Zu einer Gedenkveranstaltung der anderen Art hatten heute die Bürgerbewegung „Köln kann auch anders“, die Autorengruppe „Aura 09“ und die Kulturinitiative „Kölner Komment“ eingeladen. Sie versammelten sich heute vor dem Kölner Rathaus, um gemeinsam des Archiveinsturzes zu erinnern, aber vor allem auch um gegen den Umgang der Politik und der Verantwortlichen in der Stadt zu protestieren. So forderten die Bürger den sofortigen Rücktritt des KVB-Vorstandes. Deutliche Worte fanden Irene Schwarz, Heinrich Cuipers, Biggi Wanninger, Didi Jünemann und weitere. Mit bunten Nasen ausgestattet, verlasen sie vor dem Rathaus Auszüge aus den Ratsprotokollen von 1992 bis 1996. Damals sah man dem U-Bahn-Bau noch optimistisch entgegen – vor allem wurde mit deutlich weniger Kosten für die Stadt Köln gerechnet. „Heute rechnet man mit zwei Milliarden Euro für vier Kilometer Bahn – Für das Geld hätten alle Kölner die Strecke 2.000 Mal mit dem Taxi fahren können, inklusive Trinkgeld“, erklärten sie satirisch.

Trotz aller Kritik betonten die Bürger, nicht gegen die Stadtverwaltung arbeiten zu wollen, sondern mit ihr. „Wir bitten die Verantwortlichen der Stadt: Nehmen Sie uns ernst und arbeiten Sie mit uns zusammen“, betonte Doro Schneider, von „Köln kann auch anders“. Die ließen sich bei der Lesung auf dem Rathausvorplatz jedoch nicht blicken, auch wenn manch ein Ratsmitglied verstohlen an der Versammlung vorbei huschte. Martin Müser vom Kölner Bürgerbündnis und die Grüne von Bülow reihten sich allerdings ein.

Es ist ein ruhiger Marsch begleitet von einer Kapelle. Wenig Passanten reihen sich ein. Auf Plakaten fordern die Demonstranten den Rücktritt von KVB Vorstand Walter Reinarz und machen ihrem Unmut Luft. Dabei wird aber nicht skandiert oder lautstark protestiert. Fakten werden immer wieder vorgelesen. Und am Waidmarkt gedenkt man eindringlich der beiden Opfer der Katastrophe vom 3.3.2010. Mit einem Alphorn wird eine einfache Melodie angestimmt. Die Menschen an der Theke der Eckkneipe machen sich über den ZUg der Fassungslosigkeit lustig und kritisieren diesen. Nach dem gemeinsamen Zug vom Rathaus zum Waidmarkt ging es noch weiter ins Odeon Kino auf der Severinstraße. Dort beschäftigte man sich weiter intensiv mit dem Unglück vom 3.3.2010

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