Köln | Heute wurde in der Kölner Industrie- und Handelskammer die Interactive Cologne eröffnet. Sie soll, so der Wunsch, die Brücke zwischen etabliertem Medienforum NRW und Angacom und den jungen Digitalen schließen. Und treibt dabei seltsame Stilblüten. Im einen Saal spricht Intendant Marmor über Millionen, nebenan wird der Flow von DJ´s beleuchtet und am Abend treffen sich junge Macher, sprechen von 100 K und Problemen mit dem Steuerberater.


Der Börsensaal der IHK war bei der Eröffnung der Interactive Cologne gut gefüllt

Ob man die IHK Köln als Raumschiff bezeichnen kann und ob eine Begrüßung zur Interactive Cologne mit „Willkommen in der Zukunft“ der richtige Ansatz ist, darüber lässt sich streiten. Auch das Selbstlob der Kölner Wirtschaftsdezernentin Ute Berg wirkte bei der Eröffnung fehlplaziert. Auch und gerade Köln als Medienepizentrum zu bezeichnen kam nicht bei jedem im Saal gut an. Berg stellte ihre Handlungsstrategien für den Medienstandort vor. So will sie unter anderem die Startup Szene besser mit etablierten Unternehmen verzahnen, Räume für Startups finden und mehr Venture Capital in die Stadt holen. NRW Medienministerin Schwall-Düren stellte die Förderprogramme des Landes vor und IHK Hauptgeschäftführer Reichhardt die Initiativen seiner Kammer für ein digitales Köln. Die Eröffnung wirkte so eher bemüht als inspiriert und inspirierend.


Festivalatmosphäre vor der IHK

Immerhin hatte man sich bemüht vor der IHK ein wenig Startup-Szene aufzubauen, so fand die Akkreditierung zum Festival Outdoor statt und man hat ein paar Bierbänke und -Tische mit Wohnwagen vor das Gebäude gestellt. Dort steht auch schon der Turm für die Projektionen heute Abend an die Hauswand der IHK, die gegen 21:30 Uhr stattfinden soll und auch keinen Eintritt kostet.

Im Börsensaal der IHK diskutierte man im Rahmen des Medienforums das Thema „Next Level Television: Erfolgsstrategien im neuen TV‐Wettbewerb“. Bei dem Talk von Lutz Marmor, ARD‐Vorsitzender und Intendant, NDR, Hamburg, Prof. Dr. Kerstin Gühne, SVP, Sony Pictures Television, München, Hannes Heyelmann, SVP & Managing Director, German‐speaking territories, CEE, Benelux and Russia, Turner Broadcasting System, München und Jörg Schönenborn, Fernsehdirektor, WDR, Köln ging es ums große Geld und Marktanteile und auch ein wenig um Netflix-Bashing, denen WDR Mann Schönenborn vorwarf unrentabel zu sein und nur 320 Stunden eigenen Content im Jahr zu produzieren, aber an die man dann der WDR die Sendung mit der Maus verkauft hat. Die 7-Tage-Regelung, da waren sich Marmor und Schönenborn einig müsse weg und schlossen sich dem Vorstoß von NRW Ministerpräsidentin Kraft vom Vortag an. Dabei hofft man auf das Jugendprogramm, dass die ARD auflegen will, damit dort nicht die Inhalte im Netz nach sieben Tagen entpubliziert werden müssen, als politischen Türöffner. Irritierend war die Diskussion um die Finanzierung dieses Jugendangebotes, wenn Schönenborn sagte er fühle sich wie ein Startup und man gleichzeitig darüber sprach ob die dafür vorgesehenen über 40 Millionen Euro ausreichend seien. Hier hätte man gerne, wenn schon Medienforum auf Interactive trifft, gewußt, wie ein echtes Startup eine Startfinanzierung in dieser Höhe mit den Ressourcen der öffentlich-rechtlichen im Rücken bewertet. In der Diskussion sprachen die Teilnehmer von einern Evolution und nicht von einer Revolution im TV Markt. Hannes Heyelmann verriet, dass man zur Stärkung der eigenen Marke mehr auf eigene Produktionen setze und bedankte sich bei der Film und Medien Stiftung NRW für die Mitfinanzierung von Serien wie Weininger.


Fuck up Night im Merkens Saal der IHK

Nur wenige Meter weiter die Jungen. Die lauschten bei den Vorträgen „The Future of Interactive“ den Trends des SXSW Interactive Festivals und beschäftigten sich mit „The DJBrain“ und welche Glücksgefühle DJ´s empfinden, wenn sie im Flow sind. Hier ging es mehr um die Basics und weniger ums große Business. Dieser Eindruck verstärkte sich auch bei der Fuck up Night, wo sich die jungen Business-Einsteiger austauschten, welche Fehler sie gemacht haben und was sie daraus gelernt haben. Von ganz persönlichen Problemen, bis zur großen Frage ob man Business mit Friends machen sollte und ob man einen Steuerberater brauche ging es kunterbunt durcheinander. Und zum Ende eines langen Tages kreiste dann auch schon die ein oder andere Bierflasche. Wer bei der Eröffnung zu viel Kölsche Lobhudelei beklagte, der war dann wieder ein wenig versöhnt. Denn die jungen hippen Interaktiven tranken Augustiner Hell aus München und kein Kölsch. Die alten Medienschaffenden des Medienforums waren da schon bei prickelnden Getränken in der Wolkenburg und machten Networking für das Big Business. An der Verzahnung muss man wohl noch ein wenig üben.

Autor: Andi Goral
Foto: NRW Medienministerin Schwall-Düren eröffnete die Interactive Cologne