Die acht kaufmännischen Unternehmensberater der Handwerkskammer zu Köln haben im vergangenen Jahr 1.070 Beratungen (im Jahr 2007: 1.042) erbracht, mehr als die Hälfte der Beratungen entfielen auf Existenzgründungen. In der Beratungsbilanz 2008 hat die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise noch keine Spuren hinterlassen, im letzten Quartal von 2008 „ist die Zahl der Krisen- und Insolvenzberatungen nur leicht gestiegen“, teilt Jürgen Fritz, der für die Unternehmensberatung zuständige Geschäftsführer der Handwerkskammer, mit. Doch vor allem Handwerksunternehmen, die hohe Umsatzanteile mit Geschäftspartnern in krisenanfälligen Wirtschaftszweigen erzielen, sollten Vorsichtsmaßnahmen treffen. Beispielsweise sollten sie bei größeren Aufträgen Anzahlungen und Abschlagszahlungen vereinbaren und vor Vertragsabschluss Auskünfte über neue Geschäftspartner einholen, so Fritz’ Empfehlung. Zudem müssten Inhaber kleinerer Betriebe überprüfen, ob sie den Geldeingang konsequent genug überwachen und wie sich das Mahnwesen verbessern lässt.

Wichtig: Symptome der Krise nicht verdrängen
Wer einen guten Kontakt zum Kundenberater seiner Hausbank pflegt und rechtzeitig bei seinem Kreditinstitut die Bilanz und andere Unterlagen einreicht, ist in einer besseren Ausgangslage, wenn der Handwerksbetrieb, etwa wegen steigender Außenstände, Überbrückungskredite braucht. In einer Rezessionsphase nimmt die Gefahr unverschuldeter Konkurse zu, „darauf sind Unternehmer mental nicht vorbereitet“. Falsch sei es, erste Krisensymptome zu verdrängen –. Mit Unternehmern, die frühzeitig die Unternehmensberatung der Kammer einschalten, könne die Erarbeitung eines Konzeptes zur Unternehmenssicherung am ehesten gelingen. „Und genau so falsch ist es, panikartig zu reagieren und beispielsweise auf unseriöse Hilfsangebote einzugehen und viel Geld für einen Unternehmensberater, der von der Notlage des Betriebs profitieren will, auszugeben“, betont Fritz. Für ein insolvenzgefährdetes Unternehmen stellt die KfW Geld für zehn Beratertagewerke zur Verfügung, Anträge von Handwerksunternehmen werden von der Handwerkskammer betreut.

Bilanz "Regionales Netzwerk Unternehmenssicherung": wenig hilfreich
In Köln gibt es seit gut einem Jahr das von der Kölner Wirtschaftsförderung initiierte „Regionale Netzwerk Unternehmenssicherung“, zu dem sich die Stadt Köln, IHK, Handwerkskammer, DGB, Arbeitgeberverbände, Agentur für Arbeit usw. zusammengeschlossen haben. Die Absicht, mit Hilfe dieses Gremiums Anfragen insolvenzgefährdeter Unternehmen koordinieren zu wollen, sei gut gemeint, aber für den typischen Handwerksbetrieb nicht allzu hilfreich, zieht Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, eine skeptische Bilanz dieser Initiative. Wenn ein Unternehmen zu scheitern drohe, seien Vertraulichkeit und Diskretion gefragt, da offenbare man sich nicht vor großer Runde.

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