6.300 Mannjahre dauert die Restaurierung schätzen die Experten
Der Fachbeirat tagte am vergangenen Donnerstag zum dritten Mal. Wie hoch das Interesse an dem Gremium ist, zeigt, dass alle 17 Teilnehmer, die teilweise von weit her angereist kommen, immer anwesend sind. In einer Prognose hatte der Fachbeirat festgestellt, dass es 6.300 Mannjahre dauern wird, alle beim Einsturz des Historischen Archivs gefundenen Dokumente fachgerecht zu restaurieren. Und 10 Prozent liegen ja immer noch an der Severinstraße und können erst geborgen werden, wenn die Schutzbauten errichtet sind. Die sollen aber nach Auffassung des Fachbeirats alle geborgen werden, denn unter dem Begriff „Kahnakten“ können auch Dokumente die länger im Wasser gelegen haben wieder restauriert werden.

"Das Historische Archiv Köln lebt"
Der Vorsitzende des Fachbeirates Prof. Dr. Wilfried Reinighaus, Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalens betonte immer wieder „Das Historische Archiv von Köln lebt“. Umso wichtiger sei es, es auch wieder in der Stadt sichtbar werden zu lassen. Da sind sich alle Experten einig. Zunächst wird ein Provisorium am Heumarkt entstehen, im Gebäude neben der Handwerkskammer, in dem jahrelang die Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer ihr Zuhause hatte. Dort werden zunächst rund 5.000 Digitalisate aus den Microfilmen wieder einsehbar sein. Reinighaus machte deutlich, dass die Welt auf Köln schaue und betonte mit Nachdruck die Restaurierung und Wiederherstellung des Historischen Archivs von Köln sei eine nationale Aufgabe.

Die jährlichen Mietkosten für das so genannte „Benutzerzentrum Innenstadt) am Heumarkt betragen voraussichtlich rund 509.600 Euro. Über eine entsprechende Ratsvorlage wird der Stadtrat am kommenden Donnerstag entscheiden. Die sieht zudem die Einrichtung eines „Restaurierungs- und Digitalisierungszentrums“ (RDZ) in der Logistikhalle von Möbel-Porta in Porz-Lind vor. Dort sollen die geborgenen Archivalien bis zum Bezug des Neubaus verfilmt und digitalisiert werden. Die jährlichen Mietkosten in Porz-Lind würden rund 1.350.000 Millionen Euro kosten. Ein erstes positives Signal sandte der Ausschuss Kunst und Kultur in seiner heutigen Sondersitzung an Dr. Bettina Schmidt-Czaia, die Leiterin des Historischen Archivs von Köln. Im Ausschuss sprach man sich dafür aus, der Beschlussvorlage zuzustimmen. Abzuwarten bleibt nun die Entscheidung des Rates.

Die Kölner Schätze verstreut über 19 Asylarchive von Flensburg bis Berchtesgarden
Derzeit sind die Kölner Archivalien auf 19 Asylarchive quer durch die Republik verteilt und die Archivare reisen von Ort zu Ort. In einem Kölner Vorort-Industriegebiet baut die Stadt Köln jetzt eine Halle um, um dort die Zusammenführung des Archives und die Digitalisierung vorzunehmen. Ein Umbau der Halle ist unter anderem Auflage des neuen Versicherers. Dr. Bettina Schmidt-Czaia rechnet damit dass es mindestens rund drei bis fünf Jahre dauern wird die Dokumente zu erfassen und wieder zusammenzuführen, bevor mit der eigentlichen Restaurierung begonnen werden kann. Auch wenn jetzt schon parallel Restaurierungen laufen.

Stiftung soll gegründet werden
Die Kosten der Restaurierung und des Wiederzusammenführens der Dokumente werden nach heutigen Preisen mit 300-500 Millionen Euro angegeben. Die Stadt will nun eine Stiftung gründen, die vor allem mit der Versicherungssumme von 60 Millionen Euro ausgestattet werden soll. Man hofft auf eine Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen, denn nur dann kann sich auch der Bund an der Stiftung beteiligen. Die endgültige Zusage aus Düsseldorf steht noch aus. In dem Betrag fehlt aber noch der Neubau des Archivs, der rund 80 Millionen Euro kosten soll. Der Fachbeirat unterstützt die Gründung der Stiftung und hofft, dass sich ähnlich wie bei der Anna Amalia Bibliothek oder der Dresdener Frauenkirche auch noch viele private Personen oder Unternehmen an der Stiftung beteiligen und so durch die Zustiftung über viele Jahre Kölns Historischem Archiv wieder zu altem Glanz verhelfen. Um auch in Berlin auf die Not des Kölner Archivs aufmerksam zu machen ist in 2010 eine Ausstellung im Gropiusbau geplant. Dort sollen Kostbarkeiten, die bereits wieder hergestellt sind, aber auch „Trümmerstücke“ gezeigt werden.

Cornelia Schlößer/Andi Goral, für report-k.de / Kölns Internetzeitung