Bis zu 2.000 Zwangsräumungen jährlich
Das Wohnen in Köln ist in den vergangenen Jahren teurer geworden. Dabei steigen laut dem heute vorgestellten Kölner Mietspiegel 2010 insbesondere die Nettokaltmieten für kleinere Wohnungen. Bezahlten Mieter 2008 für eine 40 Quadratmeter große Wohnung in einem Gebäude, das bis 1960 bezugsfertig wurde, in sehr guter Wohnlage noch bis zu 7,95 Euro pro Quadratmeter, zahlten sie 2010 bereits bis zu 8,35 Euro pro Quadratmeter. Eine 60 Quadratmeter große Wohnung in mittlerer Wohnlage kostete 2008 bis zu 7,40 pro Quadratmeter, 2010 bis zu 7,70 Euro. Insgesamt fiel die Erhöhung der Mieten mit einer maximalen Steigerung von 4,6 Prozent jedoch recht moderat aus.

 „Das zeigt, dass viele Vermieter ihre Mieter lange halten wollen“, betonte heute Michael Schleicher, Leiter des Kölner Amts für Wohnungswesen. Allerdings, so erklärte Thomas Tewes, Hauptgeschäftsführer Haus- und Grundbesitzerverein Köln e.V., sei der Verzicht auf Mieterhöhungen nur begrenzt freiwillig geschehen. Denn für viele Mieter habe sich die Miete aufgrund gestiegener Betriebskosten erhöht, sodass eine weitere Steigerung nicht möglich gewesen sei. Tewes kritisierte, dass sich für viele Investoren der Bau von neuem Wohnraum nicht mehr rentiere. Häufig käme es zudem zu Mietrückständen. Etwa 2.000 Mieter würden pro Jahr in Köln zwangsgeräumt. Viele mehr würden sich mit ihren Vermietern selbst einigen und ausziehen.

Deutz „ist ein wahrer Geheimtipp“
Ein großer Fehlbedarf bestehe vor allem in preiswertem Wohnraum. In Köln haben laut Schleicher rund 50 Prozent der Bürger das Anrecht auf einen Wohnberechtigungsschein und damit auf geförderten Wohnraum. Doch auch viele mit geringerem Einkommen müssten häufig einen zu großen Teil ihres Einkommens für die Miete ausgeben. Das schade der Entwicklung der Stadt insgesamt, da dadurch die Konsumkraft der Bürger geschwächt sei, so Schleicher. Insgesamt bestünde in Köln etwa ein Mehrbedarf an 15.000 bis 20.000 Wohnungen. Dabei würden in jedem Jahr zwar rund 2.500 neue Wohnungen gebaut – gebraucht würden jedoch jährlich etwa 3.500 neue Wohnungen. In der vergangenen Woche hat daher die neue Arbeitsgruppe zur Stadtentwicklung „Wohnen“ ihre Arbeit aufgenommen. Sie will bis spätestens zum Jahr 2012 ein Wohnkonzept für Köln – ähnlich dem Masterplan für die Innenstadt – vorlegen.

Besonders beliebt sind bei den Kölnern immer noch die Stadtgebiete Innenstadt, Sülz, Klettenberg, Lindenthal und auch Ehrenfeld. Hier seien die Mieten dementsprechend hoch. Tewes riet Wohnungssuchenden auch in Köln-Deutz Ausschau zu halten. „Das ist ein wahrer Geheimtipp“, so Tewes. Denn hier würden viele Wohnungen in Innenstadtlage zu preiswerten Mieten angeboten.

17.000 Mietverhältnisse ausgewertet
Die Arbeitsgemeinschaft veröffentlicht seit rund 26 Jahren alle zwei Jahre einen neu8en Mietspiegel für das Kölner Stadtgebiet. Dafür hat die Arbeitsgemeinschaft dieses Mal Daten aus rund 17.000 Mietverträgen ausgewertet. Berücksichtigt wurden dabei Neuvermietungsmieten und Mieten aus bestehenden Mietverhältnissen, die in den letzten vier Jahren an das allgemeine Mietniveau angepasst wurden. Dabei wurde in diesem Jahr aufgrund der gesetzlichen Änderungen eine neue Baualtersklasse für die Bauten von 2005 bis 2008 eingeführt. Der Mietspiegel kann Mietern und Vermietern als Richtwert dienen und wird auch von vielen Gerichten anerkannt.

Der Mietspiegel kann zum Peis von 3,50 Euro angefordert werden bei:
Kölner Haus- und Grundbesitzerverein von 1888 e.V.
Hohenzollernring 71-73, 50672 Köln

Mieterverein Köln e.V.
Mühlenbach 49, 50676 Köln

Rheinische Immobilienbörse e.V.
Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln

Vereinigung von Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümern Köln e.V.
Josef-Straße 81, 51143 Köln

Oder ab dem 7. Dezember 2010 im Internet unter: www.rheinische-immobilienbörse.de

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung