Endspielzeit in der Eugen-Haas-Halle
Die altehrwürdige Sportstätte war in blau und weiß getunkt, die Luft knisterte, es war fast spürbar, dass heute ein besonderes Spiel anstand: Das Hinspiel des Finales im europäischen Pokalsiegerwettbewerb – und die VfL-Profis waren gleich bei der Sache. Granollers machte den ersten Torwurf, doch VfL-Keeper Goran Stojonovic parierte. Mit einem langen Pass schickte Drago Vukovic Kreisläufer Jörg Lützelberger auf die Reise, der sicher zum 1:0 einnetzte. Die Spanier glichen durch ein Siebenmetertor aus, doch erneut der formstarke Jörg Lützelberger brachte die in orange aufspielenden Oberberger wieder in Führung. Alvaro Ferrer schaffe das 2:2, doch nach einer schnellen Mitte traf Linksaußen Adrian Wagner zum 3:2 (5. Minute). Der VfL bestimmte von Beginn an das Tempo, dem Hasanefendic-Team war der Siegeswille anzumerken. Drago Vukovic sorgte mit seinem Treffer für die erste Zwei-Tore-Führung des Tages, die Spanier konterten jedoch umgehend und verkürzten auf 4:3. Durch einen Doppelschlag von Geoffroy Krantz und Drago Vukovic ging der VfL mit 6:3 in Führung und als Vedran Zrnic ein Steal glückte und Jörg Lützelberger mit einem sehenswerten Pass bediente, lagen die Oberbergischen gar mit vier Toren vorne – 7:3/11. Minute.

Das Polster hatte nicht lange Bestand: Der Ex-HSVer Nicklas Grundsten und Marc Pujol verkürzten zum 8:6, Salvador Puig schaffte gar das 8:7. Die Spanier nutzten die wenigen Fehler der Hausherren gnadenlos und brachten sich wieder ins Spiel. Sead Hasanefendic zog daraufhin die grüne Karte und holte nun Spielmacher Viktor Szilagyi aufs Feld. Die Einwechslung des Österreichers machte sich sogleich bezahlt: Mit einem feinen Pass bediente Viktor Vedran Zrnic, der zum 9:7 traf. Das polnische Schiedsrichtergespann gab Granollers eine Chance vom Siebenmeterpunkt zu treffen, doch Goran Stojanovic lenkte den Ball an die Latte. Im folgenden Gerangel gab es die erste Zweiminutenstrafe für die Spanier, der VfL nutze die Überzahl und traf durch Drago Vukovic und Jörg Lützelberger – 11:7/20. Minute. Der spanische Coach Lorenzo Rueda nahm eine Auszeit, doch auch die einminütige Pause stoppte die Heimmannschaft nicht: Adrian Pfahl und Jörg Lützelberger mit seinem fünften Tor bauten die Führung auf 13:7 aus. Nach einigen torlosen Minuten gelang auch Granollers wieder ein Treffer, doch Viktor Szilagyi war aus dem Rückraum zur Stelle und erzielte das 14:9. Der VfL war in der Spur, auch der erste Siebenmeter des Spiel schlug im spanischen Kasten ein: Vedran Zrnic verwandelte sicher zum 15:9. Eine Aktion später musste der kroatische Rechtsaußen für zwei Minuten auf die Bank, auf einen Bruch im Spiel der Oberbergischen hofften der Gegner jedoch vergebens: Zwar gelang Granollers ein Tor, doch postwendend traf Viktor Szilagyi im Stile eines Scharfschützen in die rechte Ecke: 16:10/28. Minute. Der VfL war gerade wieder komplett, da musste Adrian Pfahl auf die Bank, die letzten zwei Minuten musste das Hasanefendic-Team wieder in Unterzahl ran. Granollers verkürzte durch zwei schnelle Tor auf 16:12, doch der VfL ließ sich nicht verunsichern und schlug in der letzten Spielminuten noch zweimal zu: Vedran Zrnic eiskalt vom Siebenmeterpunkt und der neben Goran Stojanovic beste VfL-Spieler des Tages, Jörg Lützelberger, sorgten für den 18:12-Halbzeitstand. 

Der VfL hatte den Anwurf zu Halbzeit zwei, Geburtstagskind Robert Gunnarsson kam aber einen Pass nicht zu fassen und verlor den Ball. Doch Granollers machte nichts aus dem Ballbesitz, stattdessen baute Vedran Zrnic mit einem technisch perfekten Heber die Führung auf 19:12 aus. Der VfL machte dort weiter, wo er in Halbzeit eins aufgehört hat: Jörg Lützelberger verwandelte einen Tempogegenstoß, Goran Stojanovic parierte den gegnerischen Angriff, Drago Vukovic schmetterte den Ball in die Maschen – 21:13 (34. Minute). Goran Stojanovic war selbst durch Siebenmeter nicht zu bezwingen: In der 36. Minute machte er auch diese Chance zunichte, es war bereits der vierte vergebene Siebenmeter der Spanier. Der VfL baute seine Führung kontinuierlich aus: Als Jörg Lützelberger mit seinem achten Treffer zum 24:17 traf, betrug der Vorsprung vorher nicht für möglich gehaltene neun Tore. In der 40. Minute ließ es dann auch der Teamkapitän zum ersten Mal klingeln: Robert Gunnarsson nutzte ein Szilagyi-Anspiel an den Kreis zum 25:17.

Der spanische Liga-Achte zeigte Moral und stemmte sich gegen die hohe Niederlage: Michael Apelgren traf zum 25:18, dazu musste Geoffroy Krantz auf zwei Minuten auf die Bank. Die Unterzahl ging 1:1 aus, dem spanischen Treffer folgte ein sehenswertes Unterarmwurftor von Viktor Szilagyi – 26:19/45. Minute. Der österreichische Nationalspieler war auch für das nächste VfL-Tor zuständig: Sein Rückraumkracher schlug unhaltbar für Fredrik Olander zum 27:20 im Netz ein. Geschlagen war Granollers aber noch nicht: Zwar baute Drago Vukovic die VfL-Führung auf 28:20 aus, doch eine 3:0-Serie brachte die Spanier wieder ins Spiel zurück (28:23/51. Minute). Sead Hasanefendic zog die grüne Karte und schickte Steffen Fäth aufs Feld, es dauerte aber geschlagene zwei Minuten, bis der VfL wieder traf: Vedran Zrnic netzte zum 29:23 ein. Sekunden später brachte das Schiedsrichterduo die VfL-Fans gegen sich auf, nach einer Stojanovic-Parade gab das polnische Gespann aus unerfindlichen Gründen den Ball an die Spanier zurück, der reklamierende Drago Vukovic wurde für zwei Minuten auf die Bank geschickt. In dieser wichtigen Phase war es einmal mehr Goran Stojanovic, der zur unüberwindbaren Hürde für Granollers wurde: Erst hielt er der Montenegriner einen Siebenmeter, dann lenkte er einen Wurf über die Latte. Weil zwischenzeitlich Adrian Pfahl einen Tempogegenstoß verwertete, lag der VfL wieder mit sieben Toren vorne: 30:23/54. Minute. Granollers blieb trotz Überzahl ohne Tor, Adrian Pfahl traf stattdessen mit einem satten Linkswurf zum 31:23 – die VfL-Fans saßen lange nicht mehr auf ihren Stühlen und ließen die Halle brodeln. Dreieinhalb Minuten vor Schluss musste Drago Vukovic erneut vom Feld, Grundsten nutzte den nummerischen Vorteil und verkürzte auf 31:24. Doch das Unterzahlspiel der Oberbergischen blieb stark: Mit seinem dritten Treffer hintereinander erzielte Adrian Pfahl das 32:24. Den Treffer der Spanier konterte Viktor Szilagyi aus ungewohnter Kreisläuferposition, das letzte Tor des Tages ging jedoch auf das Konto von Adrian Wagner: Der VfL gewinnt das Finalhinspiel mit 34:25 und fährt mit einem komfortablen Acht-Tore-Vorsprung nach Granollers.

Stimmen zum Spiel:
Sead Hasanefendic:
„Ich bin begeistert über die Stimmung unserer Zuschauer, wir hatten einen Gegner, der schnell und beweglich nach vorne spielt, der hier nichts zu verlieren hatte. Neun Tore sind im Handball viel, aber 13 Tore Differenz waren in anderen Spielen schon zu wenig. Wir fahren nach Granollers um auch dort eine starke Leistung zu zeigen. Wir werden nicht auf Ergebnis halten spielen, sondern versuchen zu gewinnen. Wir haben heute eine große Leistung abrufen können, gestützt auf einen ausgezeichneten Stojanovic und einen ebenso guten Lützelberger sowie eine starke kämpferische Leistung der ganzen Mannschaft. Für das Rückspiel werden wir uns besser vorbereiten können. Wir hatten zunächst das Auswärtsspiel in Flensburg, wo wir nicht gut ausgesehen haben und anschließend die Partie in Magdeburg. Nach der nächtlichen Rückkehr von dort hatten wir nur einen Tag zur Vorbereitung. Ich denke daher, dass wir im Rückspiel besser eingestellt sein können und träume schon ein Stück vom Pokal….

Jörg Lützelberger: „Schon gegen Aragon letztes Jahr sind mir neun Tore gelungen. Ich bin wohl immer besonders motiviert, wenn es um Titel geht. Eine Leistung wie heute kann man allerdings nicht über 40 Spiele abrufen, jetzt sind wir froh über die neun Tore Vorsprung und hoffen, dass es zum Pokalsieg reicht.“

„Meinen Glückwunsch an Gummersbach. Unser Angriff war heute leider zu schwach, tja und Goran Stojanovic war überragend und hat unfassbar viele Paraden gezeigt. In unserer Halle haben wir zwar Chancen, neun Tore sind allerdings sehr viel. Aber im Handball ist alles möglich. Wir werden unsere Tradition und alles was wir haben, in die Waagschale werfen. Wir hoffen, dass unsere Halle ausverkauft sein wird, denn mit unserem Publikum im Rücken sind wir zu besseren Leistungen im Stande“, sagte Granollers-Coach Lorenzo Rueda.

Tore VfL: Lützelberger 8, Szilagyi 6, Pfahl 5; Vukovic 5, Zrnic 5/2, Krantz 2, Wagner 2, Gunnarsson 1
Tore BM: Apelgren 4, Campos 4, Svitlica 4/1, Roblendo 3, Grundsten 3, Cutura 3, Pujol 2, Puig 1, Ferrer 1

Paraden Stojanovic 21 (davon drei gehaltene Siebenmeter)
Paraden Olander: 9
Strafminuten: VfL: 12/ BM 4
Zuschauer: 2200

[ag; Quelle: VFL]