Köln | Im September 2021 gab die Industrie- und Handelskammer Köln (IHK Köln) die Standortanalyse zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Köln heraus. 13.300 Selbstständige arbeiten 2019 in Köln in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zur Auswirkung von Generativer Künstlicher Intelligenz (KI) auf den Arbeitsmarkt von Freiberufler:innen dürfte aufhorchen lassen.

Die in die Jahre gekommenen Zahlen der IHK Köln sprechen bei der Kultur- und Kreativwirtschaft in deren Bezirk von einer der bedeutsamsten Wirtschaftsbranchen für Köln. Denn die knapp 13.300 Selbstständigen und Unternehmen in diesem Segment mit 43.650 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten erwirtschaften einen Umsatz von rund 9,5 Milliarden Euro in Köln 2019. Diese 9,5 Milliarden Euro machten 2019 rund 23 Prozent des gesamten Branchenumsatzes der Kultur- und Kreativwirtschaft in Nordrhein-Westfalen aus.

Die Infografik des DIW Berlin zeigt die Auswirkungen durch den Einsatz generativer KI auf den Arbeitsmarkt der Freiberufler:innen in der Kreativwirtschaft. | Grafik: DIW Berlin

Es ist daher angebracht, sich mit der Studie des DIW Berlin auseinanderzusetzen, auch wenn diese sich nicht explizit mit der Kölner Situation auseinandersetzt. In dieser Studie wertete das Institut über eine Million ausgeschriebener Aufträge für Freiberufler:innen auf Online-Plattformen aus. Das Ergebnis: Nach Einführung von ChatGPT und anderen Anbietern gibt es wesentlich weniger Aufträge für die Freelancer. Das DIW Berlin sieht diese Arbeitswelt vor einem Wandel der durch Weiter- und Fortbildungsprogramme begleitet werden müsse, da Generative KI die Chance für Produktivitätsgewinne und höheres Wirtschaftswachstum böte. Generative KI ist eine Form der Künstlichen Intelligenz, die eigenständig Texte, Bilder, Musik und andere digitale Inhalte erzeugen kann. 

Das veränderte sich

In den ersten acht Monaten nach der ersten Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 sei die Nachfrage nach Tätigkeiten, die sich für eine Automatisierung eigneten, um ein Fünftel zurückgegangen.

Schreibtätigkeiten wie Korrekturlesen oder Ghostwriting seien besonders betroffen. Hier gibt es ein kräftiges Minus von 30 Prozent. Auch die App- und Webentwicklungen gingen um 20 Prozent zurück. Ein Minus von 17 Prozent bei Freelancer-Aufträgen für Grafikdesign oder 3D-Modellierungen verzeichneten die Macher der Studie. „ChatGPT sowie Bilderstellungs-KI-Tools haben den Freelance-Arbeitsmarkt in bestimmten Bereichen schnell aufgewirbelt. Dabei steht generative KI erst am Anfang, die Arbeitswelt dürfte sich also noch weiter und noch viel stärker als bisher verändern“, sagt Jonas Hannane aus der Abteilung Unternehmen und Märkte des DIW Berlin. 

Betroffen seien vor allem die digitalen freiberuflichen Tätigkeiten, die kurzfristig und flexibel Arbeitsaufträge annehmen und abarbeiten. Dieses Absinken der Nachfrage führe kurzfristig zu einem Rückgang der Verdienstmöglichkeiten für Freelancer:innen. Offen bleibt, wie sich die Entwicklung generativer KI auf den Arbeitsmarkt mittel- und langfristig auswirken wird.

Die Macher:innen der Studie sehen Unternehmen in der Pflicht, in die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen zu investieren. Nur sind Freelancer:innen freiberuflich tätig und nicht bei Unternehmen angestellt.  So fordert Hannane: „Wichtig ist, dass niemand abgehängt wird.  Deshalb muss darauf geachtet werden, einen gleichberechtigten Zugang zu Bildungsangeboten zu gewährleisten, um Chancengleichheit und wirtschaftlichen Fortschritt in einer KI-geprägten Arbeitswelt sicherzustellen.“

Für Köln und seine Kultur- und Kreativwirtschaft bedeutet dies eine intensive Auseinandersetzung, will die Stadt ihre Position und den damit verbundenen Arbeitsmarkt sichern. Und der Bereich Kreativwirtschaft ist, wie zuletzt die Corona-Pandemie zeigte, durchaus von prekärer Beschäftigung geprägt. Nicht umsonst gilt für Kreative der geflügelte Satz: 10 Prozent Inspiration und 90 Prozent Transpiration. Dies sollten all diejenigen berücksichtigen, die nur euphorisch über KI und kreative Arbeit jubeln. Kunst- und Kreativwirtschaft lebten schon immer von beiden Teilen.

Medienanstalt NRW fördert Medienunternehmen bei der Integration von KI mit 430.000 Euro

Am heutigen Tag erklärte die Medienanstalt NRW, dass sie KI-Projekte in NRW mit 430.000 Euro fördert. Neun Unternehmen werden gefördert in zwei Kategorien.

Konkrete Projekte legten diese sieben Unternehmen vor, die mit einer Gesamtsumme von 365.000 Euro gefördert werden:

  • Anymate Me 
  • RTL News GmbH
  • Shelfd UG
  • Splendid Film
  • STUDIO47
  • tactile.news GmbH
  • Westfunk GmbH & Co. KG

Mit insgesamt 65.000 Euro fördert die Landesmedienanstalt eine strategische KI-Beratung für zwei Verlagsdickschiffe in NRW, den Landwirtschaftsverlag und die Aschendorf Medien.

Als Ziel hinter dieser KI-Förderung beschreibt die Landesmedienanstalt NRW: „Unser Ziel ist es, Innovationen im Mediensektor anzustoßen und zu fördern – von experimentellen, kleineren Initiativen über Kooperationen bis hin zu größeren Projekten, die dauerhaft markt- und überlebensfähig sind, nachhaltige Effekte auf redaktionelle Strukturen und Geschäftsmodelle haben und deshalb zur Medienvielfalt in Nordrhein-Westfalen beitragen.“