Vor dem Ersten Weltkrieg blieb auch der Kölner Fotograf August Sander (1876 – 1964) nicht verschont. Er wurde zur Westfront eingeteilt. Dort erlebte er mit, wie historische Stätten und ganze Dörfer in Schutt und Asche gelegt wurden. Die Kriegseindrücke hinterließen Spuren bei dem Kölner. Nach seiner Rückkehr sah er Köln mit anderen Augen. Auch die Domstadt hatte Kriegsschäden zu verzeichnen. Was wäre, wenn ganz Köln zerbombt geworden wäre? Aus dieser Erkenntnis heraus, entschloss sich Sander im Jahre 1920 dazu, seine Heimatstadt zu portraitieren. Bewusst verzichtete er dabei auf eine Datierung seiner Aufnahmen. Er verstand seine Bilder nicht als Dokumente und nicht als Architekturaufnahmen. Er wollte sein Bild von seiner Stadt auf Papier bannen. Dass er 1939 damit aufhörte, lag wahrscheinlich nicht an ihm selbst. Vielmehr verbat die Regierung mit Beginn des Krieges Aufnahmen der später zerbombten Städte.


Foto: August Sander – Rathausturm mit Blick auf den Rhein (Mappe 7,13) um 1938


Ein Häusermeer, wo nur noch Trümmer waren
Dass trotz Krieg so viele Fotografien den Krieg überlebten, ist August Sanders Voraussicht zu verdanken. Denn bereits 1939 schaffte er rund 10.000 Negative in den Westerwald, wo viele den Krieg unbeschadet überstanden. Sie gewannen angesichts des zerstörten Kölns um so mehr an Bedeutung. Denn sie zeigten ein Häusermeer, wo 1946 nur noch Trümmer waren. Sander erkannte die kulturhistorische Bedeutung seiner Bilder. Bereits 1946 begann er damit, die wichtigsten seiner Aufnahmen zu entwickeln. Bis 1949 stellte er aus seinem Bildmaterial 16 thematisch geordnete Mappen mit insgesamt 407 Aufnahmen zusammen. Dabei bearbeitete er jeden Abzug per Hand, vielleicht, weil er Köln zeigen wollte, wie er sich die Stadt wünschte. So retuschierte er etwa alle Zeichen der NS-Zeit wie Fahnen oder Flaggen aus seinen Bildern und erhellte oder verdunkelte den Himmel über Köln.

Seinem Mappen-Werk gab er anschließend den Titel „Köln wie es war“ und bot es der Stadt zum Kauf an. Die zögerte zunächst. Doch auf Drängen des damaligen Oberbürgermeisters Robert Görlinger erwarb die Stadt schließlich 1952 die Bilder für 25.000 Mark – mit allen Rechten. Seitdem lagerten die Positive im Kölnischen Stadtmuseum. Das zeigt ab sofort bis zum 7. Februar 2010 100 ausgesuchte Aufnahmen aus dem Mappen-Werk. Dabei wurde der Titel des Werkes „Köln wie es war“ auch für die Ausstellung übernommen. Zu sehen sind Panoramaaufnahmen, Straßenzüge, Kirchen, Plätze und natürlich immer wieder der Rhein und der Dom.

Neben der Ausstellung veröffentlichte das Kölnische Stadtmuseum Anfang November einen Bildband mit den Fotografien August Sanders. Darin werden erstmals alle von Sander selbst gefertigten Abzüge nach Format und Tonwerten in Faksimilequalität wiedergegeben. Mehr zu diesem Bildband erfahren Sie hier >>>

Infobox
„Köln wie es war“: 28. November 2009 bis 7. Februar 2010
Kölnisches Stadtmuseum
Zeughausstraße 1-3

Öffnungszeiten
Dienstag: 10 bis 20 Uhr
Mittwoch bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr
Montags geschlossen, jeden ersten Donnerstag im Monat 10 bis 22 Uhr
Feiertage: 10 bis 17 Uhr

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Fotos: Kölnisches Stadtmuseum]