Über zehn Tote nach Raketenangriff
Ein meterhoher Feuerballon war heute Morgen auf dem Flughafen Köln/ Bonn zu sehen. Dicker Rauch quoll anschließend hinter einem Flugzeug hervor und zog in einer dicken Wolke über das Gelände. Um das Flugzeug herum lagen rund 70 Personen – teilweise mit abgerissenen Gliedmaßen. Tatsächlich verletzt war glücklicherweise niemand, denn das Szenario war bloß eine Übung – wenn auch täuschend echt. Über 70 Statisten hatten sich dafür zur Verfügung gestellt. Sie wurden mit warmen Thermohosen ausgestattet, geschminkt und manch einer bekam sogar einen künstlichen Armstumpf angelegt.

Was Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte heute möglichst realistisch auf dem Flughafen übten war der absolute Ernstfall: eine Rakete – abgefeuert von Terroristen außerhalb des Flughafens – trifft ein gerade gelandetes Passagierflugzeug. 15 Menschen befanden sich derzeit noch im Flugzeug. Zehn von ihnen sind verletzt, fünf getötet. Weitere knapp 70 Menschen befanden sich bereits außerhalb des Flugzeuges. Dort erleiden 57 Personen Verletzungen, neun weitere Menschen sterben. Sofort wurde der Alarm ausgelöst und nur wenige Minuten später rasten die ersten Feuerwehrwagen heran. Feuerwehrmänner sprangen aus ihren Autos, zogen Schläuche heran und simulierten die Löschung des (nur virtuell) vorhandenen Feuers. Echtes Wasser wollten sie heute lieber nicht verspritzen. Denn bei den kalten Temperaturen wäre es sofort gefroren.

Eine Warteschlange aus Bahren
Während die ersten Krankenwagen ankamen, stand bereits das Sanitäterzelt. Feuerwehrmänner begannen nun damit, sich um die Verletzten zu kümmern. Rigoros teilten sie die Passagiere dabei nach verschiedene Kategorien ein: lebensgefährlich verletzt, verletzt und leicht verletzt. Alles musste nun koordiniert ablaufen, denn bei so vielen Verletzten konnten nicht alle gleichzeitig versorgt werden. Wer als lebensgefährlich verletz galt, wurde zuerst versorgt. Nach rund 20 Minuten hatte sich vor dem Sanitäterzelt der Feuerwehr bereits eine richtige Warteschlange von Verletzten auf Bahren gebildet. Sie erhielten erste Verbände und vor allem Wärmedecken. Währenddessen rückten immer mehr Rettungs- und Polizeiwagen auch aus der Innenstadt an. Sie nahmen die Verletzten auf und begannen damit, sie zu Kölner Krankenhäusern zu transportieren. Denn auch 13 Krankenhäuser nahmen heute an der Übung teil. Sie empfingen die Verletzten und versorgten sie wie im Ernstfall.

Wenn das Treiben um das Flugzeug herum für Außenstehende nach großem Chaos aussah, so hatte doch jeder seine genau zugeschriebene Aufgabe. Ob das bei dieser Übung auch funktioniert hat, wurde von zahlreichen so genannten Übungsbeobachtern festgestellt. Sie nahmen ohne in das Geschehen einzugreifen jeden Handgriff ihrer Kollegen auf. Die Ergebnisse werden anschließend vom Innenministerium ausgewertet. Auch zahlreiche Fotografen und Fernsehteams waren eingeladen. Sie durften das Geschehen jedoch nur aus einiger Entfernung beobachten, um laut Innenministerium die Übung nicht zu stören. Piloten wurden heute Morgen am Flughafen Köln/ Bonn übrigens dazu angehalten, ihre Passagiere über die Übung zu informieren, damit sie angesichts des riesigen Aufkommens an Rettungswagen, Feuerwehrautos und Polizeiwagen keine Angst bekämen.

Die größte Übung in der Geschichte des Landes
Immer wieder proben Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte solche Übungen. Heute war jedoch auch für sie ein besonderer Tag. Denn am Flughafen Köln/ Bonn fanden direkt drei Übungen gleichzeitig statt. Nachdem um 10:32 Uhr der simulierte Raketenangriff gestartet war, ereignete sich nur wenige Kilometer weiter um 11:47 Uhr ein weiterer Terroranschlag. Dort sprengte sich ein Selbstmordattentäter mit einer radioaktiven Bombe in die Luft. Bei diesem Anschlag verletzen sich rund 20 Menschen. Der Attentäter kommt ums Leben. Die Rettung gestaltete sich hier besonders schwierig, da die Verletzten aufgrund der Radioaktivität nicht einfach in Krankenhäusern eingeliefert werden konnten. Neben diesen beiden praktischen Übungen fand ein weiterer bundesweiter Test heute auch in Köln statt. Die Krisenmanagementübung (Lükex) wird allein auf dem Papier durchgespielt. Dabei werden mehrere terroristische Anschlagsdrohungen und Anschläge mit Sprengstoffen sowie chemischen und radioaktiven Stoffen simuliert. So wollen die Beteiligten Erfahrungen in der länder- und bereichsübergreifenden Zusammenarbeit sammeln und Abstimmungsprozesse beschleunigen.

300.000 Euro für mehr Sicherheit
Insgesamt waren heute in Nordrhein-Westfalen rund 4.000 Menschen in die Übungen eingebunden. Davon nahmen allein über 2.000 Einsatzkräfte an den beiden praktischen Übungen in Köln teil. 300.000 Euro hat der heutige Übungstag das Land gekostet. Das Geld sei jedoch gut angelegt, erklärte heute Innenminister Ingo Wolf. Er war nach Köln gereist und begleitete dort die Übung am Flughafen. „Es ist ein erklärtes Ziel der Landesregierung, die Sicherheit für die Bevölkerung ständig zu verbessern“, betonte Wolf. Die Übung diene dazu, die Zusammenarbeit von Polizei und Katastrophenschutz bei großen Schadensereignissen weiter zu testen und die Funktionsfähigkeit der landesweiten Katastrophenschutzkonzepte zu optimieren. „Jedes theoretische Wissen verblasst vor der Beweiskraft praktischer Erkenntnisse. Deshalb sind regelmäßige Übungen dieser Art unverzichtbar. Ein gut funktionierender Katastrophenschutz ist existentiell für die Menschen. Entscheidend ist es, im Schadensfall schnell helfen und zielgerichtet reagieren zu können“, sagte Wolf.

Weitere Fotos von der Übung folgen in Kürze

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung