Imposante Fassade im Look & Feel einer Trutzburg
Von außen wirkt das neue städtische Kulturzentrum am Neumarkt imposant. Alleine das große Glasfenster ist beeindruckend. Wenn man das Haus betritt ist man zunächst erschlagen. Wie ein riesiger Innenhof wirkt das Entree. Eine Architektur, die man auch aus anderen jüngeren städtischen Gebäuden, sei es das Stadthaus oder die Gebäude am Ottmar Pohl Platz kennt. Dort im 972 qm großen und 21 Meter hohen Foyer steht der Reisspeicher [report-k.de berichtete] heute noch verhüllt und mit viel umgebendem Raum. Dort werden dann noch Kassen, Merchandising-Stände und die Museumsgastronomie untergebracht werden. Steht man vor dem Gebäude, dann sind auf der linken Seite in Richtung Museum Schnüttgen die Büros des Museumsdienstes untergebracht. Im Keller haben die Museen ihre Depots. Hinter dem Glasgang der das neue Haus mit St. Cäcilia verbindet, öffnet sich ein 425 qm großer Hof, der einen Blick auf die Fassade der romanischen Kirche freigibt. Quander findet für diesen Ort den Begriff "Klosterhof".

Verbindung zum Schnüttgen funktioniert
Gelungen scheint die Anbindung des Museums Schnüttgen. Durch den gläsernen Gang, der auch schon Exponate tragen wird, gelangt man in das bestehende Museum. Vor allem die Glasfensterarbeiten sind sehr schön präsentiert und auch ein mittelalterliches Portal. Im ersten Obergeschoss des neuen Hauses ist das Junior Museum des Museumsdienstes. Hinter einer Glaswand hat man einen Raum fast vollständig ausgenutzt um ein Haus einzubauen, dass mehrere Räume bietet, in dem Kinder in Zukunft interkulturellen Austausch erleben sollen. Man ist dort sozusagen zu Hause bei Kindern aus fünf Ländern. Dahinter schließt sich ein Arbeitsraum für Gruppen an. Das JuniorMuseum wirkt überfrachtet, unübersichtlich und gedrungen, vor allem, wenn man aus dem großen Foyer und den großzügig bemessenen Freiflächen kommt. Direkt unter dem JuniorMuseum im Erdgeschoss hat die Volkshochschule einen Vortragssaal mit 300 Plätzen. Auch dieser Raum wirkt düster, der Vortragende steht im Gegenlicht, die dunklen Materialien, anthrazitfarbener Fußboden, tiefdunkle Brauntöne bei den Türen und Vertäfelungen lassen den Vortragssaal im besten Fall gediegen, aber nicht modern und fröhlich erscheinen.

Nebenan liegt die zukünftige Ausstellungshalle. Die erstreckt sich über die gesamte Tiefe von über 68 Metern des Gebäudes. Im hinteren Bereich sind bodentiefe Fenster eingesetzt, in der anderen Hälfte gibt es kein natürliches Licht. So wirkt dieser Raum auf der einen Seite grell und auf der anderen Seite duster, vor allem auch durch die extreme Länge. Der europäische Salon mit der ständigen Ausstellung des Rautenstrauch Joest Museums ist mit Wandteilern getrennt, hat einen großen Tisch mit Multimediaprojektionen und führt mit Wandmalerei durch die Welt. Durch die hellen Raumteiler, die auch unterbrochen sind, wirkt der europäische Salon leichter als etwa das JuniorMuseum, aber auch sehr voll.

