Stimmung verschlechtert sich
Die Stimmung ist bei den Unternehmen deutlich gesunken. Dies zeigt eine außerordentliche Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zur derzeitigen konjunkturellen Lage. „Die wirtschaftliche Situation der Kölner Unternehmen ändert sich im Moment so schnell, dass eine kurzfristige Umfrage nötig wurde.“, erklärt Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der IHK. Nur 15,5 Prozent der Unternehmen bewerteten ihre Geschäftslage als gut, 38,8 Prozent sind dagegen unzufrieden. Im Januar 2009 befanden nur 17,2 Prozent der Befragten die Situation als schlecht. Die zukünftige Geschäftsentwicklung wird von knapp 40 Prozent negativ bewertet. „Es wird immer unwahrscheinlicher, dass sich die Wirtschaftslage im Verlauf diesen Jahres noch bessert.“, meint Ferger. Der Geschäftsklimaindikator liegt derzeit bei Minus 24,8 Punkten. „So schlecht war er das letzte Mal auf dem Höhepunkt der Rezession 2002.“, so Ferger.


Insbesondere bei den Dienstleistern ist die Stimmung gekippt. Bisher zeichneten sie sich durch eine gute Stimmung aus. Bei der jetzigen Sonderumfrage äußersten sich die Unternehmen jedoch deutlich pessimistischer. Gerade industrienahe Unternehmen befürchten starke Einbußen. Doch auch Unternehmen, die dem Binnenmarkt nahe stehen, prognostizieren Einbrüche. Ähnlich düster sieht die Verkehrsbranche ihre Situation. Insgesamt weisen insbesondere Unternehmen, die mit neuen Produkten arbeiten, Probleme auf. Weniger von der Krise betroffen sind dagegen Unternehmen, die mit Ersatzteilen handeln. Ebenso leidet der Export stark unter der aktuellen Wirtschaftskrise. „Der Export war der Stolz dieser Region. Jetzt wird er zum Problem. Ich hoffe, dass die Länder den freien Welthandel erhalten.“, sagt Hauptgeschäftsführer Ferger.

Kurzarbeit nimmt weiter zu
Die erhoffte Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt ist in diesem Jahr ausgeblieben. Die Arbeitslosigkeit stieg weiterhin leicht an. Dabei liegt sie jedoch noch unter dem Wert des Vorjahres. Positiv bewertet die IHK die verbesserten Bedingungen der Kurzarbeit. Insgesamt ist derzeit für vier Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet. Besonders viele Beschäftigte arbeiten im Oberbergischen Kreis in Kurzarbeit (Rund 13 Prozent aller dort Beschäftigten). In der Stadt Köln sind nur gut zwei Prozent der Arbeiter als Kurzarbeiter gemeldet. Ausschlaggebend für die unterschiedlichen Werte ist die Branchenstruktur. Während in Köln viele Dienstleister angesiedelt sind, ist die Branchenstruktur im Oberbergischen Kreis durch Industrie-Betriebe und exportstarke Unternehmen geprägt. Diese Sektoren sind aktuell besonders stark von der Krise betroffen. Zukünftig erwartet die IHK einen weiteren Anstieg der Kurzarbeit. „Das ist eindeutig positiv. Die Unternehmen wollen ihre Beschäftigten halten und mit Hilfe der Kurzarbeit die Krise erreichen.“, sagt Ferger.

Unternehmen fühlen sich ungerecht bewertet
Ein Grund für die negativere Stimmung sind verschlechterte Finanzierungskonditionen. Gab es zu Jahresbeginn kaum Anzeichen auf verschlechternde Konditionen, geben nun 27,5 Prozent der Unternehmen an, konkrete Probleme bei der Kreditversorgung zu haben. Als problematisch schätzen vor allem Einzelhändler (43 Prozent) und Industrieunternehmen (39 Prozent) ihre Kreditversorgung ein. Bereits jedes vierte Unternehmen meldet verschlechterte Konditionen. Dagegen melden rund 17 Prozent eine Verbesserung der Finanzierungskonditionen. Diese meist im Dienstleistungs- und Gesundheitssektor angesiedelten Unternehmen profitieren aufgrund ihrer recht niedrigen Risikoeinschätzung von den gesunkenen Zentralbankzinsen.

Nur etwa 11 Prozent der Unternehmen führen die schlechteren Finanzierungskonditionen auf die wirtschaftliche Situation des eigenen Unternehmens zurück. Dagegen sehen rund 66 Prozent die Ursache dafür in dem Vertrauensverlust im Bankensektor und 23 Prozent in dem schlechteren Ranking ihrer Branche. Entsprechend üben die Unternehmen Kritik an ihrer Bewertung durch die Banken. Rund 17 Prozent halten ihr Bankenrating für schlechter als angemessen. Beklagt werden vor allem höhere Sicherheitsanforderungen (66 Prozent), gestiegene Zinsen (54 Prozent) und höhere Dokumentationspflichten (49 Prozent).

IHK fordert weichere Risikoprüfungen
Auch wenn flächendeckend keine Kreditklemme vorliegt, wirken sich die verschlechterten Finanzierungskonditionen schon heute wachstumshemmend auf die Region aus. Jedes zweite Unternehmen mit schlechteren Konditionen stellt Investitionen aufgrund dessen zurück. Jedes dritte Unternehmen sieht sich dazu gezwungen, seine Beschäftigung zu reduzieren. Dabei versuchen nur wenige Unternehmen ihre Finanzsituation aktiv zu verbessern. So nutzen nur rund fünf Prozent öffentliche Kredite. „Bund und Länder öffnen aber auch die Finanzierungshilfen nicht ausreichend den mittelständischen Unternehmen. Das ist jedoch dringend notwendig.“, betont Herbert Ferger. Er fordert daher eine Verbesserung des Verfahrens, um die Hilfen des Konjunkturpaketes den Unternehmen nutzbar werden zu lassen. So sollten neue Maßstäbe zur Risikoprüfung gefunden werden, die weniger streng seien als die der Hausbanken. Dennoch sollte die Verteilung der Gelder weiterhin über die Hausbank geschehen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto: geralt/ www.pixelio.de]