Reoprt-k.de: Wie viele Besucher erwaten Sie in diesem Jahr auf dem Kölner Rosenmontagszug? Befürchten Sie, dass etwa aus Angst vor Massenveranstaltungen weniger kommen?

Christoph Kuckelkorn, Leiter des Rosenmontagszuges in Köln: Nein, Angst haben wir davor überhaupt nicht. Der Rosenmontagszug ist weitgehend unabhängig von äußeren Faktoren – allein das Wetter kann sich positiv oder negativ auf die Besucherzahlen auswirken. Wir hoffen aber, dass auch in diesem Jahr wieder viele Jecke den Zugweg säumen. Wie viele das in jedem Jahr sind, ist schwer zu messen, da die Zuschauer nicht gezählt werden. Aber es werden wohl etwa eine Millionen Menschen sein.

Haben Sie nach dem Unglück bei der Loveparade 2010 in Duisburg die Sicherheitsvorkehrungen neu überdacht?

Wir überarbeiten unser Konzept nach jedem Rosenmontagszug – und das seit 1823. Direkt nach den tollen Tagen treffe ich mich mit den Verantwortlichen und tausche mich darüber aus, wo etwa Sicherheitsleute oder Toiletten gefehlt haben. Nach der Loveparade hat es jedoch keine Veränderungen in Köln gegeben, weil das nicht nötig war. Hier hat bereits vor etwa zehn Jahren ein Umdenken stattgefunden. Damals verunglückte eine Wagenbegleiterin bei dem Rosenmontagszug auf tragische Weise tödlich. Seitdem hat sich viel getan. Von unseren 12.000 Zugteilnehmern sind 2.000 Teilnehmer allein für die Sicherheit zuständig. Was wir hier schon seit Jahren leben, müssen andere nun erst mühselig realisieren.

Wird es in diesem Jahr denn trotzdem neue Sicherheitsmaßnahmen geben?

Wegen der Baustelle an der Severinsbrücke muss der Zugweg auf der Severinstraße zwischen den Straßen ‚An St. Katharinen’ und ‚Löwengasse’ für das Publikum gesperrt werden. Auch die Haltestelle „Severinstraße“ wird nicht angefahren. Zudem wollen wir in diesem Jahr einen neuen digitalen Funk unter allen Beteiligten während des Zuges einführen. Der ist weniger störanfällig und soll für eine unmissverständliche und eindeutige Kommunikation sorgen. Dazu haben wir auch ein Weisungskonzept aufgestellt, dass für jeden Zugbereich einen genauen Weisungsbeauftragten bestimmt. Diese Maßnahmen haben wir jedoch bereits vor dem Unglück in Duisburg geplant.

Ein Ausfall des Rosenmontagszuges wie er etwa in anderen Städten droht, ist in Köln also undenkbar?

Ja, auf jeden Fall. Hier wird es in jedem Jahr einen tollen und sicheren Zug geben. Möglich wird das auch dadurch, dass wir in Köln in der glücklichen Situation sind, viele Mitarbeiter anstellen zu können, die sich hauptamtlich mit der Sicherheit des Rosenmontagszuges befassen. Zum Beispiel werden unsere Wagen schon seit Jahren vorab von einem speziellen Mitarbeiter des TÜV geprüft. Auch die Traktoren und Kutschen werden vorab einer Prüfung unterzogen.

Mit wem stimmen Sie ihr Konzept im Vorhinein ab?

Wir sind in Köln in der glücklichen Lage eine vielleicht einzigartige Organisations-Struktur zu haben. Denn das Festkomitee Kölner Karneval und die Stadt Köln veranstalten den Rosenmontagszug gemeinsam. Das bedeutet auch, dass wir gemeinsam das Sicherheitskonzept erarbeiten. Wir treffen uns mit allen betroffenen Ämtern und Sicherheitskräften mehrmals im Jahr, um zusammen an dem Konzept zu feilen. Meist eine Woche vor Beginn des Zuges steht dann alles fest. Das Konzept wird von allen verabschiedet, ausgedruckt und unterschrieben. Damit ist dann auch die Genehmigung für die Veranstaltung erteilt. Daher bedeutet auch die Dokumentation eines Sicherheitskonzeptes für uns nicht viel mehr Aufwand.

Nach der Loveparade wurden insbesondere die Fluchtweg-Konzepte überdacht. Wie sieht es damit in Köln aus?

Das war und ist in Köln nie ein Problem. Anders als bei der Loveparade fokussiert sich das Geschehen nicht auf einen Ort, da der Rosenmontagszug durch die gesamte Innenstadt zieht. Zudem gibt es überall genügend Seitenstraßen, in die die Menschen ausweichen könnten.

Was kostet das gesamte Sicherheitskonzept?

Tatsächlich steigen in jedem Jahr die Kosten für die Sicherheit in unserem Zug. Das ist jedoch unabhängig von den steigenden Anforderungen, denn wir selbst stellen an uns die höchsten Ansprüche. Zudem bin ich mir hier mit allen 120 dem Festkomitee angegliederten Gesellschaften einig, dass wir keine Kosten und Mühen scheuen. Wir tragen schließlich eine Verantwortung gegenüber unseren Zugteilnehmern und Zuschauern.

Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat in der vergangenen Woche eine neue Projektgruppe gegründet. Die soll überprüfen, ob die für die Genehmigung von Großveranstaltungen erlassenen Vorschriften ausreichend Sicherheit gewährleisten. Angekündigt wurde dabei auch, dass man etwa mit Köln zusammenarbeiten wolle, da man hier das Veranstalten von Großevents gewöhnt sei. Wurden Sie schon wegen einer Zusammenarbeit angefragt?

Bislang hat sich die Projektgruppe noch nicht bei uns gemeldet. Aber sollte die Landesregierung Interesse an einem Austausch haben, sind wir jederzeit gerne bereit, unsere Erfahrungen mitzuteilen. Wir sind über jeden Austausch erfreut. Schon jetzt pflegen wir zu den anderen Karnevalsorganisationen in der Rheinschiene einen engen Kontakt.

Herr Kuckelkorn, wir danken Ihnen für das Gespräch

[cs; Foto: Festkomitee Kölner Karneval]