Das Pressefoto zeigt die Radstation am Kölner Hauptbahnhof. | Foto: In Via/Radstation

Köln | Aus der Kölner Radstation am Kölner Hauptbahnhof kommt ausgerechnet im 20sten Jahr ihres Bestehens ein Hilferuf. Sie sieht sich durch die geplanten Kürzungen im Bereich des SGB II in ihrer Existenz gefährdet.

In den Bahnbögen unter dem Kölner Hauptbahnhof auf der Seite des Breslauer Platzes können Kölnerinnen und Kölner ihre Fahrräder parken, wenn sie mit der Bahn verreisen oder zur Arbeit fahren. Die Radstation ein Vorzeigeprojekt in vielerlei Hinsicht. Und für eine gelingende Verkehrswende in Köln dürften Projekte wie die Radstation ein wichtiger Bestandteil sein.

Sozialer Beschäftigungsbetrieb

Eine Institution in Köln feiert heute ihr zwanzigjähriges Bestehen, befindet sich jedoch gleichzeitig in einer bedrohlichen Situation. Die Radstationen am Hauptbahnhof und am Rheinufer sowie die Radwerkstatt am Bahnhof Köln-Süd, alle in Trägerschaft von IN VIA Köln, sind durch geplante Kürzungen im SGB II-Bereich in ihrer Existenz gefährdet. Seit 20 Jahren bieten sie nicht nur Fahrradservice, sondern schaffen auch Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose. Die Vorgaben des Jobcenters könnten nun das Ende dieser sozialen Beschäftigungsbetriebe bedeuten.

Am 15.11.2003 hat IN VIA Köln die Radstation am Hauptbahnhof Köln übernommen. Es ist ein Integrationsbetrieb entstanden, der Jugendlichen, Frauen und Männern ohne Perspektive eine Beschäftigung bietet. Der Betrieb konzentriert sich auf Parken, Mieten und Service. Am 01.11.2017 eröffnete IN VIA Köln die Radwerkstatt am Bahnhof Köln-Süd und erweiterte damit das Angebot rund um das Thema Fahrradmobilität in Köln. Ein saisonaler Fahrradverleih am Rheinufer und geführte Stadtrundfahrten durch Köln sind mittlerweile auch Teil des Angebots. Die Radstationen Köln sind nicht nur ein Symbol für Fahrradmobilität in der Domstadt, sondern auch ein beeindruckendes Beispiel für erfolgreiche soziale Integration.

Radstation in ihrer Existenz gefährdet

Andrea Redding, Vorstandssprecherin von IN VIA Köln, äußert ihre tiefe Besorgnis über die bevorstehenden Kürzungen: „Unsere Radstation am Hauptbahnhof und auch die Werkstatt Köln Süd sind soziale Beschäftigungsbetriebe. Hier arbeiten Menschen in Arbeitsgelegenheiten und im Kontext von §16i SGB II dauerhaft gefördert. Allein die Öffnungszeiten des Fahrradparkbereichs am Hauptbahnhof könnte man mit regulär Beschäftigten überhaupt nicht gewährleisten.“ Nun ist es aber so, dass beide Instrumente bereits seit Jahren immer stärker eingeschränkt und nun noch weiter gekürzt werden sollen. „Wie stark, das wissen wir noch nicht, aber im Bereich 16i gibt das Jobcenter die Vorgabe, dass in Köln nur noch der 1. Arbeitsmarkt gefördert werden soll. Vor diesem Hintergrund müssen wir die Radstation völlig neu denken, wenn wir nicht im kommenden Jahr das Licht ausmachen und abwickeln wollen“, so Redding.

Luca Cappelazzo, Koordinator der Radstation Köln: „Bereits in den letzten Jahren ist es uns oft nur mit großer Anstrengung gelungen, die Öffnungszeiten aufrecht zu erhalten. Personalmangel und die aktuell geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt stellen uns als Sozialbetrieb vor enorme Herausforderungen. Unsere Radstationen sind nicht nur ein Anlaufpunkt für Fahrradbegeisterte, Pendler und Touristen, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Stadtsauberkeit und zur Reduzierung von frei abgestellten Fahrrädern im Bahnhofsumfeld. Die mögliche Schließung hätte nicht nur soziale, sondern auch städtebauliche und klimapolitische Auswirkungen.“

ag