100 Arbeitnehmer protestieren in Köln
Zusammen mit der allgemeinen Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte der DGB heute Morgen zu einer Kundgebung vor der Agentur für Arbeit Köln aufgerufen. Rund 100 Arbeitnehmer von der Deutschen Telekom, dem Kölner Studentenwerk und der Agentur für Arbeit Köln waren dem Aufruf gefolgt. Denn auch bei der Arbeitsagentur selbst haben etwa 400 der insgesamt 2.000 Mitarbeiter einen befristeten Vertrag, berichtete heute Gerd Zimmer, arbeitspolitischer Sprecher von ver.di in Köln. „Viele von ihnen arbeiten dabei seit gut fünf Jahren auf dem selben Stuhl, haben jedoch wechselnde Arbeitgeber“, berichtete Zimmer. So würden Arbeitnehmer zunächst für zwei Jahre bei der Arbeitsagentur angestellt, um anschließend von der Stadt Köln für weitere zwei Jahre übernommen zu werden. Dabei müssten sie Gehaltseinbußen von bis zu 300 Euro im Mona brutto hinnehmen. „Einige wechseln schon seit 2005 immer wieder ihren Arbeitnehmer“, so Zimmer. Auch die Mitarbeiter des Kölner Studentenwerks leben seit Jahren in befristeten Arbeitsverhältnissen, erklärte heute Peter Lennarz, Personalratsvorsitzender des Studentenwerks. Rund 40 der 550 Mitarbeiter hätten auf zwei Jahre befristete Verträge. „Statt einer sechsmonatigen Probezeit werden die Menschen hier zwei Jahre lang getestet“, so Lennarz. Viele wären zudem nur als Saisonarbeiter angestellt, während der Semesterferien müssten sie mit Arbeitslosengeld unterstützt werden.


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Andreas Kossiski, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) der Region Köln-Bonn, bei der heutigen Kundgebung


DGB und ver.di: Mehr Sicherheit für Arbeitnehmer
„Die wirtschaftliche Erholung nach der Finanzkrise schafft kaum sichere Arbeitsplätze“, kritisierte heute Andreas Kossiski, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) der Region Köln-Bonn. Stattdessen würden immer mehr auch gut qualifizierte Menschen nur befristet angestellt. Insgesamt würden fast zehn Prozent der Beschäftigten befristet arbeiten. Jede zweite Neueinstellung erfolge mit einem befristeten Vertrag. Dabei wären oftmals genügend unbefristete Stellen vorhanden, ergänzte Christa Nottebaum, Geschäftsführerin von Ver.di Köln. Auch die Leiharbeit sei inzwischen keine Ausnahme mehr. So sei die Zahl der Leiharbeiter seit der gesetzlichen Lockerung des Leiharbeitsgesetzes im Jahr 2004 sprunghaft von 300.000 auf 800.000 angestiegen. Seit Anfang 2011 wären eine Millionen Menschen in Leiharbeit beschäftigt. Dabei sei über die Hälfte von innen unter 35 Jahre alt.

Zusammen forderten DGB und ver.di heute daher eine gesetzliche Begrenzung der Leiharbeit und gleichen Lohn für gleiche Arbeit ab dem ersten Tag. „Für die selbe Arbeit erhalten die Leiharbeiter teilweise bis zu 1.000 Euro weniger“, betonte Kossiski. Das Durchschnittsgehalt eines Leiharbeiters betrage etwa 1.400 Euro brutto im Monat. Das sei weniger als die Hälfte eines Lohns in der Industrie. Um das zu verhindern, müsse ein Mindestlohn von 8,50 Euro eingeführt werden. Zudem dürften Verträge nur noch befristet werden, wenn ein sachlicher Grund vorliege.

Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände: Zeitarbeit hilft Langzeitarbeitslosen
Die Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände befürwortet dagegen befristete Arbeitsverträge und Leiharbeit. Denn diese Maßnahmen würden gerade vielen Langzeitarbeitslosen den Einstieg in ein Arbeitsverhältnis erleichtern. Statt Befristungen weiter einzuschränken spricht sich die Bundvereinigung für eine Erweiterung der sachgrundlosen Befristungen aus. Auch eine Re-Regulierung der Zeitarbeit müsse verhindert werden, fordert die Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände. Denn gerade die Zeitarbeit sei für viele Langzeitarbeitslose der erste Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. So wären zwei Drittel der neu eingestellten Zeitarbeitnehmer zuvor ohne Beschäftigung gewesen. Zudem ermögliche er den Arbeitnehmern die Chance auf eine Qualifizierung durch Beschäftigung. Neue Beschränkungen würden die nötige Flexibilität der Unternehmen beschneiden und den Aufschwung bremsen. Dazu gehöre auch ein gesetzlich verordnetes equal pay – also gleicher Lohn für gleiche Arbeit.


Foto: Protest vor der Uniklinik Köln

Aktualisiert um 16:20 Uhr
Angestellte protestieren vor der Uniklinik
Auch vor der Uniklinik Köln riefen heute DGB und ver.di zu einer Aktion auf. Vor Ort protestierten sie gegen die Arbeits- und Lohnbedingungen der Beschäftigten der im November 2009 gegründeten „Uni Klinik Reinigung“. So seien viele der Mitarbeiter nur in befristeten Verträgen angestellt. Dadurch würden sie jedoch bei Banken keine Kredite erhalten und hätten daher keine Sicherheit, um eine Familie zu gründen. Zudem wünschten sich die Mitarbeiter mehr Vollzeitstellen. Derzeit seien 313 Beschäftigte auf 278 Vollzeitstellen verteilt, obwohl genügend Arbeit vorhanden sei. Der Arbeitgeber wolle so mehr Flexibilität und Engagement erreichen. Durch die Teilzeitverträge seien viele Beschäftigte daher auch auf eine Unterstützung durch den Staat angewiesen.

[cs, kp]