Maultaschen mit Gurkensalat und zum Nachtisch ein Quarkbällchen. Das gab es heute für die Schüler der fünften und sechsten Klassen des Nippeser Gymnasiums, die an der Übermittagsbetreuung teilnehmen. Gegessen werden musste jedoch im Schichtbetrieb in der unrenovierten ehemaligen „Direktorenvilla“. Denn dort passen maximal 30 Kinder an die zwei langen Tische. Insgesamt werden in Kooperation mit dem Kolpingbildungswerk jedoch 50 Schüler über Mittag betreut. Obwohl eine größere Nachfrage besteht, können nicht mehr Kinder aufgenommen werden. Zu der Betreuung gehört neben dem warmen Essen auch die Hausaufgabenbetreuung und Sport- sowie Spielangebote zur Freizeitgestaltung. Doch auch hier fehlen die Räumlichkeiten. Gelernt und gespielt wird in einem der Klassenzimmer.

Mensa und Aufenthaltsraum lassen auf sich warten
Dabei hatte die Schulpflegschaft des Gymnasiums in Köln-Nippes schon vor Jahren Pläne geschmiedet, um Aufenthaltsräume und eine Küche in der Schule unterbringen zu können. Denn selbst die rund 300 Oberstufenschüler können sich in ihren Freistunden nur auf dem Flur aufhalten. Dort wurden 25 Sitzplätze geschaffen. „Hier kann man sein Butterbrot essen, aber Lernen kann man hier nicht.“, sagt Sonja Hiegemann, Schulsprecherin. Seit 2001 besucht sie das Gymnasium. Ihre Mutter half dabei, einen alten Kohlenkeller aufzuräumen und zu säubern. Dort sollte eine provisorische Mensa eingerichtet werden. Das Gesundheitsamt gab dafür jedoch keine Genehmigung. Daraufhin wurde ein Gesamtkonzept für das Gymnasium erstellt. Der Kohlenkeller soll zu einem Aufenthaltsraum für die Schüler umgebaut werden und auf dem Schulhof wird eine gläserne Mensa entstehen.

Abgesegnet wurde der Plan im Kölner Stadtrat Ende 2008. Doch die Schüler müssen weiter warten. Denn begonnen werden soll mit dem Bau erst im Frühjahr 2010. Dafür haben Eltern, Schulleitung und Lehrer kein Verständnis. Denn um den Kohlenkeller einzuweihen, fehlt seit letztem Jahr nur ein zweiter Fluchtweg. Bis zur Fertigstellung – frühestens im Jahr 2011 – können weiterhin nur wenige Schüler mit einem Mittagessen versorgt werden. „Das ist Erziehung zum Rumlungern in der Großstadt.“, sagt Gisela Prinz, Schulleiterin des Nippeser Gymnasiums. Denn die Schüler verbringen ihre Mittagspause nun außerhalb der Schule. Ein weiteres Problem entsteht durch die Bauplanung: Kohlenkeller und Mensa sollen zeitgleich gebaut werden. Dadurch müsste der größte Teil des Schulhofes abgesperrt werden. Die Schüler könnten so nicht einmal in den Pausen frische Luft schnappen.


Foto: Für Maruizia, Eda und Ursula gab es heute im Gymnasium Nippes Maultaschen mit Gurkensalat.


Schulpflegschaft fordert schnelleren Umbau für Kölner Schulen
Mit diesen Problemen steht das Gymnasium in Nippes nicht alleine da. Durch die Verkürzung der Schulzeit um ein Jahr verlängert sich der Schulalltag der meisten Kinder. Da Kinder jedoch nicht über acht Stunden lang konzentriert arbeiten können, soll eine Mittagspause nach sechs Stunden eingelegt werden. Dafür müssen jedoch Küchen und Aufenthaltsräume in die Schulen integriert werden. Das ist bisher nur an einem einzigen Kölner Gymnasium zufriedenstellend gelöst. Fünf Gymnasien ignorieren den Erlass, weil sie keine Möglichkeit sehen, ihn umzusetzen. Weitere 16 Kölner Gymnasien bieten unter provisorischen Bedingungen ein Mittagessen an.

 Die Stadtschulpflegschaft Kölner Gymnasien fordert daher den unverzüglichen Ausbau von Küchen, Mensen, Pausen- und Freizeiträumen an sämtlichen Gymnasien. Dabei sollen die Schulen so umgestaltet werden, dass sie in volle Ganztagsschulen umgewandelt werden können. Weiter fordert die Elternvertretung, die Verwendung der Mittel aus dem Konjunkturpaket II für eine beschleunigte Abwicklung der Aufträge. Die Stadtschulpflegschaft kritisiert jedoch nicht nur die Stadt Köln. „Es ist unbegreiflich, wie die Landesregierung eine so weitreichende Umgestaltung der Schule auf den Weg bringen kann, ohne sich vorher Gedanken über die Folgen zu machen“, betonen die Vertreter.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung