Auffälligkeiten an der Lamelle 11
In der heutigen Hauptausschusssitzung wurden heute starke Indizien für Schlitzwandmängel im Bereich des Schadens Stadtarchiv benannt. So interpretieren die Gutachter die Massenbilanz des Betonierprotokolls als Indiz dafür, dass die Schlitzwand im unteren Bereich eine Verjüngung hat. Dies führen die Gutachter auch darauf zurück, dass nach Problemen mit dem 3,40 Meter breiten Standardgreifer ein nur 2,80 Meter breiter Greifer eingesetzt wurde. Festgestellt wurde unter anderem auch, dass ein Fugenblech abgerissen worden ist, dessen Auftauchen 2005 falsch interpretiert worden sei. Die Gutachter gehen heute nach der Massenbilanz der Betonage davon aus, dass im unteren Bereich rund 60 cm Beton fehlen. Als weiteres Indiz interpretieren die Gutachter auch einen um 20 cm höher liegenden Verpressanker an der Lamelle 11, als andere Verpressanker auf dieser Schlitzwandseite des Gleiswechselbauwerkes Waidmarkt. Eigentlich müssten alle Verpressanker auf einer gedachten Linie liegen. Die Gutachter führen dies darauf zurück, dass es Schwierigkeiten beim Einführen des 2,80 Meter breiten starren Bewehrungskorbes gegeben haben muss. Dieser sei wahrscheinlich nicht mittig, sonder exzentrisch eingebaut worden. Auch ein Bewehrungsanschluss liegt zu hoch. Spannend ist die Einschätzung der Gutachter nach einer Frage von FDP Mann Sterck. Sterck fragte ob diese Unregelmäßigkeiten schon früher hätten auffallen müssen. Der Fachmann habe sozusagen schon nach der Betonage sehen können, dass etwas nicht gestimmt habe, der technische Unterschied mit 20 cm aber so reflektiert werde, dass dies bedeuten kann das das Bild üblich sei. Nach heutiger Kenntnis sei dies aber natürlich ein Indiz, dass hier etwas faul ist. So spreche die Kölner Staatsanwaltschaft mittlerweile von einem Beweissicherungsbauwerk, statt von einem Besichtungsbauwerk, dass an der Stelle der Lamelle 11 errichtet werden soll.

Inbetriebnahme der Nord-Südstadtbahn frühestens 2015-2017
Der KVB-Vorstand Fenske bestätigte dem Rat der Stadt Köln, dass man frühestens 2015-2017 mit einer Gesamtinbetriebnahme der Nord-Südstadtbahn rechnen könne. Alleine die Arbeiten am Bergungs- und Besichtigungsbauwerk werden bis Ende 2011 andauern. Erst nach Abschluss dieser Arbeiten sei es möglich die Arbeiten am Gleiswechselbauwerk fortzuführen. Fenske rechnet damit zum Jahreswechsel 2011/2012, nannte diesen Termin aber auch ein "optimistische Schätzung". Durch diese Terminverschiebungen sei nun doch eine zuvor von der KVB abgelehnte Teilinbetriebnahme erwogen worden. Dazu gab es nun eine Ende 2009 in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie, die der KVB nun seit 14 Tagen vorliege. Danach könnte man im Norden die Linie 5 nicht mehr zum Reichensberger Platz führen, sondern zunächst bis 2012 bis zur Haltestelle Rathaus und 2013 bis zum Heumarkt. Dies würde rund 6-8 Millionen Euro an verlorenen Zusatzkosten bedeuten. Allerdings würde man 2013 damit die Linie 5 dann an die Ost-Westverbindung anschließen können. Immerhin würden aber keine weiteren Betríebskosten entstehen, da die Linie 5 nur über eine neue Strecke geführt werden muss.

Anders sieht es dagegen im Kölner Süden aus. Hier würde eine Inbetriebnahme eines Teilstückes mit Wechsel in Rodenkirchen rund 10 Millionen Euro kosten, plus der Kosten für Bahnen und Fahrpersonal. Die Bahn würde dann bis zur Severinsstraße geführt werden können. Zudem überlegt die KVB anscheinend die Buslinie 106 neu am Rheinauhafen entlang zu führen.

Frohe Botschaften von den ersten geborgenen Unterwasserarchivalien
Die Leiterin des städtischen Archivs Dr. Schmidt-Czaja zeigte Fotos von erstaunlich gut erhaltene Archivalien, die bei den Pfahlbohrbauarbeiten, die derzeit für das Bergungsbauwerk laufen, geborgen wurden. Gerade das Papier sei noch gut erhalten und die Schriften lesbar. Bei den Funden handelte es sich vor allem um Bestände des Ausländeramtes und des Kölner Rechtsamtes. Auch römische Funde wurden gemacht. In acht von 15 bisher erfolgten Bohrlöchern wurden Archivalien gefunden. Die Pfahlbohrarbeiten sollen Ende Juli abgeschlossen sein. Der Leiter der Arbeiten erzählte auch von einer erstaunliche Gutachterdichte, die aktuellen Arbeiten begleiten. Einmal seien an einem einzigen Bohrloch 14 Gutachter gesichtet worden.

[ag]