Handschriften glänzen im neuen alten Glanz
„Es waren dramatische Momente als wir die Handschriften geborgen haben“, erzählte heute Letha Böhringer, Archivarin und Handschriftenkuratorin. „De animalibus“ von Albertus Magnus blieb sogar wochenlang vermisst. Das Buch war in eine falsche Kiste geraten und wurde eher zufällig wieder gefunden. Dank der Schuber und Holzdeckel der Bücher waren sie jedoch nach dem Einsturz in einem überraschend guten Zustand. Beschädigt waren hauptsächlich die Einbände. So war etwa der Pergamentrücken des „Postilla in Matthaeum“ längs und quer gerissen. Vorsichtig musste hier Restauratorin Sabine Güttler den beschädigten Rücken abtrennen und durch einen neuen Lederrücken ersetzen. Besonders schwierig war es dabei den Rot-Ton des Originals zu treffen.

Eine der Hauptaufgaben für die Restauratorin bestand darin, jede einzelne Seite der Handschriften von dem Baustaub zu befreien. „Dieser Staub hat sich in jeder noch so kleinen Ritze festgesetzt“, erklärte sie heute. Dabei ist er für die Pergamentbücher besonders gefährlich. Wird er nicht vollständig entfernt, kann der alkalihaltige Staub das Pergament in 50 bis 100 Jahren vollkommen zersetzen. Mit feinen Pinseln und kleinen Schwämmen aus Naturlatex musste Güttler darum jede Seite und jede Rille vorsichtig entstauben. Sieben Stunden hat sie dafür bei beiden Büchern benötigt. Insgesamt hat sie pro Buch etwa 30 Stunden Arbeit investiert. Dank ihr erstrahlen die Bücher nun im neuen alten Glanz.


Foto: "Postilla in Matthaeum" von Albertus Magnus wurde als "Reliquie" verehrt


Bücher von unschätzbarem Wert
Der historische Wert beider Bücher ist kaum zu messen. „Sie sind ein Weltkulturerbe“, betonte heute Letha Böhringer. Denn weltweit gibt es nur rund sechs Handschriften des Albertus Magnus. Die Ausgabe „De animalibus“, verfasst um etwa 1258, ist zudem die einzige vollständig erhaltene Abschrift dieses Werkes. Albertus Magnus führte mit seinem Buch die Naturwissenschaft wieder in die Philosophie ein. Mit seinen selbst eingebrachten Beobachtungen aus der Natur legte er mit „De animalibus“ den Grundstein für die spätere empirische Philosophie. Die zweite Kölner Handschrift des Albertus Magnus, der Kommentar des Matthäus Evangeliums – „Postilla in Matthaeum“ – wurde von den Dominikanern sogar als Reliquie verehrt, so Böhringer. Deutlich werde dies auch durch den roten Ledereinband des Buches. Weil die Farbe Rot besonders schwierig herzustellen war, erhielten im 13. Jahrhundert nur sehr wenige, ausgewählte Bücher einen roten Einband.

„Ich wollte einfach helfen“
Möglich wurde die Restaurierung der Handschriften durch die Spenden von Köln Bürger. Zusammen spendeten Dirk Rodekirchen, Wolfgang Schönenberg, Gertrud Schröter, Albert Hopmann, Wolfgang Dahl im Namen der Bank-Verlag GmbH, Hans-Dieter Krebs, Peter Schmitz und Kornelia Reinhard-Schmitz sowie die Johannis-Freimaurerloge Albertus Magnus e.V. für die beiden Handschriften. Sie erfuhren im vergangenen Jahr von dem Spendenaufruf der Stadt und meldeten sich sofort. „Ich wollte einfach helfen, diese Schätze zu retten“, erzählte heute Dirk Rodekirchen.

Kulturdezernent Georg Quander dankte den Spendern heute und appellierte an weitere Bürger, Geld für die Restaurierung der Archivalien zu spenden. Insgesamt werden in den kommenden 30 Jahren voraussichtlich 350 bis 400 Millionen Euro benötigt, um die Dokumente zu restaurieren. Bürger können dabei eine Patenschaft für die Archivalien übernehmen und die Stadt somit unterstützen. Bislang sind 20 Patenschaften zustande gekommen. Welche Dokumente für Patenschaften angeboten werden, erfahren sie auf der Internetseite des Historischen Archivs.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung