Radikale Modernität
Die Ausstellung konzentriert sich auf die letzten Schaffensjahre der jungverstorbenen Modersohn-Becker. Gezeigt werden Portraits aus den Jahren 1903-1907, die in Bildausschnitt und Maltechnik aber auch Haltung und Blick der Dargestellten deutliche Anleihen an den Mumienbildnissen zeigen. Die Künstlerin, so Rainer Stamm, Kurator der Ausstellung aus dem Bremer Modersohn-Becker-Museum, habe hier eine "radikale bahnbrechende Modernität im Dialog mit den Mumienbildern entwickelt".


Mumienportrait (um 160 – 180 n. Chr.) aus dem Louvre, Paris

Inspiration nach nahezu 2000 Jahren
Die in der berühmten Künstlerkolonie im norddeutschen Worpswede ansässige Malerin reiste in ihrem Leben mehrfach nach Paris. "Sie war im positiven Sinne zerrissen. Sie brauchte beides.", beschrieb Rainer Stamm den Wechsel zwischen dem beschaulichen Heidedorf und der pulsierenden französischen Metropole.

Im Jahr 1903, auf ihrer zweiten Paris-Reise entdeckte Paula Modersohn-Becker in der ägyptischen Abteilung des Louvre die antiken Mumienbildnisse, die ihre eigene Portraitmalerei entscheidend prägen sollten. Die dünnen Holztafeln, um 100 bis 300 n. Chr. im Fayumtal angefertigt, zeigen die Gesichter der Verstorbenen und waren ursprünglich in die Mumien eingebunden.

Auch Überlegungen der Künstlerin zu ihrer Kunst sind in der Ausstellung dokumentiert. Den Eindruck, den die nahezu 2000 Jahre alten Bildnisse bei ihr hinterließen, fasste sie damals in ihrem Tagebuch zusammen in dem Satz: "Jetzt fühle ich tief, wie ich an den Köpfen der Antike lernen kann."

In der neuen Ausstellung im Museum Ludwig hängen nun Werke von Modersohn-Becker und eine Auswahl antiker Mumienportraits nebeneinander und erlauben die vergleichende Betrachtung. 

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INFOBOX
Paula Modersohn-Becker und die ägyptische Mumienporträts
15. März – 15. Juni 2008 im Museum Ludwig
Öffnungszeiten:
Di – So (inkl. Feiertage): 10 – 18 Uhr
Jeden 1. Freitag im Monat: 10 – 22 Uhr
Am Ostermontag, 24.03.2008, hat das Museum geöffnet.

Fabian Sieg für report-k.de / Kölns Internetzeitung