was die Menschen im Saal wollen. Zwar gab es keine neuen Stücke, dafür stand der Saal aber bei "Rut sin de Ruse" schunkelnd am Tisch. Watzke ist Frauen- und Saalverführer und bringt Flirt- und Kontaktkommunikation in den Saal. "Kalte Hände, kalte Füße, ja das muss mein Schatzi sein" und dreizehn Kinder von Dreizehn Frauen sorgt sicher für mehr als Gesprächsstoff an den Tischen, als so manches Gitarrensolo eines jungen Musikers. Die „Butterflys“ haben ein untrügliches Gespür für jecke Töne und Säle.

„Der Een on der Anne“ – Hosenfummler und Superpuzzler
Einer fummelt sich immer noch an der Hose und spielt sich damit, teilweise sehr zur Freude des weiblichen Publikums. Drehtüren im Finanzamt, Körperpflege, scharfe Reporterinnen, Halb- und Ganzidioten sind die Stichworte um die sich das Zwiegespräch von „Der Een on der Anne“ dreht. Die beiden zaubern ein buntes Programm auf die Bühne. Der Een on der Anne sind nicht unkomisch und haben ein prima Programm für diese Session zusammengestellt. Natürlich ist es nicht der feinherbe Humor, sondern mehr die burschikose Variante des rheinischen Humors gepaart mit überraschenden Momenten. Bis heute ist nicht definiert wer der „Een“ und der „Anne“ ist.

„Die Knollis“ – Auftritt mit bayerischem Muckibudenlätzchen
Dieter Spies und Albert Terfloth flehen den lieben Gott an um aus Düsseldorf fortzukommen und steppen dabei eine flotte Sohle auf die Bretter der Mülheimer Stadthalle. Zwei Locationen verreimen die „Knollis“ dann in ihrem zweiten Song, denn wenn de net am Meer wörst dann wörste jetzt zu Hus in Kölle und entführen mit ihrem dritten Titel in die Muckibud und animieren das Publikum zu Ahs und Ohs. Die Ergebnisse ihres harten Trainings müssen die „Knollis“ aber mit einem Muckibudenlätzchen dokumentieren, die einen hart gestählten oberbayerischen Body mit Lederhose zeigt.

„Die Rheinflotte“ – Kölsche Tänze zu kölschen Tönen
Die großen Hits von Brings und Höhner, wie "su lang mer noch am lääve sin", oder "Wenn nicht jetzt wann dann" werden in der Hauptsache tänzerisch in Szene gesetzt. Das wird auch ein wenig aus der Not geboren sein, denn die Gruppe besteht zum großen Teil aus Tänzerinnen, so dass für akrobatische oder Hebefiguren die Jungs fehlen. Dennoch baut man vereinzelt akrobatische Elemente ein und nicht selten stockt dem Publikum der Atem, vor allem wenn als eine der jungen Tänzerinnen bis an den Bühnenrand geworfen und erst in letzter Sekunde aufgefangen wird.

„Blue Magic“ – Showtanzgruppe mit tollem internationalem und Showprogramm
Zwei Programme, das erste vom deutschen Schlager dominiert, der zweite Teil internationale Rockmusik mit "Summer of 69" von Brian Adams oder Bon Jovi. Dazu Showtanz vom Allerfeinsten. Die Nummern sind exzellent und modern choreographiert, sogar asymetrische Figuren stellt man auf die Bühne. „Blue Magic“ ist die Showtanzformation des TC Blau-Weiß St. Katharinen e.V. Das Programm hervorragend gelungen, aber für die Kölner Bühnen fehlt die karnevalistische Note, der kölsche Bezug. Wenn der noch da wäre gäbe es garantiert mehr Buchungen. Denn auch die Liste der errungen Titel lässt sich sehen: 2007 Vize-Europameister, 2008 Deutscher Meister und Vize-Europameister.

„2 Verdötschte“ – Witzeerzähler mit zweifelhaftem Kontext
Mixen kölsche Klassiker wie Kaygass No. 0 und Kalauer hintereinander ohne Punkt und Komma weg. Dabei geht es den beiden älteren Herren, die noch kegeln gehen, meist um Frauen, ob in St. Pauli oder wer mit wem seiner Frau geschlafen hat oder schläft. Manch einer der Scherze, so muss man das leider schreiben ist wahrscheinlich auch im delirierten Zustand nur schwer ertragbar. Nüchtern tun sie weh. Auweia! Als die „2 Verdötschte“ dann auch noch die Nummer bringen, damals standen die Türken vor Wien, heute stehen sie vor Aldi, wird’s auch noch fremdenfeindlich. Lustig ist anders. Die „2 Verdötschte“ sind seit 2008 beim KRK und stehen seit 1980 auf der Bühne. Seit 2006 sind sie ein Zwiegespräch.

Die „Häckenjecks“ – mit Startverzögerung
Ohne Strom nix los – mindestens fünf Minuten lang klappte mit der Technik bei den Heckenjecks gleich gar nichts. Alles bis auf die Saalkapelle blieb stumm. Aber die „Häckenjecks“  wären nicht die „Häckenjecks“, wenn sie die Situation nicht erst einmal mit einer netten kleinen Show ausfüllen würden. Mit dabei haben die „Häckenjecks“ jetzt auch eine Stroboskopplattform und zeigten sich wie in den Jahren zuvor schon bützbereit. Einer ihrer Hits. Mit ihrem zweiten Titel lagen die „Häckenjecks“ allerdings leicht neben dem Altersdurchschnitt des Publikums, denen sie vorsangen was für ein geiler Teenager sie auf der Bühne sind und wie alt das Publikum ist. Eine Replik auf den Elvisklassiker "Teenager in Love". Dann gaben die „Häckenjecks“ den Älteren im Saal den Rest mit einer nicht unkomisch. dadaistisch anmutenden „Tostbrot“-Nummer. Für den der die Auflösung welcher Buchstabe fehlt findet, versprachen die „Häckenjecks“ ein „Backstage-Bützchen mit Zunge“. Die „Häckenjecks“ machen klasse Musik, aber mit den beiden neuen Nummern passen sie besser ins "Loss mer singe" Umfeld, als in einen mit vornehmlich Senioren gefüllten Saal, so hart das klingen mag. Den „Häckenjecks“ sei in diesem Zusammenhang die Lektüre der BCG-Studie des Festkomitees empfohlen, über die Zusammensetzung der Gäste bei Sitzungen.

„Palm“ – da soll der Saal bei Rumba auf dem Tisch tanzen
Kölsche Musik, rockig und unprätentiös präsentiert, laut. Zumindest beim ersten Titel. Bei der folgenden Schunkelnummer gibt es Treueschwüre für die große und die kleine Kurzzeitliebe, aber auch für den FC. „Palm“ holt die Stääne vum Himmel und das für die Ewigkeit oder stellt fest das echte Fründe "Fründe für et Levve" sin. „Palm“ ist mainstreamig angelegt ohne großartige, eigenständige musikalische Akzente zu setzen. Mit den dennoch eingängigen Melodien und Texten schafft es Palm im Saal für Stimmung zu sorgen, auch wenn die Gäste des KRK-Vorstellabends bei der letzten Nummer nicht mehr in Stimmung waren auf den Tischen Rumba zu tanzen, wie der Sänger von Palm forderte.

Das report-k.de Fazit:
Das Niveau des KRK-Vorstellabends hat sich deutlich gesteigert im Gegensatz zu den Vorjahren. Mit den „Vajabunde“, den „Butterflys“, den „Häckenjecks“ und „Palm“ ist man im Musikbereich solide aufgestellt und hat zugkräftige Nummern im Programm. Auch der „Een on der Anne“ haben sich deutlich gesteigert und bieten für die kommende Session eine gute Nummer an, die vielleicht nicht Gala-Gürzenich, aber dafür sehr gut Kostümsitzungs- und Damensitzung geeignet ist. Wer so schön mit einer fleischfarbenen langen Unterhose fummeln kann, dürfte da nicht nur den einen Lacher auf seiner Seite haben. Gut ist, dass beim KRK die Tanzgruppen gepflegt werden. Hier bietet man neben klassisch kölschen Gruppen mit den Grossen der „Steinenbrücker Schiffermädchen“ und „Blue-Magic“  Top-Nummer im Gardetanz an. So ganz versteht man allerdings, nicht, warum diese Tanzgruppen nicht explizit eine kölsche Nummer anbieten, wenn sie sich schon für den Kölner Karneval vorstellen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung