Seit Oktober haben die Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn 3.825 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Zunahme von 5,5 Prozent, erklärte Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. Damit „stellt das Handwerk seine Krisenfestigkeit unter Beweis“, betonte Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, bei der Verleihung des Ausbildungspreises der Kammer. Beim Wettbewerb um den „Top-Ausbildungsbetrieb 2010“ hat die Jury 15 Handwerksbetriebe nominiert. Beworben hatten sich über 100 Unternehmen. Die Auswahl war der Jury nicht leicht gefallen. „In vielen der eingereichten Bewerbungen zeigte sich vorbildlicher, nachahmenswerter und preiswürdiger Ausbildungseinsatz“, lobte Wollseifer.

Bäckerei Hardt für Kreativität ausgezeichnet
Der Wettbewerb um den „Top-Ausbildungsbetrieb“ wird in drei Kategorien ausgetragen. In der Kategorie „Kreativität und Aktivität“ wurde die Bäckerei Hardt GmbH aus Köln-Porz als Top-Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet. Dieses Unternehmen fördere die Selbstständigkeit des Berufsnachwuchses, indem die Lehrlinge in einer „Azubi-Fililale“ weitgehend eigenverantwortlich tätig seien, lobte Weltrich. In Schulen und auf Ausbildungsbörsen stelle die Bäckerei Hardt engagiert die Ausbildung zum Bäcker und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk vor. In der Kategorie „hohes soziales Engagement“ war die Bonner Schreinerei Stefan Hampel der diesjährige Preisträger, da sie auch Jugendlichen mit Vermittlungsschwierigkeiten eine Chance gibt. Der Preisträger in der Kategorie „besonders gute Ergebnisse in der Ausbildung“ war die E & W Odenthaler Kunstschmiede. Jeder der drei Preisträger erhielt ein Preisgeld von 5.000 Euro.

Kölner Uni erhält Ehrenamtspreis
Mit dem Ehrenpreis der Handwerkskammer zu Köln wurde die Universität zu Köln ausgezeichnet. Die Universität bildet in 17 unterschiedlichen Ausbildungsberufen aus. Unter den Auszubildenden sind überdurchschnittlich viele Jugendlicher mit Schwerbehinderung, 42 Prozent der Lehrlinge kommen aus Zuwanderungsfamilien. Beim Leistungswettbewerbs des Handwerks haben die von der Universität ausgebildeten Feinmechaniker und Buchbinder vordere Plätze belegt. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks ehrt in einem bundesweiten Wettbewerb engagierte Ausbildungsbetriebe, für diesen „Heribert-Späth-Preis“ nominiert die Handwerkskammer zu Köln Wolfgang Oehm, den geschäftsführenden Gesellschafter der ONI-Wärmetrafo GmbH, Lindlar. Das Unternehmen hat 250 Mitarbeiter, darunter 32 Auszubildende.

„Ausbildung ist Ehrensache und gesellschaftliche Verpflichtung“
An der Feierstunde in der Clublounge des Kölner Stadions nahm auch Nordrhein-Westfalens neuer Arbeitsminister Guntram Schneider teil. Er lobte die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe in NRW. „Für das Handwerk ist die Ausbildung eine Ehrensache und gesellschaftliche Verpflichtung“, so Schneider. Denn „jeder Euro für eine Ausbildung ist eine Investition für die Zukunft“, so NRWs Arbeitsminister weiter. Wichtig sei es, auch Jugendlichen mit einer geringeren Qualifikation eine Chance zu geben. Er wolle sich daher in seiner Amtszeit verstärkt dafür einsetzen, alle Jugendlichen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu gehörten auch vermehrte Anstrengungen für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Kritik übte Schneider in seiner Rede an der vergangenen Bildungspolitik. „Schulen bereiten Jugendliche zu wenig auf die Chancen der dualen Ausbildung sowie auf das Arbeitsleben vor“, erklärte Schneider. Er wolle auch Hochqualifizierte von einer dualen Ausbildung überzeugen. Denn derzeit würden „viel zu viele Jugendliche in hohen Schulbildungen verharren“, so NRWs Arbeitsminister.

Problematisch sei auch das Ungleichgewicht auf dem Ausbildungsmarkt. Viele junge Menschen hätte heute bei ihrer Berufsentscheidung keine Wahlfreiheit. Denn außerhalb des Handwerks würden immer noch zu wenige Betriebe die Ausbildung des Nachwuchses selbst übernehmen wollen. Zu groß seien darum die Anzahl der Ausbildungsplätze in verschiedenen Regionen und Branchen. Ziel der neuen Regierung sei es darum eine „Ausbildungs-Garantie“, so Schneider, einzuführen. Danach soll jeder Jugendliche Anspruch auf einen Ausbildungsplatz haben.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung