Die Schwestern begrüßten die schwedische Königin mit Fähnchen

Königin Silvia verspätete sich zunächst. Aber nur weil das Navigationsgerät sie in das falsche Kölner Krankenhaus führte. Begrüßt wurde die schwedische Königin von Schwestern aus verschiedenen Ländern, die schwedische Fähnchen schwenkten. Die Malteser gehen einen innovativen Weg mit der heutigen Eröffnung einer Station für Menschen mit dementieller Erkrankung, der auch bald eine Tagesklinik folgt. Inspiriert wurden die Malteser auch durch die Stiftung „Silviahemmet“ – übersetzt „Silvia-Heim“, die die palliative Pflegephilosophie von Demenzkranken entwickelte und weiterentwickelte. Nicht nur dass Königin Silvia mit der Krankheit in der eigenen Familie konfrontiert ist, sie hatte eine besondere Begegnung mit einer älteren Dame, als sie in Schweden ein Altersheim nahe des Stadtschlosses besuchte. Dieser Besuch liegt schon 15 Jahre zurück. Die Dame bat Silvia zu sich auf ein Sofa und fragte wo sie wohne. Die Königin erwiderte in der Nähe im Stadtschloss. Die ältere Dame erkannte die Königin aber nicht und erkundigte sich nach Karl-Gustaf dem Kronprinzen, der mittlerweile aber König war. Silvia erkannte, dass die Dame in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts lebte und fragte sich, ob es richtig sei die alte Dame zu korrigieren. Die Königin entschied sich richtig, in dem sie die Welt der alten Dame respektierte und sie in ihrem Glauben ließ. Mittlerweile ist die Erkenntnis gereift, Demenzkranke in ihrer Welt zu belassen, da konfrontiert mit der heutigen Realität, diese Kranken oft verschreckt werden und sich noch mehr in sich zurückziehen. Gerade aus diesem Grund sei ein richtige und frühe Diagnose der Krankheit wichtig, erklärte die schwedische Königin.

1996 gründete Königin Silvia die Stiftung „Silviahemmet“, in der auch Pflegekräfte ausgebildet werden. Es besteht auch eine Partnerschaft mit einer Hochschule. Auch die Pflegekräfte des Hildegardis Krankenhauses wurden in Schweden ausgebildet. Die Stiftung will jetzt in Schweden ein nationales Kompetenzzentrum aufbauen, denn die Zahlen der Erkrankten, die man aktuell auf 36 Millionen Menschen weltweit schätzt, sollen bis zum Jahr 2030 auf über 66 Millionen steigen.

Das Modellprojekt „Silviahemmet“ gründet sich auf vier Säulen. Die erste Säule ist die Symptomkontrolle beim erkrankten Menschen, aber auch um emotionale Zuwendung und die Aktivierung der noch vorhandenen Ressourcen. Das Team, das den Kranken begleitet, und die Angehörigen sollen zudem unterstützt werden und einen anderen, neuen Blick auf die Erkrankung erhalten. Und der wichtigste Aspekt ist die Veränderung des gesellschaftlichen Klimas, auch die Entstigmatisierung Erkrankter und ihrer Angehörigen. Die sollen bei der täglichen Pflege entlastet werden, aber auch der Umgang mit dem erkrankten Menschen soll in einem Klima der Wertschätzung erfolgen.

Die Kontakte zu den Maltesern in Deutschland bestehen bereits seit einigen Jahren. Im Herbst 2007 hatte sich ein Expertenteam der Malteser eine Woche lang vor Ort ein Bild über die Arbeit von „Silviahemmet“ gemacht. „Nach Abschluss dieser Woche hat sich das Team für die Übertragung und Einführung dieses psychozszialen, umfassenden Beratungs- und Betreuungsangebotes für dementiell Erkrankte und deren Angehörige nach dem Modell Silviahemmet ausgesprochen“, schreiben die Malteser. Neben dem Kölner Standort werden die Malteser das Projekt auch in Bonn, Rheinbach und Aachen erproben. Anfang diesen Jahres wurde ein interdisziplinäres Team zum „Silviahemmet Instructor“ in Schweden ausgebildet und haben ihre Arbeit in Deutschland begonnen. „Mit unserer Arbeit wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass dementielle Erkrankungen nicht länger stigmatisieren und Kranke und Familien in unsere Welt integriert werden. Wir wollen zeigen, dass Leben in jeder Phase und in jedem Moment lebenswert ist. Es ist an allen, den Erkrankten und ihren Familien Lebensperspektive und Lebensqualität zu ermöglichen“, erklärte Johannes Freiherr Heeremann, geschäftsführender Präsident des Malteser Hilfsdienstes bei der kleinen Feierstunde. Auch Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma begrüßte die Initiative der Malteser.

Die Station „Silvia“
Die Station verfügt über acht Betten in Zwei-Bett-Zimmern. Die therapeutischen Angebote umfassen, neben der interdisziplinären Betreuung der Patienten: Sprach-, Ergo und Physiotherapie, Bewegungsangebote und Gruppengymnastik, Musik, Gedächtnistraining, Freiluftaktivitäten im Therapiegarten, interessenorientierte Angebote wie Kochen, Backen, Handarbeiten, sprachliche Aktivierung, Spielrunden und Essensbegleitung. Die Räume, die sich in einem abgetrennten Bereich befinden, wurden nach dem Silviahemmetprinzip gestaltet. Den Patienten wird durch Farbe und Licht Orientierung gegeben. Für Angehörige steht ein Gästezimmer zur Verfügung, der Wohn-Essbereich mit Küche wurde großzügig gestaltet. Die Angehörigen werden intensiv in die Versorgung und Begleitung der Patienten einbezogen und werden nach dem Silviahemmet-Konzept geschult und informiert.

Am 29. Oktober bietet das Hildegardis Krankenhaus eine Informationsveranstaltung an: „Der demente Patient im Krankenhaus – die Demenzstation nach Silviahemmet als neues Versorgungskonzept“. Malteser Krankenhaus St. Hildegardis, Bachemer Straße 29-33, Köln-Lindenthal, Konferenzraum 3. OG (neben der Cafeteria). Es wird um Anmeldung gebeten:
eva.thiel@malteser .de oder 0221.4003-121. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Mehr Information:
www.malteser-sthildegardis.de

Andreas Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung