Die Tage von Armin Veh als Trainer des deutschen Meisters VfL Wolfsburg dürften gezählt sein. Die nun schon seit neun Spielen sieglosen Niedersachsen mussten gegen den 1. FC Köln eine 2:3 (1:1)-Heimniederlage hinnehmen und haben in der Tabelle nun schon zehn Punkte Rückstand auf den angestrebten Europapokalplatz. Die Kölner blieben derweil auswärts zum siebten Mal nacheinander ungeschlagen und verschafften sich im Tabellenkeller ein wenig Luft.

Vor 27.471 Zuschauern gingen die Gäste durch Kevin Pezzoni (7.) und Sebsatian Freis (57.) zweimal in Führung. Nationalspieler Christian Gentner (22.) und Ricardo Costa (59.) glichen für die Wolfsburger jeweils aus. Adel Chihi gelang 17 Minuten vor dem Ende aber noch das 3:2 für die Kölner, die ohne ihre verletzten Stürmer Lukas Podolski und Milivoje Novakovic antreten mussten.

Zukunft von Veh ungewiss
Manager Dieter Hoeneß ließ eine Entscheidung über Veh offen. "Wir sind alle fassungslos", sagte der neue Sportchef: "Wir müssen in Ruhe darüber sprechen, wie man die Situation verbessern kann. Wir lassen uns von außen nichts aufdrängen, aber wir müssen nachdenken, das ist völlig normal. Aktionismus bringt überhaupt nichts.

"Ich weiß nicht, ob ich die Chance erhalte, hier weiterzuarbeiten", sagte der Coach: "Es liegt ja auch nicht in meiner Hand." Dem Nachfolger von Meistermacher Felix Magath dürfte auch die Fürsprache aus der Mannschaft wenig helfen. "Was soll er gegen solche individuellen Fehler machen?", fragte Torwart Andre Lenz: "Die Fehler werden doch auf dem Platz gemacht."

Veh hatte zu Beginn weitgehend auf die Startelf vom 1:3 in der Vorwoche beim VfB Stuttgart gesetzt. Nur in der Innenverteidigung erhielt Costa den Vorzug vor Alexander Madlung. Im Tor vertrat Andre Lenz erneut den verletzten Diego Benaglio (Knieprobleme). Viel Erwärmendes bekam der VfL-Coach von seiner Elf bei Temperaturen von zehn Grad unter dem Gefrierpunkt aber zunächst nicht präsentiert.

Vereinzelte "Armin-raus"-Rufe
Nach dem frühen Schock durch den Treffer von Pezzoni, der im Anschluss an eine Ecke nahezu unbedrängt zum Kopfball ansetzte und den Ball im Netz versenkte, brachte der VfL in der Offensive wenig zustande. Kurz nach den ersten "Armin raus"-Rufen aus dem Wolfsburger Fanblock führte die erste gute Chance der Platzherren dann doch zum Ausgleich.

Gentner traf nach einem Querschläger von Kölns Innenverteidiger Pedro Geromel. Es war das erste Auswärtsgegentor für den FC nach 566 Minuten. Zu alter Souveränität fanden die Wolfsburger aber auch nach diesem Treffer nicht zurück. Während die Kölner weiter ihre Chance suchten, wirkten die Platzherren in vielen ihrer Offensivaktionen ängstlich und reihten zahlreiche Fehlpässe aneinander.

So hatte Chihi in der 44. Minute die große Chance zur erneuten FC-Führung, doch Lenz wehrte den Schuss des Kölners aus rund sechs Metern ab. Wenig später hätte der VfL dann fast erneut von einem Fehler Geromels profitiert. Nach einer scharfen Hereingabe von Grafite lenkte der Abwehrspieler den Ball nur knapp am eigenen Tor vorbei (45.).

Freis nach schöner Solo-Aktion mit Torerfolg
Im zweiten Durchgang versuchten die Wolfsburger dann, den Druck zu erhöhen. Mehr als ein von FC-Keeper Faryd Mondragon parierter Fernschuss von Zvjezdan Misimovic sprang jedoch zunächst nicht heraus (54.). Stattdessen antworteten die Gäste erfolgreich. Costa und Andrea Barzagli schafften es nicht, den heranstürmenden Freis vom Ball zu trennen, und der FC-Stürmer schob zum 2:1 ein.

Doch auch diesmal schlugen die Platzherren zurück. Nachdem Mondragon unter einer Misimovic-Ecke hindurchgesegelt war, drosch Costa den Ball aus kurzer Distanz in die Maschen. In der Folgezeit zeigten die Wolfsburger aber weiter Unkonzentriertheiten im Aufbau. Köln verlagerte sich fast ausschließlich aufs Kontern und war durch Chihi erfolgreich. Die "Armin raus"-Rufe wurden daraufhin wieder lauter.

"Im Moment ist der Wurm drin", stellte VfL-Torwart Andre Lenz fest: "Wir machen zu viele individuelle Fehler, und jeder Fehler wird sofort bestraft." Kölns Torschütze Freis freute sich: "Poldi und Nova sind ausgefallen. Jetzt waren wir Jungs aus der zweiten Reihe am Zug und haben bewiesen, dass wir auch Tore schießen können."

[SID]