Köln nach Düsseldorf am unsichersten in NRW
Vorausgeschickt sei, dass die polizeilichen Kriminalstatistiken keine Verbrechensstatistiken im eigentlichen Sinn sind, denn Sie verzeichnen lediglich die von der Polizei erfassten Straftaten und festgenommenen. Ob eine Straftat dann auch als Verbrechen gewertet wird, klären später die Gerichte. Köln verzeichnete im Gegensatz zu 2009 in 2010 1.117 mehr Straftaten, die Kriminalitätshäufigkeitsziffer, die Straftaten pro 100.000 liegt in Köln bei 13.692, eine Steigerung der Fallzahlen um 75. Damit liegt Köln, zwar unwesentlich, aber immerhin hinter Düsseldorf an zweiter Stelle. Im Landesdurchschnitt von NRW fielen die Fallzahlen um 1,1 Prozent, was einem Minus von 15.637 entspricht. Die Aufklärungsquote gibt das Land NRW mit 49,9 Prozent an, die Kölner Polizei erreicht dagegen nur 44,72 Prozent ein minimaler Rückgang gegenüber 2009.


Leichte Rückgänge in einzelnen Themenfeldern
Leicht zurückgegangen sind im Kölner Stadtgebiet die Bereiche Straßenkriminalität, Gewaltkriminalität, Raub, Taschendiebstahl und Betrug. Wobei die Zahlen immer noch sehr hoch sind. Gestiegen sind dagegen die Delikte im Bereich des Wohungseinbruchs und des Diebstahls aus KFZ. Zugenommen hat auch die Zahl der versuchten oder erfolgten Tötungsdelikte in Köln auf 51. Das sind 16 Fälle mehr. Allerdings sind diese Zahlen nicht wirklich repräsentativ, denn hinter 2/3 der Tötungsdelikte gehören in die Kategorie Beziehungsdelikte. In 19 Fällen überlebten die Opfer den Angriff des Täters nicht, in 32 Fällen überlebten die Opfer. Die Aufklärungsquote bei den Tötungsdelikten liegt bei 96 Prozent, aus dem letzten Jahr sind lediglich ein Mord aus dem Januar und eine versuchte Tötung in Köln-Ehrenfeld im Oktober des letzten Jahres noch nicht aufgeklärt.

Diebstahl aus KFZ steigt an
Alleine bei den Diebstahlsdelikten aus KFZ stieg die Fallzahl um 975 Fälle. Stolz ist man bei der Polizei darauf, dass man eine Serie von über 500 Aufbrüchen begangen durch fünf Straftäter aufklären konnte. Die Täter brachen Handwerkerfahrzeuge auf und entwendeten teure Maschinen. Sorge bereitet der Kölner Polizei der Klau von festeingebauten Navigationsgeräten, die vor allem von Tätern mit osteuropäischen Hintergrund entwendet werden. Erst kürzlich gelang die Sicherstellung von 60 Geräten die im Kölner Raum entwendet wurden in Ostdeutschland.

Wohnungseinbrüche nehmen zu
Als Sorgenkind bezeichnet die Kölner Polizei den Bereich des Wohnungseinbruches. Hier gab es in Köln 870 mehr Taten in 2010, das entspricht einer Steigerung von über 21 Prozent. Damit liegt Köln weit über dem NRW Durchschnitt der bei 8,5 Prozent liegt. Die Kölner Polizei geht davon aus, dass die meisten Täter eine osteuropäischen Hintergrund haben, aus Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und  Rumänien stammen und auch überregional tätig sind. Hier bittet die Kölner Polizei die Bevölkerung aktiv zu werden, wenn verdächtige Wahrnehmungen gemacht werden und umgehend die 110 anzurufen. Hier wird man in  ausgewählten Kölner Stadtvierteln über 65.000 Postwurfsendungen zur Prävention in den nächsten Tagen einwerfen.

Mehr Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Bedrückend auch, dass die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung mit über 115 Taten auf 948 zugenommen hat. Berücksichtigt sind dabei Männer, wie Frauen, wobei die meisten Taten 813 gegen Frauen verübt wurden. Dabei fällt ganz besonders die sexuelle Nötigung von Kindern mit einer Steigerungsrate von 22,6 Prozent auf. Aber auch die Fälle von Vergewaltigung und schwerer sexueller Nötigung haben mit 9,8 Prozent im Kölner Stadtgebiet zugenommen.

Neue Betrügereien an Geldautomaten
Auch im Bereich des Betruges hat die Kölner Polizei einen Tipp für die Kölner Bevölkerung. Derzeit sind Täter aktiv, die an Geldautomaten die Ausgabeschlitze des Automaten so geschickt abkleben, dass der Kunde nach dem Abhebevorgang meint, das Ausgabefach sei nicht aufgegangen. Dies sei aber mitnichten der Fall. Die Täter gehen nach dem Kunden an den Automaten entfernen die Abklebung und fischen das Geld heraus. Schon über 85 Fälle sollen sich in Köln ereignet haben. Norbert Wagner der für Kriminalität zuständige Chef in der Kölner Polizei bittet in diesem Fall sofort 110 wählen, wir kommen sofort.

Immer mehr Opfer – die Täter sind meist erwachsen
Die Zahl der Opfer nimmt seit Jahren zu und hat 2010 mit 22.238 einen neuen traurigen Höhepunkt gefunden. Wobei insgesamt mehr Männer Opfer von Straftaten werden als Frauen. 2010 gab es in Köln 44 Drogentote, einen weniger als noch im Jahr 2009. Im Bereich der Drogenkriminalität zeigen alle Drogensorten, wie etwa Heroin, Koks oder Marihuana fallende Zahlen, nur der Sektor der Amphetamine wächst über 20 Prozent. Die Tatverdächtigen sind zu 2/3 aus Deutschland mit rund 66 Prozent und zu 1/3 aus dem Ausland oder sind Migranten. An dieser Verteilung hat sich gegenüber dem Vorjahr nichts geändert. Auch die Verteilung nach Altersgruppen ist annähernd gleich geblieben. Die große Mehrzahl auch mehr als 2/3 mit 76 Prozent sind Erwachsene, 11 Prozent Jugendliche und 10 Prozent Heranwachsende, drei Prozent sind Kinder. 74 Prozent der Täter sind männlich und 26 Prozent weiblich, auch hier gibt es keine signifikanten Veränderungen zu 2009.

Wirtschaftskriminalität nimmt zu
Die Fallzahlen der Wirtschaftskriminalität nimmt zu und erreicht über 1.600 Fälle. Die allerdings machen 56 Prozent der geschätzten Gesamtschadenssumme von 207.980.000  Euro mit 116.300.000 Euro aus. Im Jahr 2009 lag die geschätzte und hochgerechnete Schadenssumme bei 175.142.000 Euro.

Stagnation der Fallzahlen auf hohem Niveau
Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen sagt die Kölner Polizei sei an der Grenze ihrer Belastung angekommen. Daher stagniere die Zahl der Straftaten auf dem Niveau von knapp unter 150.000 Fällen. Mit der aktuellen personellen Ausstattung sei man stolz dieses Niveau zu halten. Eine Korrelation zwischen Sondereinsätzen wie etwa Karneval, Fußball, Castor oder Loveparade und steigender Kriminalitätsfallzahlen stellt Steffenhagen direkt her. Ob Köln mehr Beamte zugeteilt bekommt oder nicht entscheidet sich im Frühsommer, so der Kölner Polizeipräsident. Dessen gescheiterte Vision von Deutschlands sicherster Millionenstadt wurde auch in der letzten Sitzung des Kölner Stadtrates kontrovers diskutiert.

Ausblick: Die Lage in NRW
Die polizeiliche Kriminalstatistik für NRW zählt weniger Straftaten, Rückgang bei Gewalttaten und Straßenkriminalität sowie sinkende Fallzahlen bei schwerer und gefährlicher Körperverletzung.

Die Kriminalität sank gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Prozent (- 15.637) auf 1.442.801 Straftaten. Gegenüber dem Höchststand im Jahr 2004 ist dies  ein Rückgang um über sechs Prozent (- 89.000 Fälle).  Die Aufklärungsquote von 49,9 Prozent ist das zweitbeste Ergebnis der letzten zehn Jahre. Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen beträgt 494.955.

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