Köln | Am 6. April 1926, vor 90 Jahren, wurde der Butzweilerhof an das internationale Streckennetz der Lufthansa angeschlossen. Somit wurde aus einer militärischen Fliegerstation der Preußen, Australier und Briten ein internationaler Flughafen, der sich sehr schnell zum zweitgrößten Flughafen Deutschlands entwickelte. Dabei bekam er den Spitznamen „Luftkreuz des Westens“. Heute bezeichnet der Name ein Gewerbegebiet in Kölner Stadtteil Ossendorf.

Die Geschichte des Flughafens

Nach dem Abzug der Briten, erhielt das Rheinland seine Lufthoheit zurück. Bereits im Vorfeld soll damals im Kölner Stadtrat überlegt worden sein, ob die ehemalige militärische Fliegerstation als möglicher Flughafen weiter genutzt werden soll. Nachdem die Briten bereits ab 1921 Köln anflogen und so auch die eigenen Interesse mit dem Betrieb eines deutschen Flughafens in Köln sahen, blieben alle Gebäude intakt. Gegen den massiven Widerstand setzte sich nun der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer für einen Flughafen ein. Zitat Adenauer: „Auch in Zeiten wirtschaftlichen Niederganges ist die Förderung der Luftfahrt und mit ihr des Luftverkehrs ein dringendes Gebot. Die für den Luftverkehr gebrachten Opfer werden später, wenn technische und organisatorische Fortschritte zur Wirtschaftlichkeit geführt haben, ihren Lohn finden.“ Adenauer behielt Recht.

Nachdem die ehemalige Flugzeughalle zwei zum Empfangsgebäude umgebaut war und der ehemalige Scheinwerferturm als Verkehrsturm umgesetzt wurde, ging es los.

Aber bereits vorher, am 1. Februar 1926, sollen inoffiziell als erste deutsches Flugzeug zwei Fokker D VII gelandet sein, Reklameflugzeuge der Aachener Schokoladenfabrik Trumpf auf dem Platz. Die zivile Luftfahrt hatte in Köln begonnen. Einige Tage später landete als erstes deutsches Flugzeuge zwei Maschinen der „Deutsche Luft Hansa AG“ (DLH) – von dieser Gesellschaft als Sonderflüge organisiert – von Berlin kommend im befreiten Köln auf dem Flughafen Köln Butzweilerhof. Dabei handelte es sich um eine Junkers G 24 und eine Dornier „Komet“ III. An Bord beider Maschinen waren eine Anzahl führender Männer der deutschen zivilen Luftfahrt und der Presse aus Berlin. Aber noch war der Butzweilerhof kein Flughafen.

Die DLH übernahm am 6. April 1926 den planmäßigen Flugverkehr über den Flughafen Köln Butzweilerhof. Aus einer Fliegerstation war ein internationaler Flughafen geworden.

Das erste Passagierflugzeug auf dem Flughafen Köln Butzweilerhof war die „Imperial Airways“ mit ihrem Doppeldecker „Adele“. Als erste deutsche Maschine im regelmäßigen deutschen Luftverkehr landete ein Flugzeug der Linie Berlin-Köln auf dem internationalen Flughafen Köln Butzweilerhof. Als zweite Maschine der DLH landete von Berlin-Tempelhof um 9 Uhr eine Dornier „Komet III“ unter Führung von Flugkapitän Karl Noack auf dem Platz. Der Beigeordnete der Stadt Köln August Haas begrüßte die Ankommenden und überreicht Noack im Namen der Stadt eine silberne Zigarettendose.

Auch die Strecken Hamburg – Bremen – Dortmund – Essen – Düsseldorf – Köln und Dortmund – Essen – Köln – Frankfurt – München wurden an diesem Tag eröffnet.

Die Linie London-Brüssel-Köln wurde von der „Imperial Airways“ beflogen, die bereits seit 1921 den Butzweilerhof, der zu dieser Zeit noch als „Aerodrome Bickendorf“ der britischen Royal Air Force geführt wurde, anflog. Die Deutsche Lufthansa übernahm die Linie Paris-Köln-Berlin. Die Strecke Köln – Hamburg – Kopenhagen – Malmö wurde von der „Det Danske Luftfahrt Sels kab“ versorgt. Die „Cidna“ (Compagnie Internationale de Navigation Aerienne) beflog die Strecke Basel – Frankfurt/M. – Köln – Brüssel – Paris.

Der Flughafen Köln Butzweilerhof war nun in den planmäßigen deutschen Luftverkehr eingegliedert. Nach und nach wurden weitere Flugstrecken angeflogen. Allein im Reichsgebiet konnten von Köln aus 57 Ziele, außerdem zahlreiche europäische Metropolen angeflogen werden. Schon in diesem Jahr starteten täglich 25 Maschinen unterschiedlichsten Typs, vom Doppeldecker bis zur dreimotorigen Junkers F13, die damals mit neun Passagierplätzen als Großflugzeug gilt.

Im Juli 1936 – also vor achtzig Jahren – wurde ein noch heute vorhandener Erweiterungsbau erstellt, der von Anfang an als Flughafen konzipiert war. Der erste Flughafen bzw. die Baracken der Fliegerstation wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Nur die ehemalige Kfz-Halle stand noch bis in die 1950er Jahren.

Bis zum August 1939 fand internationaler Luftverkehr, Flugtage und andere luftfahrthistorisch bedeutende Ereignisse statt. Hier startete Otto Könnecke seinen Flug nach Amerika, das Luftschiff LZ 127 „Graf Zeppelin“ landete hier, Großflugtage mit mehreren hunderttausend Besuchern, prominente Fluggäste aber auch die letzte Station des Luftschiffs LZ 129 „Hindenburg“ vor der Explosion gehört zur Geschichte des Flughafen Köln Butzweilerhof.

Nach dem Krieg lag der Butzweilerhof zu nah an der Stadt und somit wurde der Flughafen Wahn zum Regierungsflughafen ausgebaut. Ein letztes Mal wurde es 1960 international, als die erste Weltmeisterschaft in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg in Köln stattfand. Dabei handelte es sich um die VIII. Segelflugweltmeisterschaft die auf dem Butzweilerhof durchgeführt wurde. Schirmherr dieser Weltmeisterschaft war Bundeskanzler Adenauer. 1980 wurden die Sportflieger dann nach 70 Jahren vom Butzweilerhof vertrieben. 1995 zogen die Belgischen Heeresflieger ab, 2015 die Bundeswehr. Nach und nach wurde das Areal in Teile zerstückelt und verkauft. Mit dem Verkauf und der Neunutzung der historischen Flughafengebäude von 1936 verschwand die Luftfahrt 2015 endgültig vom Butzweilerhof. Das Rollfeld wird zur Zeit in großen Teilen abgerissen, die Gebäude werden zu einem Motel umgebaut. Es bleibt nur noch die Geschichte in den Büchern.

Autor: ib