Mehrheit lehnt Bebauung des Rathausvorplatzes ab
In Köln haben sich innerhalb der ersten zwei Wochen insgesamt 948 Bürgerinnen und Bürger an der schriftlichen Diskussion im Rathaus um das geplante Haus und Museum der jüdischen Kultur und die Archäologische Zone beteiligt. Auf 483 Bögen, das entspricht 52 Prozent aller Meinungsäußerungen, wird eine Bebauung des Rathausvorplatzes für ein Jüdisches Museum abgelehnt. Davon wünschen sich 304 Bürger einen anderen Ort für den Bau eines jüdischen Museums, die meisten schlagen das benachbarte Kutz-Gelände vor. 179 Beiträge bezweifeln aus verschiedensten Gründen die Notwendigkeit eines jüdischen Museums in Köln und lehnen es grundsätzlich ab. Von den 948 abgegebenen Meinungsstimmen sprechen sich nur 77 uneingeschränkt für den siegreichen Entwurf des Architekten-Wettbewerbs aus. Die Archäologische Zone ist in allen Beiträgen unstrittig.

Entwurf eines Kölner Architekten am beliebtesten
49 Aussagen befürworten generell den Bau des Jüdischen Museums auf dem Rathausplatz, ohne sich weiter zu einem der Entwürfe zu äußern. 313 Beiträge unterstützen einen oder mehrere konkrete Architekturbeiträge des Wettbewerbs als ihren persönlichen Favoriten. Mit 85 Nennungen wird der 5. Platz des Architekturwettbewerbs, Manuel Herz, Köln, am häufigsten genannt. Es folgt mit 77 Nennung der Wettbewerbs-Sieger, Wadel, Hoefer Lorch + Hirsch aus Saarbrücken. Zusätzliche 36 Nennungen votieren für eine Abänderung des Entwurfes, in der Regel zugunsten einer größeren Rücksichtnahme auf die direkte Umgebung und den Erhalt zumindest einiger Teile des heute vorhandenen Rathausplatzes. Auf Platz 3 landet mit 36 Nennungen der Entwurf des Architekturbüros  Kasper Kraemer, Köln. Das geht aus einer ersten, überschlägigen Sichtung der abgegebenen Meinungsäußerungen hervor, die ungekürzt und anonymisiert fortlaufend den Ratsfraktionen weitergeleitet werden. Die nächste Zusammenfassung der Sichtungen für ist Ende nächster Woche geplant.

Musterbeispiel von Bürgerpartizipation
Oberbürgermeister Fritz Schramma bescheinigt der Diskussion „ein hohes Niveau, das alle Zuschriften eingehalten haben. Diese Bürgerdiskussion hat sich zu einem Musterbeispiel von Bürgerpartizipation quer durch die Einwohnerschaft entwickelt.“ Die Archäologische Zone, ein Bauprojekt der Stadt Köln, soll vor dem Rathaus überwiegend unterirdisch die bedeutenden Funde aus der Römerzeit und auch der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde mit der bereits freigelegten Mikwe und der noch freizulegenden Synagoge für das Publikum erschließen. Die in Köln derzeit geführte Diskussion über Volumen und Ausmaß des Baukörpers gilt dem Gebäude „darüber“. Das „Haus und Museum der jüdischen Kultur“ ist das Projekt einer privaten „Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museum der Jüdischen Kultur in Nordrhein-Westfalen“. Für beide Projekte hatte ein kombinierter Architekturwettbewerb jetzt die Preisträger ermittelt. Mit großer Mehrheit hatte die Wettbewerbsjury  den Entwurf des Büros Wandel, Hoefer, Lorch + Hirsch, Saarbrücken auf den 1. Platz gesetzt. Die Bürgerdiskussion geht zurück auf die Entscheidung des Rates aus dem Jahr 2006, die den Grundsatzbeschluss zum Bau eines jüdischen Museums auf dem Rathausvorplatz verknüpft mit sechs Bedingungen und Auflagen, bevor ein noch notwendiger Realisierungsbeschluss erfolgt. Dazu gehört unter anderem eine breite Bürgerdiskussion, die Oberbürgermeister Fritz Schramma jetzt mit einer vierwöchigen Ausstellung aller Wettbewerbs-Pläne, täglichen Informationsrundgängen durch die Archäologische Zone und einer schriftlichen offenen Meinungsäußerung durchführen lässt.

Erste Kurzzusammenfassung der Bürgerdiskussion vom 16. bis 29. Juli 2008

1. Vom Beginn der Bürgerdiskussion am 16. Juli bis zum heutigen Tag, dem 29. Juli, sind insgesamt 948 Bürgerdiskussionsbögen ausgefüllt und ausgewertet worden.

 Ablehnung einer Bebauung auf dem Rathausplatz für ein Jüdisches Museum: 
Summe: 483
– davon „Wunsch nach anderem Ort“: 304
– davon Vorschlag: Haus Kutz: 220
– davon wird die Notwendigkeit eines jüdischen Museums in Köln verneint: 179

Voten für Wettbewerbs-Entwürfe
(Summe): 313
Davon Manuel Herz, Köln (1025): 85
Wandel, Hoefer Lorch + Hirsch: 77
abgeänderter Entwurf Wandel, Hoefer Lorch + Hirsch: 36
Kasper Kraemer, Köln (1032): 36
Joachim Schürmann, Köln (1019): 36
Van der Valentyn, Köln (1005): 24

Grundsätzlich und uneingeschränkte Zustimmung zum Bau des Jüdischen Museums auf dem Rathausvorplatz: 49
Rathausbebauung grundsätzlich Ja, aber mit Reduzierung des Bauvolumens oder stärkerer Anpassung an die umliegende Bebauung: 58

Die Archäologische Zone ist in den Diskussionsbeiträgen unstreitig und wurde in keinem einzigen Beitrag problematisiert.

[nh; Quelle: Stadt Köln]