Ein erstes Fazit: In dem noch unbespielten Zustand überzeugt der Bau auf den ersten Blick durch seine monumentale Außenfassade mehr als durch sein Innenleben. Das Innenleben wirkt unproportioniert. Die riesigen Verkehrsflächen, die dreigeschossige Innenhöhe von 21 Metern, die den Besucher zunächst im Foyer empfängt, lässt später die Ausstellungsräume kleiner erscheinen als sie es wahrscheinlich sind. Dazu kommen auch die innen verwendeten trutzburgigen schwer wirkenden Ziegelverkleidungen. Verwundert ist man über die Lichtführung der städtischen Planer und Architekten. So steht im Vortragssaal der Vortragende immer im Gegenlicht, außer man schließt die Lamellen vor den Fenstern, aber dann dürfte der Raum durch seine starke Kontrastierung mit Schwerpunkt dunkler Töne noch finsterer wirken. Zudem stellt sich die Frage nach Multimediapräsentationen im Gegenlicht in einem Vortragssaal, die im 21. Jahrhundert sicher keine nebensächliche Rolle spielen.

Zieht man einen Vergleich mit dem letzten Museumsneubau, der in Köln eröffnet worden ist, der Kolumba, so schneidet der städtische Bau um Längen schlechter ab. In der Kolumba etwa dominieren die Ausstellungsräume und lassen eine multiple Bespielung erlebbar werden, die Verkehrsflächen dagegen sind zweckorientiert und auf das nötige Maß reduziert. Das Spiel der Farben, des Betons wirken hell fröhlich. Konträr dazu der Kulturpalast der Stadt, der eine Huldigung an Verkehrsflächen darstellt und ungleich schwerfälliger, germanisch melancholischer daherkommt. Auch wenn es Details gibt die gelungen sind, wie der von Quander als Klosterhof bezeichnete Innenaußenplatz, was vor allem an der bereits bestehenden Architektur liegt. Gespannt sein darf man, wie die Ausstellungsmacher auf die eigentümliche Lichtführung in der Ausstellungshalle reagieren wollen. In der einen Ecke fast kein Tageslicht in der anderen Ecke grelles blaues Tageslicht? Durch den komprimierten Eindruck, den die Ausstellungsflächen im Gegensatz zur Eingangshalle machen, dazu der Verwaltungsriegel, verlässt man zumindest jetzt noch das Haus nicht mit dem Gefühl, dass man in einem Museum war, sondern in einer städtischen Verwaltung der es nicht an Selbstdarstellungskasteiung mangelt.

Daten und Fakten:
Eröffnung 22. Oktober 2010, Public Days: 23. + 24.10.2010
Achtjährige Bauzeit. 1995 gab es eine europaweit ausgeschriebenen Architektenwettbewerb. 1996 erhielt das Architekturbüro Schneider + Sendelbach aus Braunschweig den Zuschlag. 1997 begannen die Entwurfsplanungen. 2001 wurde die Entwurfsplanung fertig gestellt. 2002 wurde die alte Kunsthalle und die Räume des Kölnischen Kunstvereins abgebrochen. 2003 Baustopp, da die Stadt sich den Neubau nicht mehr leisten konnte. Es gründete sich eine Initiative der Loch e.V., denn dort wo früher in Köln Kultur und Kunst stattfand, gähnte in Form einer riesige Baugrube ein Loch.  2005 konnte der Grundstein für das neue Kulturzentrum gelegt werden [report-k.de berichtete >]. Zunächst wurde allerdings erst die Tiefgarage gebaut und im Jahr 2006 starteten die oberirdischen Bauarbeiten. 2007 schließlich feierte man das Richtfest. [report-k.de berichtete >] Am 22. Oktober 2010 wird das neue Kulturzentrum am Neumarkt eröffnet.

Die Baukosten sollen sich auf 61,3 Millionen Euro belaufen. Den Löwenanteil muss die Stadt Köln schultern. Es gibt nach Angabe der Stadt einen Zuschuss vom Land NRW in Höhe von 18,9 Millionen Euro und rund 5,1 Millionen Euro aus Städtebauförderungsmitteln. Die Tiefgarage kostete rund sieben Millionen Euro, die aber von der Rheinbau Entwicklung GmbH getragen werden, die auch der Eigentümer der Tiefgarage sind, auf der das städtische Museum ruht. Die Länge des Gebäudes ist 68,5 Meter und die Nettogrundfläche beträgt 19.615 qm.

[ag]