2 bis 3 Prozent Wachstum 2012
"2011 war für das Handwerk ein starkes Jahr, wirtschaftlich war es in einigen Branchen eines der besten Jahre seit langem", betonte Weltrich heute. Nach den vorläufigen Berechnungen der Kammer hat sich der Umsatz insgesamt um gut fünf Prozent auf 15,4 Milliarden Euro erhöht. Einige Branchen konnten dabei zweistellige Zuwachsraten verbuchen. Dazu gehörte etwa das Baugewerbe. Den Unternehmen half nicht nur das Konjunkturpaket II, sondern auch die Finanzkrise. Denn aufgrund dieser investierten die Kölner vermehr wieder in ein Eigenheim, erklärte Weltrich heute. Insgesamt konnte "der Umsatzeinbruch aus 2009 mehr als wett gemacht werden", betonte Weltrich. Auch auf dieses Jahr blickt der Hauptgeschäftsführer zuversichtlich. "Wir gehen mindestens bis zum Sommer von einer guten Geschäftslage aus", sagte Weltrich. Schon jetzt hätten viele Unternehmen Aufträge bis in den Sommer hinein.

Für 2012 rechnet Weltrich mit einem Umsatzwachstum von zwei bis drei Prozent. Sorge bereitet derzeit allein das Fleischergewerbe. Die regionalen Fleischer mussten 2011 einen Umsatzrückgang von knapp 3 Prozent hinnehmen. Dabei reduzierte sich die Anzahl der Betriebe von 333 auf nunmehr 307 Unternehmen. Der Grund: Die Verbraucher gehen laut Weltrich nur noch zum "Fleischer ihres Vertrauens", wenn gerade ein Fleischskandal in den Medien ist, sonst bevorzugen sie das billigere Fleisch in den Supermärkten.

Kaum neue Stellen geschaffen
Weil die Unternehmen in der Wirtschaftskrise an ihrem Stammpersonal festgehalten haben, gab es 2011 keinen sprunghaften Anstieg der Beschäftigen. Insgesamt lag der Beschäftigtenzuwachs in den ersten drei Quartalen 2011 etwas unter einem Prozent. Auch bei den abgeschlossenen Ausbildungsverhältnissen verzeichnet die Stadt Köln nur ein geringes Plus. Insgesamt wurden 2011 über 2.400 Ausbildungsverträge unterzeichnet. 300 Ausbildungsplätze blieben im vergangenen Jahr frei. Dieser Trend werde sich in den kommenden Jahren verstärken, prognostizierte Weltrich. Zwar werde es künftig mehr Ausbildungsangebote geben, die Zahl der abgeschlossenen Verträge könnte jedoch sogar rückläufig werden. Denn aufgrund des Fachkräftemangels wird es für die Unternehmen schwieriger einen qualifizierten Auszubildenden zu finden. Für junge Leute ist dieser Trend dagegen eine positive Nachricht: Denn sie finden künftig leichter einen Platz – sogar in den besonders beliebten Branchen.

"Politik zwingt die Unternehmen so zu einer Investition in veraltete Technik"
Die gute Entwicklung im Handwerk sei jedoch kein Selbstläufer, so Weltrich. Die Politik müsse für entsprechende Rahmenbedingungen sorgen. Nur dann "kann das Handwerk wieder als Stabilisator für die gesamte Wirtschaft dienen", so Weltrich. Schädlich sei dagegen der Beschluss der Stadt Köln, die Umweltzone zum April 2012 deutlich zu erweitert. Schon jetzt hätten rund 15 Unternehmen in der Region noch keine Plakette. Ab 2013 dürfen dann nur noch Fahrzeuge mit grüner und gelber Plakette in die Zonen hinein. Ein Umrüsten der Fahrzeuge empfiehlt Weltrich den Unternehmen jedoch nicht. Schließlich sollen ab 2014 nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette in den Umweltzonen fahren dürfen. Zudem, so Weltrich, sei inzwischen nicht mehr der Feinstaub, sondern vor allem Stickstoffdioxid ein Problem. Dies könnte jedoch erst mit den leichten Nutzfahrzeugen der Euro-Abgasstufe 6 gelöst werden. Diese soll es jedoch erst 2014 geben. "Die Politik zwingt die Unternehmen so zu einer Investition in veraltete Technik", kritisierte Weltrich.

Kritik übte der Hauptgeschäftsführer auch an der derzeitigen Landesregierung. Diese hat di Dichtheitsprüfung der Abwasserkanäle zunächst gestoppt, die die vorherige Landesregierung veranlasst habe. Rund 200 Unternehmen in der Region hätten sich darauf jedoch bereits vorbereitet. So wären bereits 300 Mitarbeiter in Köln und Umgebung fortgebildet worden, viele Unternehmen hätten sich zudem eine Grundausstattung an Geräten für die Dichtheitsprüfung angeschafft. Diese würden rund 25.000 bis 40.000 Euro kosten. Die Investition habe sich nun nicht gelohnt, Unternehmen blieben auf ihren Kosten sitzen, beklagte Weltrich.

[cs]