Köln lesend und zu Fuß erkunden.

Zwei schöne Bücher hat der Bachem-Verlag aufgelegt. Unter dem Label Entdecker Touren werden wir einmal in den Karneval und in „Essen und Trinken im alten Köln“ auf drei kulinarische Reisen mit vielen Geschichten entführt.

Essen und Trinken im alten Köln

Franz Jungeblodt schreibt lebendig und wandert auf verschiedenen Touren kreuz und quer mit uns durchs heutige Köln. Dabei streut er sehr elegant und gar nicht langweilig die historischen Hintergründe ein, zeichnet ein lebendiges Bild vom „Fressklötsch“, vom soore Hungk. Drei Touren sind beschrieben und auch auf einer Karte verzeichnet. Und nicht nur Immis können was über Kölner Tradition und Lebensart lernen. Oder wissen Sie woher der Begriff „raderdoll“ herkommt? Von „Dollbier“. Und das war untergärig gebrautes Bier, dass man in den Mauern von Köln nicht brauen durfte, wers doch tat wurde vor die Mauern verbannt nach Nippes. Oder dass in fast allen Familien früher selbst Bier gebraut wurde.

Warum die Kölner „Pädsfresser“ genannt wurden, wo die Kölner Rievkoocheallee war, warum Ex-Regierungspräsident Josef Antwerpes seinen Wein „Klein-Kölnhauser Zuckerberg“ nannte. „Kölnisch Wasser“ früher getrunken wurde, dann aber Parfum wurde und nur der Konkurrent „Klosterfrau Melissengeist“ als Medizin überlebt hat. Alles spannende Fragen, die man selbst zu Fuß erwandern kann und dabei lecker essen gehen kann und sicherlich das ein oder andere Kölsch dabei trinken kann, denn jede der vorgeschlagenen Routen führt an dem ein oder anderen Brauhaus vorbei.

Für alle die, die auch heute noch den „halven Hahn“ und dessen Ursprung erklären können, aber damit immer vor allem vor Fremden kokettieren, sei dieses Buch wärmestens emfpohlen. Und es liest sich leicht und ist gut bebildert.

Franz Jungeblodt

Essen und Trinken im alten Köln

1. Auflage 2005

J.P. Bachem Verlag Köln

ISBN: 3-7616-1936-7

5 Euro

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Prinz, Kamelle un Alaaf

Ein Buch zum Markenzeichen Kölns von Edmund Tandetzki. Tandetzki entführt uns, leicht und gut lesbar geschrieben, von der Römerzeit über den Ursprung des Festordnenden Comité (alte Schreibweise) bis in die Jetztzeit mit Rosenmontagszug, Geisterzug, Stunksitzung und Fatal Banal. Wir lernen, dass Fastelovend eigentlich nur ein Tag, der Tag vor der Fastenzeit war, Sebastian Brant 1494 ein Buch mit dem Namen „Narrenschiff“ veröffentlicht hat, lernen die erstmalige Erwähnung des Kölner Karnevals 1341kennen und die Furcht der Ratsherren vor dem ausgelassenen Treiben, dass Sie sogar Vermummungsverbote erließen. Wir lesen die Geschichte der Entstehung des Festkomitee Kölner Karneval, davon, dass der erste Rosenmontagszug in Köln erfunden wurde, am 10. Februar 1823, der „Prinz“ ehedem „Held Carneval“ hieß. Warum die Jungfrau Jungfrau heißt, der Bauer so viele Federn auf dem Kopf trägt und Köln der Nabel der Karnevalistischen Welt ist, um die alles kreist. Wir lernen die Traditionskorps, wie die roten Funken kennen und gehen einmal die Strecke des Rosenmontagszug ab, wissen wer wo an welcher Stelle des Zuges fahren darf. Und das sogar die Oberleitungen der Straßenbahnen höher gehängt wurden um den Rosenmonstagszug nicht zu behindern.

Aber auch die großen Kölner Musiker, Texter und Liedschreiber werden beschrieben und erklärt. Oder wissen Sie auf Anhieb wer „Heidewitzka, Herr Kapitän“ getextet und gesungen hat. Und wo der legendäre Künstlerball „Lumpenball“ bis zum zweiten Weltkrieg gefeiert wurde, an dem so bekannte Künstler wier Max Ernst und August Sander teilnahmen. Aber auch das Thema Karneval und NS-Zeit werden nicht ausgeklammert sondern auf 1,5 Seiten ausführlich und kritisch beschrieben.

Tandetzki schreitet mit uns den gesamten Zugweg ab und beschreibt die Traditionen des Kölner Karnevals anhand des Rosenmontagszugs. Das ist eine glänzende Idee und macht vor allem richtig Spaß zu lesen, denn schließlich stehen wir alle ja wieder am Rosenmontag auf der Straße, freuen uns über das Schild, d´r Zoch kütt und schreien Strüßjer und Kamelle…

Edmund Tandetzki

Prinz, Kamelle un Alaaf

1. Auflage 2005

J.P. Bachem Verlag Köln

ISBN: 3-7616-1845-X

5 Euro