Teddybären-Mitbringer: Die Steinenbrücker Schiffermädcher
Mit den kleinen süßen Steinenbrücker Schiffermädcher 1946 e.V startete man mit dem Nachwuchs in den Abend. Trainiert werden die Kinder und Jugendlichen von Uschi und Jo Lippok. Und wem geht nicht das Herz auf, wenn die ganz kleinen Pänz vorne mit ihren riesigien Teddybären auf der Bühne stehen und ein herrliches Bild abgeben.

Mottolied-Versteher: Hans Breuer
Hans Breuer parodiert das Mottolied und am Ende hat er selbst eins. Zum Motto Fastelovend himmlisch jeck. Der Song hat die Qualität das Publikum schnell aufzuwecken und zum Mitmachen zu animieren. Das liegt daran das er stark mit Versatzstücken arbeitet, manchmal hört man sogar Elemente des Klassikers „… und wenn et Trömmelche…“. Da kann ein echter Kölscher und Karnevalsfan nicht widerstehen, da ist Mitmachen ein Muss. Auch textlich verwirrt das Lied nicht durch komplexe und neue Wortschöpfungen, alles ist dabei: Rosenmontagszug, Päd, Himmel un… und natürlich 3 mal Kölle alaaf, um einige Beispiele zu nennen. Kritisch muss man die Einleitung sehen, die mindestens eine Elle zu lang ist. Hier wünscht man sich einen schnelleren Einstieg. Beim zweiten Lied outet sich Hans Breuer und erklärt mit einer ruhigen und sentimental getragenen kölschen Ballade, dass er seine Unschuld in der Eigelsteintorburg verloren hat.  Hans Breuer ist ein Spezialist für Krätzjer und Couplets.

Prima Rock´n Roll für Jecke: Die Häckenjecks
Neu beim KRK sind die Häckenjecks. Zwei Jahre lang waren die Häckenjecks bei der Kajuja zu Hause. Auf die Frage nach dem Wechsel gibt es eine kurze und lockere Antwort: “KrK, weil die cool sind”. Da haben sich anscheinend die Richtigen getroffen, denn bevor sie richtig loslegen verteilen die Häckenjecks – very witzig  – Kopfschmerztabletten in der ersten Reihe und rocken dann den Saal. Und auf wieviele Ideen Kreative unter Tigerfellnarrenkappen kommen können, das zeigen die Häckenjecks in jede Sekunde ihrer Bühnenshow. Musikalisch sind die Häckenjecks noch reifer geworden und absolut professionell, wenn sie auch die eher spärlich ausgestattete Saalanlage manchmal an den Rand der Verzweiflung bringen. Profis im Kölner Karneval gibt es natürlich viele, aber bei den Häckenjecks spürt man, dass sie mit Herzblut Musik machen und extreme Spielfreude auf die Bühne bringen. Aber nicht nur im Künstlerischen überzeugen die Häckenjecks. Sie verstehen es wirklich unter den jüngeren Besuchern im Saal Rock´n Roll und Stimmung zu verbreiten. Wer also seine Sitzung um ein jüngeres Element bereichern will, der sollte unbedingt die Häckenjecks in seine Überlegungen miteinbeziehen, auch auf die Gefahr hin, das die etwas ältere Generation eventuell Ohropax mitbringen muss.

Genussvoller Hosenfummler: Der Een on der Anne
Eine dickglasige Brille und eine fleischfarbene Hose leicht zu weite Hose, die alle Varianten des Hochziehens, Wedelns und Herunterlassens möglich macht, ist das Markenzeichen von “Der Een on der Anne”. Auch sie sind neu beim KRK und kommen, wie die Häckenjecks von der Kajuja. Der mit der dicken Brille und der Flutschhose ist nicht wirklich schnell und der andere spricht normal. Damit sind die Formalia des Zwiegesprächs zwischen  “Der Een on der Anne” festgelegt. Einer braaaaaauuuuucht ultra viel Zeit um den Kreisverkehr zu erklären und wird auch noch von der Polizei angehalten, der andere fragt nach. Der mit der Flutschhose entlockt der ein oder auch zwei und mehr anderen Damen im Saal laute Juchzlaute, vor allem wenn er wedelnd mit dem Höschen kühlt und am Ende das Toupet zweit verwertet. Der  „Der Een on der Anne“ sind leicht anzüglich in ihren Witzen und das Hosenfummeln ist ungeschminkt derb. Mann ist aus der Eifel und steht schon seit 1981 auf den karnevalistischen Brettern. Wer nun der “Een” und oder der “Anne” sind lassen die beiden offen.

Eigenen Titel remixt: Die Knollis
So würde man deren Remix ihres Liedes “Däue, Däue, däue…” im hippen Musikersläng nennen, die die beiden Knollis schneller und härter als noch im letzten Jahr vortragen. Mit dieser Nummer  hatten Albert Terfloth und Dieter Spies, das sind die beiden Knollis in der letzten Session Erfolg und da liegt dies natürlich nahe, das Lied leicht variiert, noch einmal zu bringen. Die Knollis sind ein klassisches Gesangsduo und bringen mit viel Spaß ihre kölsch volkstümlichen Lieder auf die Bühne.

Gefühlsmusiker: Ottecolong
Harmonisch kölsche Musik machen Ottecolong. Nach dem Tod des Sängers Willi Baumanns nahm Ottecolong eine Auszeit und formierte sich neu als Quartett. Die Lieder von Ottecolong werden getragen vom kölschen Lebensgefühl das nicht nach Hektik und Modernität sucht. Musikalisch reihen sie sich in der Rubrik kölscher Gefühlspop ein. Mit ihrem Lied „janz ejal“ widmet sich Ottecolong den Singles im Saal und fordert mittels Schunkeln zum närrischen Speeddating auf. Und da aus so einem netten „janz ejal“-Abend ja manchmal auch Folgen fürs Leben entstehen dankt Ottecolong auf dem KrK Kreisabend im Anschlusslied allen Müttern. Mit ihren Balladen kommt Ottecolong vor allem beim älteren Publikum gut an. Ein Besuch der Website von Ottecolong lohnt sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht, da müssen die Musiker inhaltlich noch ein bischen nachlegen.

Kein kölscher Redner: Der Lustige Jo
Wie beschreibt man den Ton mit dem der Lustige Jo versucht den Saal aufzuwecken, wenn er mit mindestens 80 Dezibel Oberton vors Mikrofon tritt. Er ist unbeschreiblich. Der Lustige Jo erzählt Witze am Stück über nicht unter dem Arm rasierte Lehrerinnen oder haben wir da was falsch verstanden, Opas mit 100 Euro Scheinen und Frauen die beim Pferderennen mitlaufen, in Frankreich oder auch nicht. Vorne auf dem Hut trägt der Lustige Jo eine leuchtend rote Blume und in der Hand ein kleines Köfferchen, es ist ja Karneval, da muss man bunt sein. Eine Type entwickelt er daraus nicht wirklich. Der lustige Jo sieht sich als Witzerzähler fürs ganze Jahr. Ein kölscher Einschlag fehlt ihm völlig, schließlich kommt Jürgen Busch, alias „Der lustige Jo“ aus Issum.

Poppig-Schrill: Kärnseife
Huch, da rollt ein rosa Schlagzeug als Waschmaschine verkleidet auf die Bühne. Mit Schwung setzt sich ein hübsches schwarzhaariges Mädel im Gypsi-Look dahinter und rockt mit lasziver Stimme. Poppig, schrill und erfreulich anders kommen Kärnseife daher. Auf der anderen Bühnenseite nimmt eine gut aussehende blonde Dame im Jeansmini mit oranger 70er-Jahre-Look-Brille und superb cooler Ausstrahlung hinter dem Piano Platz. In der Mitte zwei Herren, einer in grünem Tigerlook der andere klassischer Tiger. Die Songs werden zwischen rockig, poppig aber kölsch vorgetragen, das macht Laune. In der musikalischen Feinabstimmung passt es manchmal stimmlich noch nicht zu 100 Prozent. Auch wie die visuell originelle Truppe musikalisch noch mehr Druck in den Saal bringt muss noch mehr geübt werden. Aber Kärnseife haben hohes Entwicklungspotenzial und schließlich ist es ihr erster Vorstellabend beim KrK. Auch Kärnseife ist sicher mehr für das jüngere Publikum, musikalisch und optisch. Dennoch ging die Mülheimer Stadthalle gut mit. Kärnseife, eine Band die auch covert,  legt Wert darauf, dass ihre Musik handgemacht ist.

Tänzerisch: Die großen Steinenbrücker Schiffermädchen
Der Start ungewöhnlich aus einer Figur heraus entwickelt, die bei anderen Tanzgruppen eher den Abschluss bildet. Das Tanzcorps legt flott und auf den Tanz konzentriert mit schönen Showelementen los. Die Steinenbrücker kombinieren diese schnellen Showelemente mit klassischen Hebefiguren, wobei bei der großen Gruppe nicht der Schwerpunkt auf höher und noch wildere Artistiknummern liegt, sondern eindeutig auf den tänzerischen Elementen. Das ist wohltuend. Artistisch gelungen ist der Wurf einer Tänzerin in den Stand auf die Spitze einer Hebefigur. Im gesamten Tanzbild spielt vor allem bei den Tänzerinnen der Spagat eine große Rolle und wird variantenreich eingebaut. Das ist spannend und dynamisiert vor allem die weiblichen Tanzelemente. Trainiert werden die Steinenbrücker –Schiffermädchen 1964 e.V. von Benjamin Dartsch und Norbert Peters.

Fokus Artistik: Tanzcorps Blaue Jungs
Auch die Blauen Jungs, die zwar mehr Mädchen auf die Bühne bringen, sind mit über 30 Tänzerinnen und Tänzern vertreten. Eine große Gruppe, die viel hermacht auf der Bühne in der Mülheimer Stadthalle. Bei den Blauen Jungs legt man den Fokus neben dem Tänzerischen stärker auf die Artistik, zeigt Salto und hohe Wurffiguren. Bei der ein oder anderen Hebefigur zeigte man aber noch leichte Unsicherheiten, kaschierte dies aber gut. Bei der Größenverteilung der Tänzerinnen könnte man noch ein bisschen mehr auf Ausgewogenheit im Gesamtbild achten und die Unsicherheiten werden sich mit fortschreitender Session sicherlich schnell erübrigen. Die Tanzgruppe Blaue Jungs gibt es seit 57 Jahren, seit 12 Jahren ist auch die holde Weiblichkeit vertreten.

Eifel: Der Kommissar ist närrisch
Schnabeltassen und die Frage wo Frau an Weiberfastnacht oder Mann bis kurz vor Ostern übernachtet sind Fragen mit denen sich der närrische Kommissar mit den lockeren Dienstabzeichen beschäftigt. Auch der närrische Kommissar ist neu beim KrK und heißt im wahren Leben Reiner Ross. Seit 12 Jahren ermittelt der närrische Kommissar nach jeckem Frohsinn auf den rheinischen Bühnen und ist auch beim VLK Hürth aktiv. Nicht alle Scherze waren auf Anhieb verständlich und vermittelten sich. Reiner Ross ist auch im echten Leben Polizist. Nun hat Köln mit Jupp Menth und auch dem Knubbelich vum Klingelpütz schon zwei starke Rednertypen die das Sujet Polizei persiflieren. Ob sich da der närrische Kommissar aus der Eifel einen Gefallen getan hat auch mit einer solchen Type anzugreifen? Man vermisst beim närrischen Kommissar auch ein wenig die Persiflage über die Polizei. Ob er sich das durch seinen Beruf nicht traut? Warum aber dann diese Verkleidung? Denkt man an den Diakon, ja genau an den, der gerade mit dieser Verwebung Beruf und Type so viel Erfolg hat, muss man dem närrischen Kommissar diese Fragen stellen.

Ein Mann: Mr Saxman
Spot an, weißer Borsalino, knallrotes Hemd, dunkelblaue Jacke mit dicken weißen Al Capone Streifen, am Revers eine rote Stoffblume und ein goldenes Saxophon so tänzelt Mr. Saxman in den Saal mit Hüftschwung. Die Damen finden das ist Mr. Sexman. Dann spielt er Höhner Klassiker und Brings, nun gut damit kann man eigentlich nichts falsch machen. Der Mann ist optisch sicher lecker, musikalisch aber fehlt es an Feinabstimmung zwischen überlauter Backgroundmusik und dem einen Instrument das Mr. Saxman spielt. Das kann man ja noch abstellen. Und trotz aller Erotik springt dann leider letztendlich der Funke musikalisch nicht über, sicher auch weil der Mann alleine auf der Bühne verloren geht, Warum er die Bühne überhaupt benutzt und nicht lieber animierend, vom Verfolger lecker inszeniert, durch die Reihen tänzelt, bleibt dabei ein Rätsel. Aber auch Mr. Saxman ist neu, also sein erster Vorstellabend und was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Guter Sound – nicht so tolle Verreimung: Palm
Immerhin geben die fünf Jungs ordentlich Gas und Rhythmus in den Saal, allerdings ist der Refrain des ersten Liedes ein wenig gewöhnungsbedürftig mit „loss mer ene trinke, solang ma noch nit stinke” Gut verreimt, aber was will der Texter uns damit sagen? Das wir, wenn wir jetzt nicht sofort einen heben, nun alle gleich gegen Melaten streben??? Uah, böses Foul. Da hat Palm am falschen Ende gespart und sollte sich Rat bei professionelleren Textern holen. Denn auch der Text gehört mit zum Erfolg von Liedern. Das heißt aber nicht, dass Palm nicht echte musikalische Qualitäten besitzen, die sie zweifelsfrei haben. Mit dem zweiten Song, in dem sie dem Saal oder ihrem Liebchen die “Stänne vum Himmel” holen, bringen sie die Reihen schon mächtig zum Schunkeln. Der Sound ist rustikal und vor allem der Drummer macht Druck. Auch das dritte Lied “Mir Kölsche kriege nie genug vun unsere Rusenmontagszug” kommt sehr gut an und am Ende rocken sie den Saal mit einer Reprise auf den guten alten Status Quo Song „Rocking All Over The…“ mit kölschem Text. Yeah! Palm hat sich den Slogan „Music made em Veedel“ verpasst.

Wie Tag und Nacht: Blue Magic Showtanzgruppe
Die Showtanzformation des TC Blau-Weiß ST. Katharinen ist eine feste und verlässliche Größe auf den Vorstellabenden des KrK und auch schon auf der ein oder anderen Herrensitzung in Köln. Optisch modern gestaltet und immer im Takt bringt die Gruppe eine super durch und durch choreografierte Show auf die Bühne. Die vielen Titel die man damit gewonnen hat honoriert den Einsatz und zeigt den Erfolg. Ein wenig verblüfft war der geübte Betrachter da bei der ersten Nummer am gestrigen Abend, die auf ein deutschsprachig musikalisches Medley aufsetzt mit einigen Udo Jürgens Nummern, wie „Mit 17…“. Da war nichts von der Dynamik der zu den Klängen von „Knock on Wood“ einlaufenden Truppe zu spüren, der Tanz wirkte uninspiriert? Ob es an der Musik lag? Beim zweiten Stück das Blue Magic vorführte, das mit „Born to be wild“ rasant und schnell begann, wirkten die Tänzer wie ausgetauscht und boten Showtanz vom Allerfeinsten. Hervorragend. Tja, irgendwie wie Tag und Nacht.

Niveau gesteigert, aber was ist mit den Rednern los?
Das Fazit des Kreisabends des KrK muss lauten, durch die Verjüngung und die vielen Neuzugänge ist das Niveau deutlich gestiegen, vor allem im musikalischen Bereich und mit Gruppen wie „Kärnseife“ hat man respektable Neuentdeckungen präsentiert. Die Redner schwächeln, sicher lacht der ein oder andere auch über heruntererzählte Witze, aber das ist nicht unique. Hier gelingt es nicht Typen zu präsentieren, die eine echt eigene Nummer entwickeln. Dabei wäre das für Talente gar nicht so schwer, allerdings anstrengender als Witzsammlungen zu durchforsten, wenn sie sich auf ihre Beobachtungsgabe verlassen würden und die Nickeligkeiten des modernen Alltags aus Sport, Kultur, Wirtschaft, Politik und Medien mit eigenen Worten witzig erzählen würden. Natürlich ist in solch einer Erzählung auch der ein oder andere Witz, aber dann bitte nur die Besten, gestattet. Zudem müssten die Karnevalistenvereinigungen hier auch ein wenig auf die kölsche Sprache achten und vielleicht im Vorfeld Redner und Duos konstruktiv kritischer begleiten.

Weitere Künstler des KrK, die am gestrigen Kreisabend nicht aufgetreten sind:
Redner: Der lustige Rheinländer >>> Ne Jung usem Levve >>> Harry & Achim >>> Ne Beflappte
Musiker: Jöckpolver >>> Bremsklötz >>> Meddendrin >>> Drei Richtije >>> Onkel Tom >>> Hanna Breuer >>> De Rollmöps >>> Traditionscorps und Regimentskapelle der KG Altstadtfunken Opladen vun 1902 e.V. >>> Die Magic-Sound Trompeter Brühl
Männerballett: Die Giottos
Tanzgruppen: Tanzcorps Blau-Weiß Vilkerath 1976 e.V. >>> Tanzcorps Rheinflotte

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung