22 Prozent der Handwerksunternehmen in der Region Köln-Bonn können nicht alle angebotenen Ausbildungsplätzen besetzen. Das ergab eine Umfrage der Handwerkskammer, an der sich 443 Ausbildungsbetriebe beteiligt haben. Unter den Gründen, weswegen das Angebot an Ausbildungsplätzen nicht vollständig ausgeschöpft wird, steht der Mangel an geeigneten Bewerbern an erster Stelle. Bei der im Spätsommer durchgeführten Umfrage teilten einige Unternehmen mit, dass der unter Vertrag genommene Jugendliche die Ausbildungsstelle erst gar nicht angetreten hat oder es bereits in der Probezeit zum Ausbildungsabbruch kam.

Mittlerweile verlangen 14 Prozent der Handwerksbetriebe, dass der Lehrstellenbewerber Abitur vorweisen muss. Für 37 Prozent der Unternehmer spielt die Frage, um welchen Schulabschluss es sich handelt, keine Rolle. Und immerhin 40 Prozent der Ausbildungsbetriebe richten ihre Lehrstellen ausdrücklich auch an Jugendliche mit Hauptschulabschluss. Die „immer wieder geäußerte Vorstellung, dass Schulabgänger aus der Hauptschule ohne jede Chance sind, entspricht nicht der Wirklichkeit der handwerklichen Ausbildungsverhältnisse“, betont Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln.

Gerade in den vergangenen Monaten hätten sich für alle Schulabgän-ger die Perspektiven am Lehrstellenmarkt spürbar verbessert. „In den letzten zwölf Monaten haben die Handwerksbetriebe in der Region Köln-Bonn 5.996 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, das ist ein Plus von 10,4 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum“, so Weltrich. Er zeigte sich besonders erfreut, dass sich dieser ausgesprochen positive Trend in allen Teilen des Kammerbezirks durchgesetzt hat. So hat das Handwerk im Raum Bonn/Rhein-Sieg den Rückgang im vergangenen Jahr überzeugend ausgleichen können, mit 1.671 neuen Lehrverträgen ergibt sich hier ein Anstieg von 21 Prozent.

Um 7,7 Prozent auf 575 Lehrverträge hat sich das Ausbildungsengagement des Handwerks im Rhein-Erft-Kreis erhöht, um 9,7 Prozent auf 884 Lehrverträge im Rheinisch-Bergischen Kreis mit Leverkusen. Im Oberbergischen Kreis wurden 471 Ausbildungsverhältnisse neu abgeschlossen, der Zuwachs um 30 Prozent fällt auch deswegen so hoch aus, weil es hier 2005/06 einen spürbaren Einbruch bei der Zahl der Lehrverträge gegeben hatte. Im Stadtgebiet Köln fällt der Zuwachs von zwei Prozent bei den neuen Ausbildungsverhältnissen niedriger aus, weil das Kölner Handwerk im Jahr zuvor bereits eine Steigerung von fast neun Prozent bei den neuen Ausbildungsverträgen erreicht hatte.

Die Ausbildungsintensität, gemessen am Anteil der Lehrlinge an allen Beschäftigten, sei im Handwerk erheblich höher als in der Industrie und in den meisten Dienstleistungsbranchen, teilt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer mit. Angesicht der erfreulichen Ausbildungsbilanz in diesem Herbst führe es „zu Irritationen bei unseren Ausbildungsbetrieben, wenn von einigen Kreisen alle Probleme am Ausbildungsmarkt undifferenziert der Wirtschaft angelastet werden“. Weltrich verwies darauf, dass bei der aktuellen Umfrage der Kammer fast jedes dritte Unternehmen mitgeteilt habe, dass es seine Ausbildungsplätze nicht der Arbeitsagentur melde. Die von der Arbeitsverwaltung vorgelegten Zahlen „sind zwar ein wesentlicher Indikator für die Bewertung der Lage am Ausbildungsmarkt, aber nicht der ausschließliche Maßstab“.

Bei dem von der Handwerkskammer erstellten Fragebogen konnten die Betriebsinhaber auch ankreuzen, welche Anforderungen sie an die Lehrstellenbewerber stellen. Rund 85 Prozent der Unternehmer erwar-ten die Beherrschung der deutschen Sprache und der Grundrechenarten. Sogar 91 Prozent wünschen, dass der Bewerber zuvor ein Praktikum im Betrieb absolviert hat. Weniger wichtig sind gute Schulnoten (64 Prozent) und fehlerfreie Bewerbungsunterlagen (57 Prozent). Ausgesprochen viel Wert wird dagegen auf Sozialkompetenz gelegt, zwischen 85 und 90 Prozent der Unternehmer erwarten vom Lehrstellen-bewerber Einsatzwille, Interesse und Aufgeschlossenheit, Pünktlichkeit und gute Umgangsformen.

[ag; Quelle: HWK]