An der Drehbrücke im Rheinauhafen steht Vater Rhein an der Unterkante

Gut um die neuen Maßnahmen im Ernstfall zu testen

2009 hat man am Rheinauhafen und 2010 in Rodenkirchen trainiert. Jetzt sind die neugeschaffenen Hochwasserschutzmaßnahmen im Live-Test. Bei den Stadtentwässerungsbetrieben, die seit 2004 für die Stadt die Hochwasserschutzmaßnahmen koordinieren und übernommen haben, ist man konzentriert, aber noch gelassen. Das Hochwasserwarnsystem Fliwas funktioniert und hift bei der Voraussage. Warum eine genaue Vorhersage so schwierig ist, zeigt Kölns höchster Hochwasserschützer Vogt auf: "Wir müssen ein Einzugsgebiet von 150.000 qkm im Auge behalten, das Einfluss auf den Pegelstand in Köln hat." Derzeit rechnet der Experte mit einem Scheitel
am Dienstag um die rund 9 Meter. Gut für Köln sei, dass die Welle aus dem Oberrheingebiet mit Schmelzwasser nicht mit der Welle, die die ergiebigen Regenfälle der letzten Nacht in der Region um Köln verursacht haben, gleichzeitig ankommen, sondern mit Zeitverzögerung. Am morgigen Montag sollen maximal 8,85 Meter Kölner Pegel erreicht werden.


Auch die Parkhinweise für die Schiffahrt versinken in den braunen Fluten

Schon viele Einsätze gefahren
Bis es zu sichtbaren Einsätzen der Steb kommt sind schon viele Dinge im Hintergrund passiert. Sichtbar wird das etwa am Pumpwerk an der Schönhauser Straße, dass seit einigen Tagen rot leuchtet und anzeigt, dass es sich im Hochwasserpumpeinsatz befindet. Derzeit laufen schon 22 Hochwasserpumpwerke, 400 Schieber wurden geschlossen, vom kleinen Rhein-Auslaß mit 50 cm Durchmesser bis zu denen die die Größe eines U-Bahnschachtes haben. 13 Prozent der 10 km langen Hochwasserschutzwand sind aufgebaut. Das geschah schon am gestrigen Tag. 100 Einsatzkräfte waren damit beschäftigt. Am Schokoladenmuseum fehlt noch ein Aufbau, der morgen ergänzt wird. Hier hatte man heute Sorgen wegen der vielen Schaulustigen, die einen reibungslosen Aufbau behindert hätten. Die Hochwasserschutzeinrichtungen werden zudem Tag und Nacht bewacht.

In Kasselberg, am Weidenweg in Porz und im Weißer Bogen richtet die DLRG einen Fährdienst ein. Der wird zunächst mit Fahrzeugen durchgeführt, bevor man auf Boote umsteigen muss. Auch die Kölner Feuerwehr etwa in Kasselberg oder Rodenkirchen, so Einsatzleiter Stobbe, erreicht so ihre Einsatzstellen, denn man verfüge über Fahrzeuge die bis zu 50 cm Wassertiefe die entsprechenden Gebiete befahren können. Die DLRG die von der Steb beauftragt wurde, sorgt im Notfall, aber auch im Alltag für die von Wasser umgebenen. Ein DLRG-Sprecher: "Auch wenn einer seinen Hund Gassi führen will, holen wir den ab." Der Fährdienst ist 24 Stunden besetzt. An betroffene Anwohner wurden auch schon erste Sandsäcke ausgegeben. Sollte das Wasser so weit steigen, dass auch der Fährbetrieb mit wattfähigen Fahrzeugen nicht mehr möglich ist, wird auf einem Boot des Technischen Hilfswerks eine Feuerwehrspritze vorgehalten, im Falle es im überfluteten Gebiet brennt.

In Zündorf und in Porz an der Hafenstraße habe man bereits die mobilen Wände aufgebaut, da der Marktplatz sonst bei einer Wasserhöhe von 8,50 Meter überflutet wäre. In Rodenkirchen habe der Stegebau begonnen. Betroffene Häuser seien "verplombt" worden. In einigen privaten Bereichen ist auch mit dem Aufbau der rund 4 Meter hohen mobilen Wände begonnen worden, da man diese sonst bei steigendem Wasserstand nicht mehr erreicht hätte. Auch in der Altstadt seien schon einige der Tore geschlossen worden, auch wenn man dort noch versuche auf die Anwohnerinteressen Rücksicht zu nehmen.

Das Grundwasser
Für manchen Kölner, auch in der Altstadt, in Nippes, in Deutz oder im Auenviertel könnte das Grundwasser zum Problem werden. Am Holzmarkt und in Mülheim wurden schon Tiefgaragen geräumt und abgedichtet. Als Richtschnur, so Otto Schaaf, Chef der Steb, können betroffene Anwohner die Hochwasser in den 90er Jahren als Maßstab nehmen. Wer damals Probleme hatte, sollte sich kümmern, wer damals keine Probleme habe, müsse bei den derzeitigen Prognosen nicht damit rechnen Probleme zu bekommen. Die Tiefgarage am Rheinauhafen übrigens wird ab einem Rheinpegel von 9,40 Metern geflutet.

Insgesamt vermitteln die Kölner Experten einen äußerst kompetenten und entspannten Eindruck. Man ist gut vorbereitet und trifft Punkt für Punkt Vorsichtsmaßnahmen für das 9,20 m Programm. Die Zeit zwischen den letzten Hochwassern scheint gut genutzt worden zu sein. Derzeit ist die Hochwasserschutzzentrale mit Krisenstab im Einsatz.

Andi Goral für report-k.de | Kölns Internetzeitung