Die Konferenz eröffnete heute Morgen der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters. Für Roters soll die Konferenz verschiedene Branchen der Kreativwirtschaft miteinander ins Gespräch bringen und Initiativen den Weg in die Praxis weisen. Kultur und Medien, so Oberbürgermeister Roters, prägen das alltägliche Leben Kölns, und sind wichtig für Kölns ökonomische Entwicklung. Die gute Infrastruktur für Medien und Kultur, die in Köln vorhanden sei, so sieht es zumindest Roters, müsse weiter entwickelt werden. Zum dritten Mal fand die Konferenz in Köln statt. Schon in den Jahren 2007 und 2008 gab es große Besucherzahlen, in diesem Jahr sei die Veranstaltung fast überrannt worden, stellte Hans-Georg Bögner, Geschäftsführer der SK Stiftung Kultur, fest. Die Bandbreite der Teilnehmer sei sehr groß: Vom Opernsänger bis zum Designer.  
 
Im Mittelpunkt der Konferenz, steht die aktuelle Situation von Kultur- und Medienschaffenden. Besonders in Zeiten der Wirtschaftskrise, sei es wichtig über die Entwicklung der Kreativwirtschaft und die Arbeitsperspektiven in der Branche zu diskutieren und wie sie sich entwickeln muss um die Krise zu bestehen. Denn es ist nicht alles Gold was glänzt, diese alte Binsenweisheit lässt sich auch für die Kreativbranche anwenden. Die Materialien die heute zur Konferenz verteilt wurden lassen den kritischen Beobachter fragen, was ist das eigentlich für ein Gemischtwarenladen den die Bürokraten aus Arbeitsagentur, Stadtverwaltung und Land da unter Medien- und Kreativwirtschaft subsumieren und den Unbedarften verkaufen. Da ist das Call Center genauso drin, wie die Videothek an der Ecke, oder eben der Opernsänger, Publizist oder wirklich kreative Kommunikationsdesigner und Künstler. Politik und Arbeitsmarktexperten sollten endlich einmal anfangen und diesen Bereich ernsthaft definieren und sei es orientiert an den Richtlinien der Künstlersozialkasse. Ein Drucker ist ein Industriearbeiter, der Schicht arbeitet und wenig kreativ arbeitet, außer dass die Produkte die seine Maschine ausspuckt bunt sind, aber das sind die Autos vom Fließband bei Ford auch. Damit soll nicht die hervorragende Arbeit von Druckern klein geredet werden, nur sollte man damit aufhören alles was im Umfeld der Kreativwirtschaft arbeitet zuzurechnen um sich als Politiker zu brüsten, man habe ja die größte, sei Spitze und stehe an Nr. 1. Hier täte eine echte und richtige Bestandsaufnahme not. Aber auch die Zahlen, die die Arbeitsagentur vorlegt glänzen nicht, sind ernüchternd. Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Gemischtwarenladen „Kreativwirtschaft“ pendeln seit 2004 zwischen 38.692 und 41.221 Beschäftigten. Einen echten Aderlass erlebten das Verlags- und Druckgewerbe mit -18,9 Prozent und die Hörfunk- und Fernsehveranstaltungsproduktion mit -11,3 Prozent. Auch hat die Branche immer noch nicht das Platzen der ersten dot.com-Blase verkraftet. In den Jahren 2003 bis 2005 baute die Branche 9,5 Prozent Personal ab und hat von 2006 bis 2009 gerade mal wieder 7,8 Prozent an Arbeitsplätzen geschaffen. Das ist ein Minus von 1,7 Prozent. Köln hat noch dazu auch im Landes- und Bundesdurchschnitt negativ abgeschnitten. Dazu kommen niedrige Gehälter, lange Arbeitszeiten und geringe soziale Absicherung bei den Beschäftigten und das bei hoher Qualifikation. Zudem leidet die kleinteilige Branche an mangelnder Weiterbildung und das bei einem hohen Weiterbildungsangebot in Köln, was zum Teil an der schlechten Kapitalisierung der Kleinstunternehmer und Freiberufler liegt.

Der Ausblick der Agentur für Arbeit stimmt pessimistisch. Die Agentur schreibt im ersten Satz zum Kapitel Ausblick: „2010 wird schwierig“. Bei den Unternehmen der Kreativbranche schmelzen die liquiden Mittel, sie leiden unter der Kreditklemme und dies werde zwangsläufig zu einer Reduzierung des Personals führen, so die Agentur. Selbst wenn die Konjunktur wieder anspringe, müsse damit gerechnet werden, dass die dann erwirtschafteten Mittel zunächst für dann nötige Investitionen eingesetzt werden. Die Budgets für Werbung und Anzeigen seinen knapp, davon betroffen ist die Werbewirtschaft, die Verlage und die Fernseh- und Rundfunksender. Die Wirtschaftskrise beschleunigt auch den Strukturwandel in der Branche und übt damit gerade auf die „alten Branchen“ einen stetigen Anpassungsdruck aus. Bei der Arbeitsagentur geht man davon aus, dass die Qualifikationen der Mitarbeiter aus den alten Bereichen nicht deckungsgleich mit denen der neuen konvergenten Segmenten ist. Gerade die Konvergenz werde neue Berufsbilder und Tätigkeitsprofile entstehen lassen. Zudem befürchtet die Agentur dass die Branche eine Tendenz zum Niedriglohnsektor hat. Dies führt man darauf zurück, dass der große Nachschub an jungen Arbeitskräften in der Kreativwirtschaft, die als „sexy“ gilt, einen hohen Verdrängungsdruck ausübt und andererseits für ein geringes Einkommen sorgt. Dazu komme in Teilbereichen das „The-Winner-takes-it-all-Prinzip“ der wenigen Stars. 

Für die Politik und den Standort wirken sich aber die Unternehmen der Kreativwirtschaft imagefördernd aus, so die Agentur für Arbeit, da sie eine Sogwirkung entwickeln und den Ruf einer Region prägen. Zudem schaffe die Branche hochqualifizierte und innovative Arbeitsplätze. Schlecht für Köln war der Verlust der Gruner & Jahr Wirtschaftsredaktionen und auch der drohende Verlust der Bauer Druckerei wird die Statistik nachhaltig für Köln nach unten korrigieren. Bislang bleibt die Stadt, ihre Verwaltung, die Agentur und nicht zuletzt gerade die Medienstabstelle den Beweis für das digitale Zeitalter in den Medien gerüstet zu sein, schuldig. Man setzt weiterhin fast ausschließlich auf die klassischen Medien, die in den letzten Jahren am meisten an Boden verloren haben, wie Printverlage und TV- und Hörfunk, echte digitale Angebote werden einfach ignoriert, man sucht noch nicht einmal den Dialog. Daneben legt man im digitalen Bereich alle Hoffnungen fast alleine auf die Gamesbranche. Eine erkennbare Strategie für das digitale Zeitalter und die daraus resultierenden Märkte und im Nachgang auch für den Arbeitsmarkt zeichnet sich dabei nicht ab. Hinzu kommt das man gerade im digitalen Bereich durch einseitige Förderung städtischer Unternehmen den Standort unattraktiv macht und im Land in starker Konkurrenz mit dem Ruhrgebiet steht.

Kompetenznetzwerk Kreativwirtschaft
Dem will die Stadt nun mit Anlaufstellen für Kultur- und Medienschaffende begegnen und stellte eine Netzwerkidee vor. Konrad Peschen, Leiter der Stabsstelle Medien der Stadt Köln, bemerkte dass es in Köln einen Mangel an Anlaufsstellen für die Kreativbranche gibt. Man habe sich andere Städte, wie zum Beispiel Barcelona angeschaut, um von ihnen zu lernen, wie sie Beratungsstellen geschaffen haben, die die Kreativbranche wirklich verstehen sollen. Die Stadt will im Frühjahr 2010 das Kompetenznetzwerk Kreativwirtschaft starten. Dies soll Künstler- und Medienschaffende helfen ihren Weg durch den Dschungel der Kreativwirtschaft zu finden, so Peschen.

„Life Long Learning“: Weiterbildung für die Kreativwirtschaft
Bernt von zur Mühlen von moreUneed GmbH, Consulting & Research für Medien, Kultur und Bildung aus Luxemburg, erklärte, dass sich die Universitäten in Deutschland zu wenig am heutigen Arbeitsmarkt orierntieren. Er ist der Meinung, dass die Kreativwirtschaft in Köln nur die Krise überlebt, wenn die Weiterbildungsmöglichkeiten verbessert werden. In den USA oder in der Schweiz gebe es eine große Auswahl an kreativen Studiengängen an den Universitäten. Deutschland solle dem „Life long learning“-Beispiel des Auslands befolgen, um Qualität in die Kreativwirtschaft zu bringen, so der Experte.

[Andi Goral und Fiona Schneider für Report-k.de/Kölns Internetzeitung; ag]