Genzken hatte seit 15. August 2009 eine retrospektive Ausstellung ihre Werke, die sich bisher rund 65.000 Besucher angesehen haben. Die Ausstellung, die das Museum Ludwig gemeinsam mit der Londoner Whitechapel Gallery erarbeitetet hat, gab zum ersten Mal einen großen Überblick über Genzkens Werk und war in Köln in erweiterter Form zu sehen.

Die moderne Skulptur
Mit den ellipsoiden Skulpturen, den architektonischen Gips- und Betonarbeiten der 1980er Jahre oder den jüngst entstandenen Werken, die sich aus Konsum- und Alltagsgegenständen zusammensetzen, bleibt Isa Genzken einerseits in den Koordinaten eines traditionellen Skulpturverständnisses. Andererseits zeichnen sich ihre Arbeiten durch eine Fragilität, Unvollkommenheit und Offenheit aus, die ein spannungsreiches Verhältnis zum umgebenden Raum aufbauen und eine autobiografische, psychoemotionale Dimension andeuten. Damit fordert sie sowohl die Errungenschaften der modernen Skulptur als auch zeitgenössische, in der Minimal Art und der Konzeptkunst wurzelnde Werkbegriffe heraus. Ihre Stellung innerhalb des aktuellen Kunstdiskurses ist damit ebenso außergewöhnlich wie maßgebend. Ihre Werke erscheinen als Sinnbild der Gratwanderung zwischen Schönheit und Zerstörung, zwischen Anmut und Brutalität, die wir alle in unserem Leben vollführen. Die aktuellen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Bedingungen im Blick, deckt Genzken die labilen, irritierenden, widersprüchlichen Seiten unserer Wahrnehmung und Erkenntnis auf, indem sie scheinbar Unumstößliches hinterfragt.

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