LiteraTOUR 2005 Korea


Drei Lesungen in der Zentralbibliothek und im Ostasiatischen Museum


 


Die StadtBibliothek Köln und das Museum für Ostasiatische Kunst laden am 20., 21. und 22. April 2005 zu drei Lesungen mit den Schriftstellern Ch`oe Yun, Hwang Sok-yong, Hwang Chi Woo, Jo Kyung Ran, Hyun Ki Young und Lee Soonwon ein. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 20 Uhr.


 


Den Auftakt macht die Lesung in deutsch und koreanisch mit Ch`oe Yun und Hwang Sokyong in der Zentralbibliothek, Josef-Haubrich-Hof 1, Köln-Innenstadt, am Mittwoch, 20. April 2005. Ch`oe Yun wurde 1953 in Seoul geboren, studierte dort Koreanistik und promovierte in Frankreich über französische Literatur. Heute lehrt sie als Professorin für Romanistik. Wie viele andere koreanische Autoren hat auch Ch`oe den Krieg zwischen Nord und Süd, die Teilung Koreas, die gesellschaftlichen Konflikte und das Trauma des Einzelnen zum Thema ihrer Erzählungen gemacht. Ihre Bedeutung für die zeitgenössische Literatur Koreas liegt in der gelungenen Verbindung einer psychologischen Innensicht der Figuren und der Darstellung politischer Themen. Zuletzt erschienen von ihr „Du bist nicht länger du“ (1991) und „Lautlos fällt eine Blüte“ (1992). Ch`oe erhielt 1992 und 1994 zwei Literaturpreise.


 


Hwang Sokyong zählt zu den bekanntesten Schriftstellern Südkoreas. Er engagierte sich aktiv in der Demokratie- und Kulturbewegung der 70er und 80er Jahre. In dieser Zeit entstanden seine Romane „Der fremde Ort“, „Die Geschichte des Herrn Han“ und „Der Weg nach Sampo“, die sich mit den gesellschaftlichen Konflikten in Korea auseinander setzen. Mit diesen Werken wurde er zu einem der Exponenten des koreanischen Realismus. 1985 verfasste er das Manifest der Demokratiebewegung in Kwangju „Über den Tod hinaus, über die Finsternis der Zeit hinaus“. 1989 besuchte Hwang Nordkorea und lebte anschließend im Exil. 1993 kehrte er nach Südkorea zurück und musste für fünf Jahre ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung 1998 verfasste er seinen Roman „Der alte Garten“ für die Tageszeitung „Donga“. Nach 2000 folgten „Der Gast“ und „Shimcheong“.


 


Bei der zweiten Veranstaltung im Museum für Ostasiatische Kunst, Universitätsstraße 100, Köln-Neustadt-Süd, am Donnerstag, 21. April 2005, stehen die Werke von Hwang Chi Woo und Jo Kyung Ran auf dem Programm. Hwang sprengt gängige Klischees oder lässt sie in Vergessenheit geraten. Seine unkonventionelle Lyrik probiert ungewohnte Wege aus und sucht die Reibung mit anderen Kulturen. Hwang wurde 1952 geboren und studierte an der renommierten Nationaluniversität von Seoul Ästhetik. 1980 hatte er sein literarisches Debüt. Drei Jahre später erschien sein erster Gedichtband „Wenn sogar die Vögel diese Welt verlassen“. Im deutschsprachigen Raum stellte sich Hwang 2003 mit dem Band „Sündhafte Sehnsucht“ vor. Reisen und Lesungen führten den in Südkorea mit einer Reihe von renommierten Literaturpreisen ausgezeichneten Autor in den letzten Jahren nach Europa und Amerika.


 


Jo Kyung Ran wurde 1969 in Seoul geboren. Sie ist eine Repräsentantin der jüngeren Schriftstellerinnen, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Am Seoul Art College absolvierte sie ein Studium im Kreativen Schreiben. Seit 1996 veröffentlicht sie Erzählungen und Romane. Jo erhielt in Korea mehrere Literaturpreise. Ihr Band „Wie kommt der Elefant in mein in mein Schlafzimmer?“ mit sechs Kurzgeschichten erschien auch in Deutschland.


 


Bei der zweiten Lesung im Museum für Ostasiatische Kunst am Freitag, 22. April 2005, wie am Vortag in deutscher Sprache, stellen sich Hyun Ki Young und Lee Soonwon dem Publikum vor. Hyun wurde 1951 auf der Insel Jeju geboren, ein Ort der durch Unterdrückung, Widerstand und Massaker gekennzeichnet war. In mehreren Romanen hat Hyun die tragische Geschichte seiner Heimat sensibel dargestellt. Seine Werke konzentrieren sich besonders auf die schrecklichen Umstände bei dem Aufstand im April 1947, als Armee und Polizei ein Blutbad anrichteten. Dazu zählt auch „Sunis Onkel“, das als bestes Buch der 1970er Jahre in Korea gilt. Hyun ist Vorsitzender des Schriftstellerverbands für Nationalliteratur und Leiter der Stiftung für koreanische Literatur.


 


Lee Soonwon wurde 1957 in dem Bergdorf „Uchuri“ geboren. Sein Geburtsort ist so abgelegen, dass erst 1975 die Elektrizität dorthin kam. In seinen Romanen verarbeitet Lee die Ereignisse, die er in der Kindheit und als junger Mann erlebte. So beschreibt er in seiner Erzählung „Verbeugung aus der Entfernung“ die Beerdigung seiner Großmutter, die nach konfuzianischer Tradition 19 Tage dauerte. In „Erste Liebe“ tauchen die Freunde wieder auf, denen er in seiner Grundschulzeit begegnete. Und in „19 Jahre“ veröffentlichte er seine Erfahrungen als Jungbauer. Lees Romane vermitteln die Werte alter Traditionen und des Zusammengehörigkeitsgefühls innerhalb der Familie, die sich bei ihm tief eingeprägt haben.


 


Nach beiden Veranstaltungen im Museum für Ostasiatische Kunst gibt es die Möglichkeit zum Gespräch mit den Autoren.


 


Die StadtBibliothek und das Museum für Ostasiatische Kunst veranstalten die Lesungen in Kooperation mit dem koreanischen Organisationskomitee für die Frankfurter Buchmesse, Korea ist der diesjährige Länderschwerpunkt auf der Messe im Herbst. Bereits in diesem Monat gehen neun Autorinnen und Autoren auf eine Lesereise in Nordrhein-Westfalen, sechs von ihnen führt der Weg auch nach Köln. Sie porträtieren ein Land zwischen Tradition und Moderne.


 

Der Eintritt für die Lesung in der Zentralbibliothek kostet fünf, ermäßigt vier Euro, Kartenreservierung ist unter 0221/221-2 38 22 möglich. Der Besuch der Veranstaltungen im Ostasiatischen Museum ist frei.