Dosen und Fässer sind schon bestellt
"Es ist eine Katastrophe", sagte heute Kioskbesitzer Golkhatmi in der Kölner Altstadt. Er ist von der Stadt Köln schwer enttäuscht. Denn er hat wie seine Kollegen für die kommende Woche bereits Dosenbier bei seinem Händler bestellt. Einige andere haben außerdem Bierfässe gekauft, um selbst Bier zu zapfen und in Plastikbechern zu verkaufen. Der Beschluss des Verwaltungsgerichts Köln, das "Glasverbot" aufzuheben, hat sie nun verunsichert. Die Stadt will nun vor der Oberverwaltungsgericht in Münster ziehen und dort ihr "Glasverbot" durchsetzen. Sollte das Glasverbot nun doch nicht kommen, bleiben sie auf ihren Dosen sitzen. "Die waren vielleicht vor acht Jahren begehrt, jetzt wollen die Menschen aus Flaschen trinken", weiß Golkhatmi. Dosen kaufe heute kaum jemand noch. Sein Kollege Minnasyan hat darum heute bei der Stadt angerufen und gefragt, worauf er sich nun einstellen solle. "Die konnten mir aber auch nichts sagen", beklagte er sich heute. Er fühlt sich wie seine Kollegen von der Stadt Köln allein gelassen.

"Wenn ich hier kein Geschäft hätte, wäre ich sogar dafür"
Wann das Oberverwaltungsgericht ein Urteil fällt und wie dieses ausfallen wird, ist ferzeit unklar. Dabei wäre eine frühzeitige Entscheidung für die Kioskbesitzer wirklich wichtig. Viele von ihnen befürchten nun, dass sie in diesem Jahr kaum Umsatz an den jecken Tagen machen werden. Dabei sind die Karnevalstage für ihr Geschäft die wichtigste Zeit im Jahr. Sie hätten sich gewünscht, dass die Stadt gemeinsam mit ihnen ein glasfreies Konzept erarbeitet hätte. Denn grundsätzlich sind sie nicht gegen eine glasfreie Innenstadt von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch. Schließlich türmen sich auch vor ihren Türen die Scherben. "Wenn ich hier kein Geschäft hätte, wäre ich sogar dafür", gestand etwa Kioskbesitzer Minnasyan.

Das verhängte Verbot der Stadt sei jedoch zu unüberlegt und vorschnell getroffen worden. Die Kioskbesitzer hätten sich selbst nach Alternativen umsehen müssen. Da wären Dosen die einfachste Lösung gewesen. Den Vorschlag der Stadt, das Bier im Kiosk selbst aus der Flasche in Plastikbecher umzufüllen, hält Golkhatmi für unsinnig. Schließlich fassten die meisten Becher maximal 0,3 Liter, eine Flasche Bier in der Regel jedoch 0,5 Liter – Wein und Schnaps sogar noch mehr. Außerdem, so Golkhatmi, hätte das Umfüllen bei dem Betrieb, der an Karneval in einem Kiosk herrsche, zu einer riesigen Sauerei im Kisok geführt. Auch der Müll auf der Straße ließe sich durch ein Glasverbot nicht reduzieren. Denn die Jecken würden ihre Plastkbecher genauso auf die Straße schmeißen. Fraglich sei zudem, ob sich die Zahl der Gewalttaten durch diese Maßnahme wirklich reduzieren ließe. Die Kioskbesitzer glauben jedenfalls nicht recht daran.

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Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung